Den Kunden das Beste aus zwei Welten bieten

Auch 2024 stellt Fondsgesellschaften und Investoren vor diverse Herausforderungen. Zu unsicher sind die Welt und die wirtschaftlichen Entwicklungen im Besonderen. Sasha Evers, Head of Europe ex-UK bei BNY Mellon Investment Management, geht im Interview darauf ein, welche Strategien gut funktionieren könnten und inwieweit der deutsche Markt als Kernmarkt ein besonderes Augenmerk verlangt.
2. April 2024
Sasha Evers, Head of Europe ex-UK bei BNY Mellon Investment Management / Copyright BNY Mellon Investment Management

Auch 2024 stellt Fondsgesellschaften und Investoren vor diverse Herausforderungen. Zu unsicher sind die Welt und die wirtschaftlichen Entwicklungen im Besonderen. Sasha Evers, Head of Europe ex-UK bei BNY Mellon Investment Management, geht im Interview darauf ein, welche Strategien gut funktionieren könnten und inwieweit der deutsche Markt als Kernmarkt ein besonderes Augenmerk verlangt.

INTELLIGENT INVESTORS: Herr Evers, welche Makrotrends sehen Sie, auf welche Herausforderungen und Chancen sollten sich Anleger einstellen?

Sasha Evers: Die wirtschaftliche Divergenz zwischen den USA und Europa ist eines unserer Hauptthemen für 2024. Unterschiedliche Wachstums- und Inflationsergebnisse könnten die Zentralbanken auf unterschiedliche Pfade führen, wobei die Federal Reserve derzeit offener für Zinssenkungen scheint als die EZB oder die BoE. Die größten Unsicherheiten für Anleger hängen nach wie vor mit der Entwicklung der Zinssätze zusammen. Entgegen dem Marktkonsens gehen wir davon aus, dass sich die Zinssätze auf einem höheren Niveau einpendeln werden, als dies zwischen 2008 und 2019 der Fall war. Der höhere zugrunde liegende Inflationsdruck deutet darauf hin, dass die Leitzinsen in den Industrieländern in den nächsten zehn Jahren im Durchschnitt 4,5 % oder mehr betragen dürften. Zudem bleibt die Geopolitik ein Thema. In den USA, der EU und Indien finden Wahlen statt.

II: Sind Private Markets der “Place to be”?

Evers: In jüngster Zeit haben wir eine steigende Nachfrage von Wealth Managern nach Privatmarktanlagen beobachtet. Die Einführung grenzübergreifender Anlagevehikel wie ELTIFs unterstützt die Aufnahme von Privatmarktstrategien in Wealth-Kundenportfolios. Wir sollten Privatmarktanlagen als Ergänzung zu bestehenden Engagements in traditionellen Anlageklassen sehen, nicht als direkte Konkurrenz zu ihnen.

II: Welche Strategien dürften 2024 und darüber hinaus am besten funktionieren?

Evers: Hochwertige Anleihen sind besonders attraktiv aufgrund der Kombination aus hohen Renditen und Leitzinsen, die ihren Höchststand wohl nahezu erreicht haben. Innerhalb dieser Anlageklasse bevorzugen wir globale Anleihen, die unserer Meinung nach die beste Mischung aus Renditen (jetzt erstmals wieder auf einem Niveau wie seit 2008 nicht gesehen) und Diversifizierung bieten. Wir sehen auch interessante Möglichkeiten zur Diversifizierung von Portfolios durch Hochzinspapiere mit Schwerpunkt auf kurzlaufenden Titeln. Eine weitere interessante Anlageklasse sind US-Kommunalanleihen. Es handelt sich um einen 4 Bio. Dollar schweren Markt, der für die Finanzierung von US-Infrastrukturprojekten unerlässlich ist. Bei europäischen Anlegern ist er aber noch relativ wenig bekannt. Dabei hat er in der Vergangenheit bei vergleichbarer Bonität höhere Renditen als US-Staatsanleihen erzielt. Zudem sind wir der Meinung, dass Impact Bonds, die von Unternehmen aus Schwellenländern emittiert werden, im Vergleich zu ihren Pendants aus den Industrieländern bessere Risiko-Rendite-Profile bieten. Zudem stellen sie Kapital zur Finanzierung von Umwelt- und Sozialprojekten in jenen Regionen der Welt zur Verfügung, in denen solche Vorhaben am dringendsten nötig sind. Auf der Aktienseite dürften Qualitätswerte eine zunehmend wichtige Rolle im Portfolio spielen. Darunter verstehen wir Aktien von Unternehmen mit geringen Schuldenquoten und nachhaltigen Gewinnen. Das können zuverlässige Dividendenzahler sein ebenso wie Firmen mit langfristigem Wachstumspotenzial.

