Kunst-Investments für die Altersvorsorge

Unter Umständen müssen sich Anleger auf eine längere Phase mit hoher Volatilität an den Börsen und ebenfalls hoher Inflation und weiter steigende Zinsen einstellen. Daher ergeben Sachwerte wie Kunstgegenstände als Altersvorsorge Sinn. Sie sind auch in ruppigen Zeiten wertstabil und tragen auf diese Weise zum Inflationsschutz bei.
24. November 2022
Matthias Batz (li.) und Manuela Scheubel (re.) - Foto: © Truffle Art Advisory

Unter Umständen müssen sich Anleger auf eine längere Phase mit hoher Volatilität an den Börsen und ebenfalls hoher Inflation und weiter steigende Zinsen einstellen. Daher ergeben Sachwerte wie Kunstgegenstände als Altersvorsorge Sinn. Sie sind auch in ruppigen Zeiten wertstabil und tragen auf diese Weise zum Inflationsschutz bei.

Privat fürs Alter vorzusorgen, ist für die allermeisten Menschen unabdingbar. Dementsprechend ist es auch für Finanzberater und Vermögensverwalter entscheidend, neue professionelle Beratungsangebote zur Ruhestandsfinanzierung zu entwickeln. Die Basis bildet in der Regel das Wertpapiermanagement über individuelle Depots, Investmentfonds oder Fondspolicen. Durch die hohe Volatilität an den Börsen, die langfristigen negativen Aussichten für Inflation und Zinsen und die weltweiten Krisensignale sind diese Strukturen aber keine garantierten Gewinnbringer mehr.

Daher ist es wichtig, sich auch mit Alternativen in der Ruhestandsfinanzierung zu befassen. Eine davon sind Kunst-Investments. Kunst ist eine globale und direkt handelbare harte Währung mit zugleich hoher Mobilität, die attraktive Wertsteigerungspotenziale mit geringer Korrelation zu den Entwicklungen an den Kapitalmärkten bietet. Der Index für zeitgenössische Kunst beispielsweise hat laut „Art & Finance Report“ (2019) von Deloitte in den vergangenen 20 Jahren um 10,71 Prozent und in den vergangenen 50 Jahren um 10,85 Prozent – jeweils pro Jahr – zulegen können. Und der Sotheby‘s Mei Moses Art All Index, der auf langfristigen Daten über Kunstkäufe und ‑verkäufe aufbaut und die jährlichen Erträge misst, weist zwischen 2010 und 2020 eine durchschnittliche jährliche Rendite von 8,4 Prozent aus.

Plötzliche Verlustszenarien bei Kunst-Investments selten

Auch die Volatilität ist bei Kunst maßgeblich reduziert. Der Sotheby‘s Mei Moses Art All Index hat für den Zeitraum von 2010 bis 2020 eine Schwankungsbreite von 16,9 Prozent gemessen. Das ist deutlich weniger als die Volatilität der Aktienmärkte. Laut Deutsche Börse AG weisen europäische Aktienmärkte im Rückblick der Jahrzehnte eine typische Volatilität von 20 bis 30 Prozent auf. Auf diese Weise ist die Gefahr eines plötzlichen Vermögensverlustes bei Kunst deutlich geringer als im typischen liquiden Vermögensmanagement. Das zeigte sich auch jüngst während der letzten Pandemiejahre, in denen sich der Kunstmarkt äußerst positiv entwickelte und noch wichtiger: Diese Entwicklung setzte sich auch im Jahr 2022 fort.

Die Kernfrage ist, wie sich ein Kunst-Portfolio mit Blick auf den Ruhestand strategisch aufbauen lässt. Dafür kommt es auf verschiedene Parameter an. Zum einen ist das Budget entscheidend. International anerkannte Blue Chips der Kunstwelt — ob historische oder zeitgenössische Künstler — sind zum Teil sehr hoch bewertet. Werke weltberühmter Maler wie Paul Gauguin, Leonardo da Vinci oder Vincent van Gogh wechseln zum Teil für dreistellige Millionenbeträge den Besitzer, und auch Künstler wie Max Liebermann (Impressionismus), Keith Haring (Pop-Art) oder auch Jean-Antoine Watteau (Maler des französischen Rokoko) können leicht sechsstellig kosten, auch wenn die Erschaffer der Werke in der öffentlichen Wahrnehmung oft in der zweiten Reihe anzusiedeln sind.

