Goldpreisanstieg vor allem auf Käufe von Gold-ETFs oder Gold-Fonds zurückzuführen

Der Goldpreis pendelt um die 2.000 US-Dollar. Das gelbe Edelmetall ist in der Gunst der Investoren wieder gestiegen. Doch wer sind die zentralen Treiber hinter dieser „Hausse“? INTELLIGENT INVESTORS sprach hierzu und zu den Gold-Aussichten mit Daniel Rauch, Fondsmanager Multi Asset bei der LBBW Asset Management.
21. September 2020
Daniel Rauch - Foto: © LBBW AM

Der Goldpreis pendelt um die 2.000 US-Dollar. Das gelbe Edelmetall ist in der Gunst der Investoren wieder gestiegen. Doch wer sind die zentralen Treiber hinter dieser „Hausse“? INTELLIGENT INVESTORS sprach hierzu und zu den Gold-Aussichten mit Daniel Rauch, Fondsmanager Multi Asset bei der LBBW Asset Management.

 

INTELLIGENT INVESTORS: 2020 ist ein sehr außergewöhnliches Kapitalmarktjahr. Ist das Edelmetall Gold der einzige Schutz gegen tiefgreifende Marktverwerfungen?

Daniel Rauch: Die Frage ist, ob Gold überhaupt ein Schutz gegen tiefgreifende Marktverwerfungen ist?

Im März dieses Jahres kam der Goldpreis ebenfalls unter Druck. Zweifelsohne nicht so stark wie andere Anlageklassen, aber in der Spitze verlor das gelbe Edelmetall in den zwei turbulenten Märzwochen eben auch mehr als 10%. Das warf mancherorts einige Fragen über die Rolle von Gold als „sicherer Hafen“ auf.

Aus meiner Sicht war der Preisrutsch damals jedoch auf die Knappheit der Liquidität am Markt zurückzuführen. Gold war noch eines der wenigen Anlageinstrumente, das zu einem vernünftigen Preis und ohne großen Abschlag zu den Kursen am Bildschirm verkauft werden konnte. Es ist also an dieser Stelle anzumerken, dass Gold nicht immun gegen Schocks oder Störungen an den Kapitalmärkten ist. Gold dient in derartigen Zeiten in erster Linie als eine wichtige Liquiditätsquelle zur Erfüllung von Margin-Forderungen und als Ausgleich von Verlustpositionen in anderen Anlageklassen.

Aus diesem Blickwinkel konnte Gold seiner Rolle als Schutz gegen Marktverwerfungen nur teilweise gerecht werden, denn wenn die Suche nach liquidierbaren Anlageklassen sehr groß ist, wankt auch die Bastion Gold.

 

II: Wie hat sich die Goldnotierung in zurückliegenden Krisen entwickelt?

Rauch: Das kommt auf die Art der Krise an. Vereinfacht kann man jedoch sagen, dass Gold in einer Liquiditätskrise ebenfalls leidet. Sobald die Liquidität durch steigende Zuversicht der Marktteilnehmer oder durch externe Hilfe, wie die Hilfe der Notenbanken, wieder zurückkehrt, gelingt dem Edelmetall Gold die Trendwende als eine der ersten Anlageklassen.

Interessant ist dabei auch zu beobachten, dass die weißen Edelmetalle Silber, Platin und Palladium die erste Erholungsrunde nur unterdurchschnittlich stark mitmachen. Erst wenn die Erholung bei Gold einige Zeit anhält und Anleger, die kein Gold gekauft haben, nach Möglichkeiten suchen, die entgangenen Gewinne „aufzuholen“, richtet sich das Augenmerk vieler Anleger auf die weißen Edelmetalle. Im Endeffekt werden dann die weißen Edelmetalle verstärkt gekauft und übertreffen die Entwicklung von Gold. So war es auch 2020 wieder.

 

II: Der Goldpreis ist deutlich gestiegen und notiert aktuell bei knapp 2.000 Dollar. Hält Ihrer Meinung nach dieser Trend an?

Rauch: Mittelfristig gehe ich von einem steigenden Goldpreis aus. Kurzfristig sehe ich bei der Marke von 2.000 US Dollar pro Feinunze allerdings einen zu starken Widerstand. Die Überschreitung dieses Widerstands im August war nicht überzeugend, und der Goldpreis konnte sich nicht oberhalb der 2.000 US Dollar festsetzen.

Das lag jedoch auch an der einseitigen Situation auf der Nachfrageseite. Normalerweise verteilt sich die Goldnachfrage auf mehrere Schultern. Das sind zum einen die Käufer von physischem Gold in Form von Schmuck, Barren oder Münzen, zum Beispiel die Notenbanken, die in den letzten Jahren auf der Käuferseite zu finden waren, und zum anderen die Spekulanten an den Terminbörsen und die Käufer von Gold-ETFs oder ‑fonds.

Seit März war es vor allem die Gruppe der Gold-ETFs oder ‑fonds, die Gold in Rekordhöhe erworben hatte. Wenn bei dieser Gruppe eine Sättigung eintritt und sich die anderen Goldkäufer gleichzeitig zurückhalten, gerät der Aufwärtstrend ins Stocken.

 

II: Welche Treiber identifizieren Sie für die Goldrallye?

Rauch: Für den Kursanstieg seit März sind vor allem die Gold-ETFs oder Gold-Fonds verantwortlich. Diese haben per Ende August mit rund 800 Tonnen weit mehr Gold erworben als im bisherigen Rekordjahr 2009 (643 Tonnen). Die diesjährigen Käufe sind sogar höher als alle Notenbanken weltweit im bisher stärksten Jahr 2018 (656 Tonnen) erworben hatten.

 

II: Gute Vorzeichen für das gelbe Edelmetall. Doch wie schaut es mit etwaigen Risiken aus? Welche Faktoren könnten hier wirken?

Rauch: Das Risiko besteht darin, dass die anderen Investorengruppen nur zögerlich wieder an den Markt kommen. Vor allem die Rückkehr der Käufer von physischem Gold in Form von Schmuck, Barren oder Münzen beziehungsweise die Notenbanken wären wünschenswert. Diese Gruppe ist ungleich zuverlässiger, denn die Hemmschwelle, physische Ware zu veräußern, ist höher als den Verkauf einer Position im Onlinedepot einzustellen. (ah)

Daniel Rauch — Foto: © LBBW AM

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