Infrastruktur auf dem Vormarsch: Transport, Kommunikation und Versorgung als Investment der Zukunft

In volatilen Marktphasen bieten Infrastrukturinvestments einen soliden Cashflow zu einem gut kalkuliertem Risiko - auch Wertschwankungen fallen geringer aus. Gerade für langfristig orientierte Anleger kann dies eine optimale Ergänzung für das Depot sein. Im aktuellen Zinsumfeld rückt zudem der ausgeprägte Inflationsschutz sowie der stetig hohe Investitionsbedarf in den Fokus. Ein Investment, das auch in schwierigen Zeiten eine solide Rendite einbringen kann.   
19. Februar 2024
Prabal Sidana - Foto: © Partners Group

In volatilen Marktphasen bieten Infrastrukturinvestments einen soliden Cashflow zu einem gut kalkuliertem Risiko — auch Wertschwankungen fallen geringer aus. Gerade für langfristig orientierte Anleger kann dies eine optimale Ergänzung für das Depot sein. Im aktuellen Zinsumfeld rückt zudem der ausgeprägte Inflationsschutz sowie der stetig hohe Investitionsbedarf in den Fokus. Ein Investment, das auch in schwierigen Zeiten eine solide Rendite einbringen kann. 

Ohne Infrastruktur steht ein Land still. Sie ist der Motor einer Gesellschaft und damit auch der Wirtschaft. Denn im Begriff Infrastruktur steckt mehr als es zunächst den Anschein hat. Ohne eine funktionierende und zuverlässige Strom- und Wasserversorgung beispielsweise würden nicht nur die Privathaushalte vor Probleme gestellt. Die Industrie müsste ihre Produktion drosseln, im schlimmsten Fall sogar einstellen und würde im internationalen Vergleich den Anschluss verlieren. Aber auch ein gut ausgebautes Transportnetz, eine in die Zukunft ausgerichtete Bildungs- und Gesundheitsversorgung sowie ein umfassend modernisiertes Kommunikationssystem sind ein essenzieller Bestandteil einer gut funktionierenden Wirtschaft. Doch damit diese Bereiche stetig weiterentwickelt werden, benötigt es Investitionen. Eine Win-Win-Situation für Anleger und Wirtschaft.

Der Staat hat kein Geld, die Infrastruktur verkommt 

Um die alternde Infrastruktur der Industrieländer zu erneuern und eine wettbewerbsfähige in den Schwellenländern zu etablieren, benötigt es nach Schätzung von Oxford Economics, einem weltweit führenden unabhängigen Wirtschaftsberatungsunternehmen, jährlich durchschnittlich vier Billionen US-Dollar. Bis 2040 werden sich die Kosten insgesamt auf rund 70 Billionen US-Dollar belaufen. Der Staat kann davon nur einen gewissen Anteil übernehmen. Nicht zuletzt haben die Corona-Pandemie sowie zusätzliche Investitionen im Verteidigungssektor zu einer erhöhten Verschuldung geführt, was sich auch auf Ausgaben im Bereich Infrastruktur auswirkt. Private Investoren können helfen, diese Lücke zu schließen. Langfristig orientierte Anleger können davon profitieren.

Wenig Schwankungen, solider Cashflow sowie attraktive Ausschüttungsquoten

Von besonderem Interesse sind Kerninfrastrukturinvestitionen.[1] Sie bieten Anlegern eine Vielzahl von Vorteilen, die sich auch in attraktiven Renditen niederschlägt. Dank gut kalkulierter Nutzungsgebühren, kann hier ein solider Cashflow generiert werden. Schon das Betreiben von Transportwegen (etwa Bahntrassen, Mautstraßen, Tunneln, Häfen oder Flugplätzen), Kommunikationsnetzen (Funk und Kabel) sowie Ver- und Entsorgungseinrichtungen (Gas, Wasser Strom oder Abfallentsorgung) ist nämlich nicht nur ein essenzieller Bestandteil des gesellschaftlichen Zusammenlebens, sondern zudem ein lukrativer Investmentbereich.

