CO2-Reduktion in Anlageportfolios neu denken

In einer Welt, die nach Lösungen für die Klimakrise sucht, stehen institutionelle Anleger an vorderster Front, um Kapitalmärkte in nachhaltigere Bahnen zu lenken. Die Reise hin zu CO2-neutralen Investitionen ist jedoch mit Herausforderungen gepflastert, die tiefgreifender sind als viele zunächst annehmen.
8. März 2024
Foto: Copyright CAP2 GmbH – Prof. Dr. Hanjo Allinger und Dr. Christian Jasperneite

In einer Welt, die nach Lösungen für die Klimakrise sucht, stehen institutionelle Anleger an vorderster Front, um Kapitalmärkte in nachhaltigere Bahnen zu lenken. Die Reise hin zu CO2-neutralen Investitionen ist jedoch mit Herausforderungen gepflastert, die tiefgreifender sind als viele zunächst annehmen.

Traditionelle Kompensationsgeschäfte oder die Verkleinerung des Anlageuniversums wirken auf den ersten Blick wie probate Mittel im Kampf gegen den Klimawandel. Doch bei genauerer Betrachtung offenbaren sich strukturelle Schwächen.

Kompensationsprojekte kranken oft an einer komplexen und unzuverlässigen Berechnung ihres realen Beitrags zur CO2-Reduktion: Wer weiß schon, ob der gepflanzte Baum-Setzling wirklich 100 Jahre alt wird, dem Borkenkäfer trotzen wird und von Waldbränden verschont bleibt. Hinzu kommt, dass auch durch internationale Abkommen wie das Pariser Abkommen die Zusätzlichkeit solcher Maßnahmen unsicher wird.

Das Pariser Klimaabkommen markierte einen Wendepunkt im Bemühen um globalen Klimaschutz. Erstmalig verpflichteten sich die Mitgliedsländer dazu, nationale Beiträge zur Reduktion von Treibhausgasemissionen festzulegen und umzusetzen. Ein zentrales Problem innerhalb dieses Ordnungsrahmens ist jedoch das sogenannte “Double Claiming”, bei dem die erwarteten Emissionssenkungen sowohl von den Gastländern, in denen die Projekte angesiedelt sind, als auch von den externen Investoren auf ihre jeweils eigenen Klimaschutzziele angerechnet werden. In jedem Fall würde der Beitrag zum Klimaschutz überschätzt, weil eine einmalige Emissionsreduzierung von zwei Parteien für sich reklamiert wird. Anders ausgedrückt könnte das Gastland etwa Kohlekraftwerke länger laufen lassen, weil die den Vereinten Nationen versprochene Emissionsreduktion nun ja bereits durch Gastprojekte erbracht ist.

Selbst die größten und renommiertesten Zertifizierer bestätigen bei Kompensationsprojekten nur noch, dass potentiell klimafreundliche Projekte finanziert wurden – Nicht mehr eine tatsächliche Einsparung von CO2, die mit eigenen Emissionen verrechnet werden kann.

Zurecht sind Kompensationsgutschriften daher von vielen Seiten in den Fokus der Kritik geraten. Mit einer international abgestimmten Überwachung, Berichterstattung und Verifizierung von Klimaschutzmaßnahmen wäre sichergestellt, dass jede Emissionsreduktion nur einmal angerechnet wird. Solche Maßnahmen sind zwar angedacht, aber noch lange nicht in Sicht.

Finanzmarktakteure greifen daher häufiger auf eine andere Strategie zurück: Sie schließen von vorneherein ein Investment in bestimmte, besonders klimaschädliche Industriezweige aus. Dieser Ausschluss von fossilen Brennstoffen und anderen umweltschädlichen Investments führt zwar zu einem scheinbar grüneren Portfolio, doch wird dadurch lediglich die Verantwortung für die Emissionen an andere Marktteilnehmer weitergereicht. Diese Strategie engt zudem das Anlageuniversum ein und kann die Volatilität der Investments erhöhen, ohne dass eine tatsächliche Reduktion von Emissionen erreicht wird.

Vor diesem Hintergrund rückt ein innovatives Konzept in den Fokus, das bei den staatlich vergebenen, also rechtssicher regulierten Emissionsrechten der EU (EUA) ansetzt. Um einen Anreiz zur CO2-Einsparung zu setzen, hat die EU zu Beginn des europäischen Emissionshandels die maximale Menge der bestehenden EUA begrenzt, mit dem Ziel, diese Menge jedes Jahr schrittweise zu reduzieren und so die Emissionsrechte im Zeitablauf teurer werden zu lassen. Dienstleister wie etwa die Hamburger CAP2, entziehen durch den Ankauf und die Stilllegung von Emissionsrechten Treibhausgase direkt aus dem Wirtschaftskreislauf und erzielt damit eine messbare und dauerhafte Reduzierung der CO2-Belastung. Dieser Ansatz ist eine marktkonforme Lösung, die es Anlegern ermöglicht, aktiv und verantwortungsbewusst zur Bekämpfung des Klimawandels beizutragen.

CAP2 nutzt eine eigenständige Zweckgesellschaft in Luxemburg zum Erwerb von EUAs. Die Gesellschaft sammelt Kapital durch die Emission von Inhaberschuldverschreibungen. Das Geld wird ausschließlich dazu verwendet, EU-Emissionsberechtigungen (EUAs) zu kaufen und anschließend an eine Klimaschutzstiftung zu übertragen. Diese Stiftung ist als “ewiger Tresor” konzipiert: Die Stiftungssatzung stellt sicher, dass die Emissionsrechte dauerhaft vom Markt entfernt und nie wieder verkauft werden. Für Anleger reflektiert der Wert der Inhaberschuldverschreibung die Menge der bis zu einem bestimmten Zeitpunkt aus dem Markt genommenen EUAs.  Der negative CO2-Fußabdruck, der durch die Stilllegung der EUAs bei der Zweckgesellschaft entsteht, überträgt sich auf die Inhaberschuldverschreibung und schließlich das Portfolio des Halters. Der Anleger kauft somit eine Position mit negativem CO2-Fußabdruck in sein Portfolio.

In diesem Sinne ist der Aufruf an institutionelle Anleger klar: Es ist an der Zeit, über herkömmliche Methoden hinauszudenken und sich über innovative Lösungen zu informieren. Ansätze wie der von CAP2 haben einen messbaren Effekt auf die Menge an CO2-Emissionen, sind rechtssicher auf große Anlagesummen skalierbar, und leisten einen wesentlichen Beitrag zum globalen Klimaschutz.

Autoren: Prof. Dr. Hanjo Allinger und Dr. Christian Jasperneite 

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