„Der Markt für Energiewendeprojekte ist nach wie vor von starkem Wachstum und Kapitalbedarf geprägt“

Die EB-SIM, der auf nachhaltige Investments spezialisierte Asset Manager der Evangelischen Bank, arbeitet weiter an der Energiewende. Erst kürzlich hat sie mit dem EB Clean Energy Debt dafür einen neuen Fonds aufgelegt. INTELLIGENT INVESTORS-Chefredakteur Alexander Heftrich sprach mit Senior Investment Manager Johannes Justinger nicht nur über das Produkt, sondern auch über Sinn und Finanzierbarkeit der Energiewende.
21. Dezember 2023
Johannes Justinger - Foto: Copyright EB-SIM

Die EB-SIM, der auf nachhaltige Investments spezialisierte Asset Manager der Evangelischen Bank, arbeitet weiter an der Energiewende. Erst kürzlich hat sie mit dem EB Clean Energy Debt dafür einen neuen Fonds aufgelegt. INTELLIGENT INVESTORS-Chefredakteur Alexander Heftrich sprach mit Senior Investment Manager Johannes Justinger nicht nur über das Produkt, sondern auch über Sinn und Finanzierbarkeit der Energiewende.

INTELLIGENT INVESTORS: Herr Justinger, mit Ihrem Fonds EB Clean Energy Debt wollen Sie helfen, die Energiewende umzusetzen. Was ist das Besondere an dem Fonds?

Johannes Justinger: Viele Fonds investieren ausschließlich in Energieerzeugung, also in Wind- oder Solarparks und Wasserkraft. Wir stellen uns hier bewusst breiter auf. Denn um die Energiewende erfolgreich zu gestalten, braucht es mehr als Energieerzeugung. Um den ökologisch erzeugten Strom optimal nutzen zu können, ist zudem der Ausbau von Netzen, Speichern und weiterer innovativer Infrastruktur gefragt. Auf der Eigenkapitalseite haben wir hier bereits ein breites Angebot, das sowohl Energieerzeugung als auch weitere Energiewende-Infrastruktur abdeckt. Nun ergänzen wir dieses mit einem reinen Fremdkapital-Fonds. Der neue als Artikel 9‑Fonds aufgelegte EB Clean Energy Debt bietet den Anlegern ein attraktives Rendite-Risiko-Profil und gleichzeitig weitere Diversifikation im Portfolio. Durch den Fokus auf erst- und nachrangige Kreditfinanzierungen befinden sich die Zielinvestments grundsätzlich auf der Risikokurve unterhalb von Eigenkapitalinvestments. Zusätzlich wird Projektentwicklern eine weitere Möglichkeit zur Finanzierung ihrer Energiewendeprojekte geboten und dringend benötigtes Kapital zur Erreichung der Klimaziele bereitgestellt.

II: In welche Technologien werden Sie investieren?

Justinger: Investments in Solarenergie, Wind- und Wasserkraft werden mindestens 70 % des Fondsvolumens bilden. Weitere 30 % können in sonstige Clean-Energy-Projekte fließen, also zum Beispiel Speicher und Netze. Es reicht nicht, den Strom ökologisch zu produzieren. Erneuerbare Energieträger brauchen eine entsprechende Infrastrukturumgebung. Netze und Speicher müssen derart ausgebaut sein, dass sie sowohl grundlastfähig sind als auch Versorgungsspitzen abfedern können.

II: Welche weiteren Vorteile bietet Ihr Fonds?

Justinger: Alle in Betracht kommenden Anlagen sind bereits im Betrieb oder zumindest baureif. Dadurch vermeiden wir Projektentwicklungsrisiken. Zudem erfolgt die Investition über Kredite, deren Zinssätze zu etwa 90 % fix sind. Sie liefern daher stabile Kapitalerträge für die Investoren des EB Clean Energy Debt. Zudem wird der Schwerpunkt auf Projekten mit kalkulierbaren Erlösströmen wie Einspeisevergütungen oder langfristigen Abnahmeverträgen liegen, um Marktrisken weitgehend auszuschließen.