Anleger sollten auf etablierte Künstlerinnen und Künstler setzen

Um werterhaltend in Kunst zu investieren sind keine Millionenbeträge notwendig. Dennoch ist festzuhalten, dass mit höheren Investitionssummen profitable Investments in global anerkannte Künstlerinnen und Künstler mit einer über längere Zeiträume hinweg nachhaltigen Preisperformance eher zu realisieren sind. Aber: Der Einstieg in die Assetklasse Kunst ist bereits ab mittleren fünfstelligen Summen möglich. Wie erwähnt ist es dabei wichtig, auf etablierte Künstlerinnen und Künstler zu setzen. Grund dafür ist das Ziel des Werterhalts von Investments nach Inflation. Um diesen Werterhalt sicherzustellen, braucht es Investments in Künstlerinnen und Künstler, die im Sekundärmarkt einen starken Track Record haben. Werke dieser Künstlerinnen und Künstler werden kontinuierlich auf dem Kunstmarkt gehandelt, was den Vorteil hat, diese sehr genau einpreisen zu können.

Idealerweise ist die Investitionsstrategie gepaart mit dem Kauf von Kunstwerken mit einem hohem Wiedererkennungswert. Solche Werke haben eine Art Markencharakter und finden im Verkaufsfall eine breite Käuferschaft. Über Galerien, Kunsthändler und Auktionen können Anleger grundsätzlich in alle Formen von Kunst über alle Epochen hinweg investieren. Wer also beispielsweise über eine Million Euro liquider Mittel verfügt, kann mit dem Investment von 100.000 Euro in Kunst seine Diversifikation deutlich verbessern und interessante Schutzfunktionen und Chancen im Vermögensmanagement erhalten. Für die sinnvolle Streuung des Vermögens ist das vorteilhaft.

Zahlung überhöhter Preise unbedingt vermeiden

Hierfür sind genaue Analysen des Kunstmarkts notwendig, ähnlich wie bei klassischen Anlageklassen. Spezialisierte Beraterinnen und Berater kennen den internationalen Kunstmarkt, können Werke professionell bewerten und Chancen für Käufe und Verkäufe eröffnen. Gerade im Hinblick auf eine solide Ruhestandsplanung sind diese Überlegungen von großer Bedeutung. Das Prinzip Zufall wird damit zugunsten einer echten Strategie für die Ruhestandsfinanzierung mit Kunst ausgeschaltet. Ein entsprechendes Portfolio sollte daher mit Bedacht aufgebaut werden und darf sich immer auch an den persönlichen Zielen und am Geschmack des Investors orientieren. Ebenso sollte Kunst als Sachwert in die übergeordnete Anlagestrategie passen. So entsteht eine langfristig tragfähige Investmentstrategie beim Sachwert Kunst.

Veräußerungsgewinne sind nach einem Jahr steuerfrei

Auch wenn Kunstwerke in der Regel während der Haltedauer keine laufenden Erträge generieren, sprechen schlagende Argumente für sie: Im Alter können Kunstwerke gewinnbringend veräußert oder auch an die nächste Generation übertragen werden. Das ist auch steuerlich begünstigt. Gewinne aus dem Verkauf von Kunstwerken sind nach einem Jahr steuerfrei, und der Gesetzgeber stellt Kunstgegenstände unter bestimmten Voraussetzungen von der Erbschaft- und Schenkungsteuer frei. Vollständige Steuerfreiheit wird sogar gewährt (§ 13 Abs. 1 Nr. 2 b) ErbStG), wenn der Steuerpflichtige bereit ist, die Gegenstände den geltenden Bestimmungen der Denkmalpflege zu unterstellen, die Gegenstände sich seit mindestens 20 Jahren in Familienbesitz befinden oder in ein Verzeichnis national wertvollen Kulturgutes nach den Vorschriften des Kulturgutschutzgesetzes eingetragen sind.

Es ist daher ratsam, bereits von Beginn an die Anlage professionell begleiten zu lassen und eine individuelle Strategie für den Aufbau eines Kunstportfolios beziehungsweise einer Kunstsammlung zu entwickeln. Davon profitieren auch Finanzberater und Vermögensverwalter, indem sie für die Assetklasse Kunst Berater hinzuziehen, die kein Interesse am liquiden Vermögensmanagement haben, sondern sich allein darauf konzentrieren, das freie Vermögen für Kunst bestmöglich zu allokieren. Sie stärken damit ihre Rolle als Trustee Advisor und sichern den Vermögensschutz ihrer Kunden durch alternative Diversifikationsstrategien.

Enkelin und Kinderfrau im Nutzgarten, Max Liebermann (1847–1935)

 

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