Die betreffenden Projekte weisen aufgrund ihrer großen Kapitalintensität, strengen Regulierung und langfristigen Nutzungsdauer (teilweise über 30 Jahre) äußerst hohe Eintrittsbarrieren auf. Dies führt zu einer signifikanten Reduzierung des Wettbewerbsdrucks für die Inhaber der Nutzungsrechte. Häufig ist es dem Abnehmer überhaupt nicht möglich, auf die angebotene Leistung zu verzichten. Daher haben sich Kerninfrastrukturinvestitionen in den letzten Jahren als eine solide Möglichkeit für hohe Renditen erwiesen, die zudem über oft überdurchschnittlich hohe Ausschüttungsquoten überzeugen kann. Den gesamten Konjunkturzyklus hinweg zeigen sie sich außergewöhnlich stabil und bieten selbst in einem verhältnismäßig schlechten wirtschaftlichen Umfeld höhere operative Margen und nachhaltigere Renditen auf das eingesetzte Kapital. Dies zeig sich besonders im direkten Vergleich mit herkömmlichen Unternehmen. In Phasen wirtschaftlichen Abschwungs, wie beispielsweise dem Platzen der IT-Blase im Jahr 2000/2001, der globalen Finanzkrise von 2008 oder der Eurokrise von 2011, konnten Unternehmen im Bereich der Kerninfrastruktur ihre Erträge kontinuierlich steigern. Im Gegensatz dazu sahen sich Unternehmen im S&P 500 einem erheblichen Maß an Volatilität und insgesamt rückläufigen Gewinnen gegenüber.

Preisanpassungsklauseln und eine signifikante Preissetzungsmacht

Der Inflationsschutz ist wohl einer der größten Vorteile eines Kerninfrastrukturinvestments. Weitere Infrastrukturunternehmen, wie etwa die Vermieter von Mobilfunktürmen, profitieren von langfristigen Verträgen, die sich über einen Zeitraum von fünf bis fünfzehn Jahren erstrecken – in einigen Fällen sogar bis zu dreißig Jahren. In solchen Verträgen erhöhen sich die jährlichen Preise automatisch oder sind eng mit der Inflationsrate verbunden, was zu einer fortlaufenden Steigerung der Einnahmen führt. Nur bei einigen wenigen Gesellschaften fehlen solche Preisanpassungsklauseln. Diese hohen Markteintrittsbarrieren ermöglichen es eben jenen Anbietern, in ihrer Branche und/oder dank hoher Wechselkosten, über eine Preissetzungsmacht gegenüber den Kunden zu verfügen. Nicht zuletzt zeigt sich dies bei den Betreibern von Bahngleisen. Gerade auf mittleren bis langen Strecken profitieren sie von einem erheblichen Kostenvorteil gegenüber anderen Formen des Güterverkehrs. Das Gleiche gilt für die großen Abfallentsorgungsunternehmen, die aufgrund ihrer Größenvorteile die Sammel- und Entsorgungskosten pro Einheit stark senken können. Abschließend lässt sich festhalten, dass bei Infrastrukturunternehmen in der Regel die fixen Kosten dominieren, während die variablen Kosten im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen weniger stark ins Gewicht fallen. Diese fixe Kostenstruktur macht sie weniger anfällig die Inflation, welche vor allem die variablen Kosten beeinflusst.

Welche Faktoren sollten Anleger berücksichtigen, wenn sie Infrastrukturaktien erwerben?

Der wirtschaftliche Erfolg der meisten Infrastrukturunternehmen hängt wesentlich von einer stabilen und transparenten Regulierung ab. Dieser Aspekt muss vor einem Aktieninvestment deshalb unbedingt überprüft werden. Auch das das politische Risiko spielt eine wichtige Rolle. Besonders gilt das in Bezug auf Gesellschaften, die nur in einem einzigen Rechtsraum (Herrschaftssystem, Land oder Region) tätig sind. Auch den Verschuldungsgrad gilt es zu beachten.

Infrastrukturunternehmen verfügen in der Regel über ein gesundes Cashflow-Profil, was ihnen einen gewissen Spielraum ermöglicht. Dennoch ist es elementar, eine zu große Verschuldung zu vermeiden. Dies stellt ein potenzielles Risiko dar, welches wiederrum bei Investitionsüberlegungen berücksichtigt werden sollte.

Gerade für Investoren mit mittlerem und kleinerem Anlagevolumen kann es sich lohnen, statt auf einzelne Unternehmen, auf einen oder zwei gelistete Investmentfonds zu setzen, die sich ausschließlich auf Kerninfrastrukturinvestitionen konzentrieren. So kann Diversifikation erheblich verbessern werden und der Anleger gleichzeitig von der Expertise des jeweiligen Asset-Managers profitieren. Wichtig ist hier vor allem, dass dieser über langjährige Erfahrungen, eine professionelle Kompetenz und ein großes Netzwerk im Bereich „Kerninfrastruktur“ verfügt.

Autor: Prabal Sidana, Leiter Geschäftsbereich Liquid Private Markets und Portfoliomanager bei Partners Group

[1] Zu Unternehmen aus dem Bereich Kerninfrastruktur werden insbesondere die Betreiber von Infrastrukturprojekten gerechnet. Energieproduzenten, Straßenbauunternehmen, Fluggesellschaften, Telekommunikationsdienstleister usw. gehören nicht dazu.

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