Der Handel mit Kryptowährungen wird erwachsen

Kryptowährungen befinden sich dieses Jahr wieder im Aufwind. Die älteste Kryptowährung Bitcoin hat in den vergangenen sieben Monaten um rd. 71 Prozent zugelegt. Mit Blackrock hat der weltgrößte Vermögensverwalter den Launch eines Bitcoin-ETFs beantragt. Und Deutschlands größtes Kreditinstitut, die Deutsche Bank, ist gerade im Zulassungsprozess für eine Krypto-Verwahrlizenz.
4. August 2023
Andy Flury - Foto: © Wyden

Kryptowährungen befinden sich dieses Jahr wieder im Aufwind. Die älteste Kryptowährung Bitcoin hat in den vergangenen sieben Monaten um rd. 71 Prozent zugelegt. Mit Blackrock hat der weltgrößte Vermögensverwalter den Launch eines Bitcoin-ETFs beantragt. Und Deutschlands größtes Kreditinstitut, die Deutsche Bank, ist gerade im Zulassungsprozess für eine Krypto-Verwahrlizenz.

Dabei sah es im vergangenen Jahr im Kryptomarkt noch ganz anders aus. Im sogenannten Krypto-Winter 2022 strauchelten Terra-Luna und Celsius, FTX musste ein Insolvenzverfahren einleiten und der Kryptomarkt büßte stark an Wert ein. Hinzu kamen die Insolvenzen der US-Banken Signature und Silvergate mit erheblichen Konsequenzen für den Kryptohandel. Der Blick zurück offenbart viele Schwachstellen, die zukünftig behoben werden können und sollten.

Learnings aus dem Krypto-Winter: Gegenparteienrisiko minimieren

Der Handel mit Kryptowährungen umfasst genauso wie der Handel mit anderen Assets verschiedene Funktionen wie die Verwahrung oder das Brokerage. Im traditionellen Banking sind die verschiedenen Funktionen durch die Aufteilung in Abteilungen strikt voneinander getrennt. Dieser Governance-Grundsatz im Sinne eines stringenten Risikomanagements wurde bei FTX & Co nicht eingehalten. Dies führte dazu, dass sich das Fehlverhalten in einem Bereich unmittelbar negativ auf das ganze Unternehmen auswirkte und zu dessen Kollaps führte. Banken sollten also beim Anschluss von Kryptobörsen darauf achten, dass diese den Governance-Grundsatz einer strikten Funktionentrennung konsequent verfolgen.

Wenn eine Bank für ihre Kunden den Handel mit Kryptowährungen implementiert, findet sie einen höchst fragmentierten Markt vor, mit hunderten von zentral und dezentral operierenden Kryptobörsen, dem Over-the-Counter-Handel und Brokern. Um für ihre Kunden eine Best Execution-Policy zu gewährleisten, muss eine Bank mehrere Handelskontrahenten an die eigene Plattform anbinden. Die verschiedenen Handelskontrahenten können große Differenzen bei den Preisen und der Liquidität aufweisen, die durch Smart Order Routing opportunistisch ausgenutzt werden können.

Auch im Hinblick auf das Risikomanagement ist es ratsam, nicht alle Eier in einen Korb zu legen. Im Falle eines Kollapses eines Handelsplatzes droht sonst der Totalausfall der Assets. Die Anbindung mehrerer Handelskontrahenten erhöht zwar die Komplexität und treibt die Liquiditätskosten der Bank nach oben. Aber dadurch wird das Ausfallrisiko der Assets signifikant reduziert. Auch ist es erforderlich, die Handelskontrahenten im Rahmen der Due Diligence genauestens zu überprüfen und Haftungsfragen im Vorhinein zu klären. Zum Beispiel sollte eruiert werden, wer genau haftet, wenn eine von einem Handelskontrahenten genutzte nachgelagerte Handelsplattform in Zahlungsschwierigkeiten gerät.

Folge der US-Bankenkrise: Smartes Cash-Management im Fokus

Der diesjährige Kollaps der US-Banken Signature und Silvergate hatte nicht nur dramatische Auswirkungen für die dort investierten Kunden, sondern auch für den Kryptohandel als Ganzes. Denn besagte Banken ermöglichten den sofortigen Transfer von US-Dollar auf die Konten bei den Krypto-Börsen und damit die Minimierung der dort geparkten Assets. Viele Lösungen für ein smartes Cash Management scheinen noch nicht ausgereift zu sein. So weisen Stablecoins mitunter eine hohe Volatilität und mit Stablecoins abgewickelte Transaktionen Verzögerungen auf. Eine Lösung für eine sofortige Liquiditätsbereitstellung auf Euro-Basis stellt SEPA Instant dar. Doch die Begrenzung der Transaktionshöhe und die mangelnde Marktdurchdringung stellen Hürden für den institutionellen Handel dar. Der vor kurzem von der Federal Reserve lancierte Instant Payment-Service FedNow muss sich erst noch in der Finanzbranche etablieren, um die gewünschten Netzwerkeffekte zu erzielen. Am ehesten bieten Lösungen für die außerbörsliche Abwicklung über Anbieter wie Copper Clearloop oder Fireblocks eine effektive Möglichkeit für smartes Cash Management. Dadurch können Finanzmittel sofort zu den Börsenkonten vor einem Trade transferiert werden.

Neben einem zentral verwalteten Liquiditätspool stellt die Automatisierung des Liquiditätsmanagements einen sinnvollen Baustein für das smarte Cash Management dar. Dabei werden einzelne Funktionen wie das Pre-Funding, Rebalancing oder der Zahlungsausgleich automatisiert. Eine weitere Modalität ist das dynamische Cash-Management: so kann während der Handelszeiten das bei den Kryptobörsen geparkte Geld erhöht und außerhalb der Handelszeiten verringert oder ganz abgezogen werden.

Orchestration des Handelslebenszyklus und nahtlose Integration

Die technische Umsetzung des Handels mit Kryptowährungen erfordert für eine Bank die Anbindung weiterer Systeme zusätzlich zum Kernbankensystem. Eine für den institutionellen Handel geeignete Verwahrstelle sichert die privaten Schlüssel, die eine sichere Verschlüsselung des Kryptohandels ermöglichen. Außerdem wird ein System zur Ausführung der Handelsorder, das auf die verschiedenen Kryptobörsen zugreifen kann, benötigt. Schließlich ist noch eine Lösung zur Orchestrierung der beschriebenen Funktionen sowie zur Einbindung weiterer Funktionen wie dem Liquiditäts- oder Risikomanagement erforderlich. Die Plattform von Wyden bietet derzeit als einzige einen solchen Funktionsumfang. Abschließend sollten Banken immer ihre eigenen Bedürfnisse und Eigenschaften, wie das Risikoprofil oder die Kundenstruktur, im Blick behalten, um eine optimale Digital-Asset-Strategie zu entwickeln.

Wenn Profianleger es schaffen, aus den Fehlern des vergangenen Kryptowinters zu lernen, steht dem Erwachsenwerden des institutionellen Kryptohandels nichts mehr im Wege. Die technologischen Voraussetzungen eines professionellen und vernetzten Handelsökosystems sind da. Nun gilt es, diese im Bankensektor flächendeckend zu implementieren.

Gastbeitrag von Andy Flury, Gründer und CEO von Wyden

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