II: Werden Sie nur in Deutschland investieren?

Justinger: Nein. Der Schwerpunkt liegt, wie bei unseren Eigenkapital-Fonds, auf etablierten Märkten Kerneuropas mit regulatorisch stabilem Umfeld. Hier sehen wir allen voran Deutschland und Frankreich. Daneben wird das angestrebte Fondsvolumen von 200 Mio. Euro hauptsächlich in Märkten im Euro- und EU-Raum investiert. Im Falle interessanter Opportunitäten kann in Projekte aus der Schweiz, UK und Norwegen investiert werden.

II: Warum der Fokus auf Deutschland und Frankreich?

Justinger: Beide Länder verfügen über etablierte regulatorische Rahmenbedingungen, klare Ausbauziele und stabile Investitionsbedingungen. Deutschland und Frankreich wollen bis 2050 zum Beispiel komplett auf erneuerbare Energieträger in der Stromerzeugung setzen. Die Ziele sind in der Tat sehr ambitioniert. Aktuell liegt der Anteil erst bei 42,8 respektive 24,5 %. Es sind also noch massive Investitionen erforderlich, um Vollversorgung zu erreichen. Hier leisten wir gemeinsam mit unseren Anlegern einen Beitrag zum Erreichen der Pariser Klimaziele. Für Investoren ist Private Debt, vor allem im aktuellen Marktumfeld, eine ökonomisch sehr interessante Nische. Das macht es für Anleger interessant, da eine ‚doppelte Rendite‘, nämlich ökologischer und ökonomischer Natur, erzielt wird.

II: Aus der Industrie vernimmt man aktuell viele Klagen, der Energiepreis sei zu hoch und schade der Wirtschaft. Macht Klimaschutz vor diesem Hintergrund noch Sinn?

Justinger: Die Frage unterstellt, dass erneuerbare Energien teurer seien als traditionelle. Erneuerbare Energie aus zum Beispiel Photovoltaik und Onshore-Windkraft weisen bereits heute oft geringere Stromgestehungskosten auf als traditionelle Energieerzeugung und das noch mit prognostiziert weiter sinkender Tendenz. Die Kunst besteht darin, Versorgungssicherheit für Wirtschaft und Gesellschaft ebenso zu gewährleisten wie die Klimaziele zu erreichen, um erfolgreiches langfristiges Wirtschaften sicherzustellen. Darüber hinaus hilft es unserer Wirtschaft, die Abhängigkeit von Energieimporten weiter zu reduzieren und robuste Versorgungsstrukturen aufzubauen. Das hat die Ukraine-Krise eindrucksvoll veranschaulicht.

II: In den letzten Jahren wurden viele Fondsvorhaben gestartet, die in die Energiewende investieren. Gibt es noch genügend Projekte, um das Geld zu allokieren?

Justinger: Um die oben beschriebenen Ausbauziele zu erreichen, benötigt es in der EU weiterhin Investitionen in Milliardenhöhe. Der Markt ist also nach wie vor von starkem Wachstum und Kapitalnachfrage geprägt. Mit dem EB Clean Energy Debt bietet die EB-SIM einen entscheidenden Baustein, neben klassischer Eigenkapital-Finanzierung und Bankenfinanzierung, um Finanzierungslücken zu schließen und nachhaltige Energielösungen zu ermöglichen.

II: Und was bedeutet das für die Rendite?

Justinger: Wir streben eine Rendite von mindestens 6 bis7 % nach Kosten an. Außerdem sind laufende Ertragsausschüttungen von mindestens 5 % pro Jahr ab Ende der Investitionsphase das Ziel – und das noch zusätzlich zur ökologischen Rendite.[1]

[1] Renditekalkulation anhand Beispielportfolio. Zukünftige Ausschüttungen und Renditen unterliegen Unsicherheiten und können nicht garantiert werden. Die dargestellten Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.

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