Gold als letzte Zuflucht?

In unsicheren Zeiten ist die Sehnsucht nach sicheren Häfen groß. Man wiegt sich in Geborgenheit. Gold erlebt derzeit (wieder einmal) eine Renaissance. Laut Ritu Vohora, Investment Director im Aktienteam bei M&G, sind die Vorzeichen für das gelbe Edelmetall weiterhin gut.
29. April 2020
Ritu Vohora

In unsicheren Zeiten ist die Sehnsucht nach sicheren Häfen groß. Man wiegt sich in Geborgenheit. Gold erlebt derzeit (wieder einmal) eine Renaissance. Laut Ritu Vohora, Investment Director im Aktienteam bei M&G, sind die Vorzeichen für das gelbe Edelmetall weiterhin gut.

 

„Im weltweiten Börsencrash stürzte Gold zwar ebenfalls ab, weil sich Anleger von liquiden Assets trennten und der Verfall des Ölpreises dazu führte, dass viele Zentralbanken ihre Goldkäufe einstellten – aber gleichzeitig konnte das Angebot an physischem Gold kaum mit der Nachfrage mithalten“, sagt Vohora. „Goldgestützten ETFs und ähnlichen Produkten flossen im ersten Quartal aus allen Weltregionen netto 23 Milliarden US-Dollar zu. Die Bestände stiegen auf den Rekordwert von 3.185 Tonnen im Wert von 165 Milliarden US-Dollar.“ Vohora sieht mehrere Faktoren, die sich zukünftig günstig für Gold auswirken dürften:

  1. „Das Edelmetall profitiert von den massiven Konjunkturpaketen der Regierungen und Zentralbanken, die „alles tun, was nötig ist“. Da es nicht wie andere Währungen einfach gedruckt werden kann, behält Gold seinen Wert und ist eine Art Gegenpol zu den heutigen gesetzlichen Zahlungsmitteln. Damit ist es wieder als Inflationsschutz interessant geworden, jedenfalls solange Zinsen niedrig oder sogar negativ sind und Notenbanken die angeschlagene Wirtschaft mit beispiellosen Liquiditätsströmen unterstützen. Außerdem wird die Investition in Gold auch attraktiver im Vergleich zu Anleihen, deren Renditen fallen oder sogar real in den negativen Bereich abrutschen.

 

  1. Die Zahl der Privatanleger, die physisches Gold kaufen wollen, hat erheblich zugenommen. Die Raffinerien stehen unter hohem Druck, die Nachfrage zu befriedigen. Zusätzlich werden die unterbrochenen Lieferketten aufgrund der Corona-Sperren den Preis wohl weiter in die Höhe treiben. Gleichzeitig dürfte sich jedoch die unsichere wirtschaftliche Lage negativ auf die Goldnachfrage für Schmuck auswirken – und Schmuck macht immerhin etwa 50% des jährlichen Goldverbrauchs weltweit aus, wobei Indien und China die größten Märkte sind. Zumindest kurzfristig könnte die Nachfrage der Anleger aber den Rückgang auf der Verbraucherseite mehr als ausgleichen.

 

  1. Selbst wenn wir von den Sperrungen wieder zu einer gewissen Normalität zurückkehren werden, werden die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie gravierend sein. Auf Gold wirkt sich diese Lage unterstützend aus.

 

  1. Gold ist der einzige Vermögenswert ohne Kontrahentenrisiko. Es kann zum Schutz vor einer Währungsabwertung beitragen, wenn die Zentralbanken die Märkte im Kampf gegen die Corona-Rezession weiterhin mit Liquidität überschwemmen und damit die Inflation möglicherweise anheizen. Nach der globalen Finanzkrise 2008 blieb die Inflation, entgegen der Hoffnung vieler Goldinvestoren, zwar aus – doch diesmal könnte es anders kommen.

Wohin sich der Goldpreis entwickeln wird, ist heute unmöglich zu sagen. Hohe Schwankungen und auch Gewinnmitnahmen sind wahrscheinlich. Offensichtlich erscheint nur, dass die globale Wirtschaft noch länger unter den Sperren und Einschränkungen durch die Corona-Pandemie und dem Ölpreisverfall leiden wird. In dieser Situation lohnt sich Gold als Teil eines gut diversifizierten Portfolios, da es sowohl knapp als auch äußerst liquide ist und zudem kaum mit anderen Vermögenswerten korreliert. Das kann Gold nicht nur zu einem Wertspeicher, sondern auch zur Versicherungspolice machen.“ (ah)

Foto: Ritu Vohora / © M&G

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