II: Wie wichtig ist der deutsche Markt für BNY Mellon IM? Was sind die wichtigsten Unterschiede zu anderen europäischen Märkten und wie sind Ihre Pläne hierzulande?

Evers: Deutschland ist ein Schlüsselmarkt für BNY Mellon, in dem wir seit über 50 Jahren vertreten sind. Im Vergleich zu einigen anderen europäischen Kernmärkten ist es immer noch ein fragmentierter Markt. In anderen Ländern wie Frankreich und Spanien haben wir eine erhebliche Konsolidierung im Bankensektor erlebt, die in Deutschland nicht in demselben Ausmaß stattgefunden hat. Dies hat Auswirkungen auf das Geschäft von Vermögensverwaltern wie BNY Mellon IM. Beispielsweise gibt es hier kein dominierendes Finanzzentrum wie in Paris oder Madrid. Das bedeutet, dass wir eine viel breitere geografische Abdeckung benötigen, um unsere lokalen Kunden im gesamten Bundesgebiet besser zu unterstützen. Wir haben einen langfristigen Wachstumsplan für Deutschland, der sich auf den weiteren Ausbau unseres Kundenstamms und die Vertiefung der Beziehungen zu unseren bestehenden Schlüsselkunden konzentriert. Zu unseren Zielen gehören die größten Banken und Asset-Allokatoren, Plattformen, Regionalbanken und Sparkassen. Wir werden unsere Partnerschaften mit regionalen Sparkassen und Genossenschaftsbanken weiter ausbauen und unsere Kundenbeziehungen in etablierten Zentren wie Frankfurt oder München weiter vertiefen. Dabei bauen wir darauf, dass wir unseren Kunden das Beste aus zwei Welten bieten können: zum einen die Expertise unserer spezialisierten Investmentgesellschaften, zum anderen Stärke, Stabilität und globale Präsenz als einer der größten Asset Manager weltweit mit fast 2 Bio. Dollar verwaltetem Vermögen.

II: Welche Vorteile kann die Digitalisierung Asset Managern und Anlegern bringen?

Evers: In der Vermögensverwaltung ermöglicht die Digitalisierung ein besseres Kundenerlebnis durch noch relevantere und zielgenauere Informationen. Sie erleichtert auch die Entwicklung maßgeschneiderter Portfolioanalysen, die den Kunden eine größere Transparenz und ein besseres Risikomanagement ihrer Anlagen ermöglichen.

II: Was sind die wichtigsten Trends im Bereich Nachhaltigkeit? Welche Gegen- und Rückenwinde gibt es hier 2024?

Evers: Das Feld der nachhaltigen Anlagen ist heterogen und variiert nach Kundentyp und Region. Dazu gehören Anlagen, die sich auf den Ausschluss von Branchen konzentrieren, die keine hohen Umwelt‑, Sozial- und Governance-Standards (ESG) erfüllen. Sie umfassen auch ‚Best-in-Class‘-Ansätze, bei denen die Allokation in Aktien oder Anleihen auf Unternehmen beziehungsweise Emittenten mit hohen ESG-Standards beschränkt ist. Zudem interessieren sich Anleger für Übergangsstrategien, bei denen sich die Allokation in Aktien oder Anleihen auf Unternehmen konzentriert, die einen Plan zur Verbesserung ihrer ESG-Parameter haben. Insgesamt betrachtet ist der Rückenwind für nachhaltige Investitionen strukturell und langfristig. Regierungen, Unternehmensvorstände und Verbraucher fordern immer höhere Standards für die Einhaltung von ESG-Vorgaben. 2024 und in den folgenden Jahren wird es wahrscheinlich weitere Fortschritte in diese Richtung geben.

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