Gute Aussichten für nachhaltige Small- und Mid-Caps 

Der European Green Deal nimmt weiter an Fahrt auf und immer mehr Unternehmen bekommen das in der Praxis zu spüren. Besondere Aufmerksamkeit verdient dabei aktuell die EU-Richtlinie Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die in diesem Jahr in Kraft getreten ist und eine Vielzahl von Unternehmen dazu verpflichtet, fortan eine Nachhaltigkeitsberichtserstattung in ihren Geschäftsbericht zu integrieren. So soll sichergestellt werden, dass die betroffenen Unternehmen angemessene Informationen über ihre Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen sowie über deren Auswirkungen auf Mensch und Umwelt veröffentlichen.
16. November 2023
Marian Klemm - Foto: Copyright Green Growth Futura GmbH

Der European Green Deal nimmt weiter an Fahrt auf und immer mehr Unternehmen bekommen das in der Praxis zu spüren. Besondere Aufmerksamkeit verdient dabei aktuell die EU-Richtlinie Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die in diesem Jahr in Kraft getreten ist und eine Vielzahl von Unternehmen dazu verpflichtet, fortan eine Nachhaltigkeitsberichtserstattung in ihren Geschäftsbericht zu integrieren. So soll sichergestellt werden, dass die betroffenen Unternehmen angemessene Informationen über ihre Nachhaltigkeitsrisiken und ‑chancen sowie über deren Auswirkungen auf Mensch und Umwelt veröffentlichen.

Nachhaltigkeitsmetriken werden damit auf eine Stufe mit den Finanzkennzahlen eines Unternehmens gestellt. Neben den bisher zu einer Nachhaltigkeitsberichtserstattung verpflichteten börsennotierten Großunternehmen werden in den nächsten Jahren schrittweise auch kleinere börsennotierte Unternehmen sowie generell größere Unternehmen ab einer bestimmten Umsatzgrenze im Rahmen der CSRD in die nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflicht miteinbezogen. Die Anzahl der veröffentlichungspflichtigen Unternehmen erhöht sich damit signifikant von knapp 12.000 Unternehmen auf rund 50.000 Unternehmen.

In Folge dieser Entwicklung rücken nun endlich auch Unternehmen in den Fokus von Nachhaltigkeits-Ratingagenturen, die bisher aufgrund der mangelnden Datenverfügbarkeit vernachlässigt wurden: kleinere und mittelgroße Unternehmen (KMU). Diese werden zwar erst ab 2027 für das Geschäftsjahr 2026 einen Nachhaltigkeitsbericht vorlegen müssen. Doch die anstehende Regulatorik hat den Effekt, dass Unternehmen bereits heute vorbereitend Nachhaltigkeitsdaten erheben und Nachhaltigkeit in ihrer Geschäftsstrategie verankern, wie beispielsweise eine neue Studie von PwC aufzeigt („Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) 2023 — eine Analyse“).

Small- und Mid-Caps rücken ins Rampenlicht von nachhaltigen Investoren

Die geforderte Transparenz in Sachen Nachhaltigkeit macht börsennotierte mittelständische Unternehmen attraktiv für nachhaltige Fonds, die diese bislang zugunsten von Large Caps vernachlässigt haben. So ermöglicht die Vermessung von Nachhaltigkeit anhand verschiedener quantitativer Parameter beispielsweise die Berücksichtigung von Small- und Mid-Caps für verschiedene Nachhaltigkeits-Messmethoden wie den Best-in-Class-Ansatz.

Anleger, die einen hohen Nachhaltigkeitsanspruch haben, sollten sich jedoch nicht allein darauf verlassen. Das zeigt die bisherige Nachhaltigkeits-Performance von als nachhaltig eingestuften Fondsprodukten. Eine im Jahr 2022 veröffentlichte Auswertung des Medienprojekts “Great Green Investment Investigation” hat aufgezeigt, dass rund die Hälfte der als „dunkelgrün“ eingestuften Artikel-9-Fonds in der EU in umweltschädliche Branchen wie die Öl- und Gasindustrie oder Fluggesellschaften investieren.

Eine weitere Studie, die von der NGO Finanzwende im März dieses Jahres veröffentlicht wurde, kommt darüber hinaus zu dem Schluss, dass die als nachhaltig gelabelten Fonds nach dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine aus Renditegründen fast eine Milliarde Euro von Tech- und Finanzwerten in Öl- und Gasfirmen umgeschichtet haben. Dadurch wurden durchschnittlich rund 8 % mehr CO2-Emissionen verursacht. Diese Tendenz dürfte sich vor dem Hintergrund der neuen geopolitischen Spannungen im Nahen Osten noch weiter verstärken.

Was aber können verantwortungsbewusste Investoren tun, um ihren Nachhaltigkeitsansprüchen gerecht zu werden und nicht in eine der vielen Greenwashing-Fallen zu tappen?

Ein vielversprechender Weg besteht in der Wahl eines aktiven Asset-Management-Ansatzes, der neben den gängigen Ratings der ESG-Researchanbieter auch eigene Nachhaltigkeits-Analysen systematisch miteinbezieht und infrage kommende Unternehmen konstant und kritisch auf die Einhaltung und Umsetzung von ESG-Kriterien überprüft.

Der Mittelstand bietet einen reichen Fundus für nachhaltige Fonds

Kleine und mittlere Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung zwischen 100 Millionen und vier Milliarden Euro sind das Rückgrat der deutschen und europäischen Wirtschaft. Folglich bieten börsennotierte KMUs auch einen reichen Fundus für Stockpicker. Das gilt insbesondere für diejenigen, die Wert auf Nachhaltigkeit legen, denn Small- und Mid-Caps schlagen Blue Chips aus der ersten Reihe langfristig nicht nur im Hinblick auf die finanzielle Performance, sondern auch bezüglich ihrer Nachhaltigkeitsperformance. Der Grund hierfür liegt in den spezifischen Eigenschaften von KMUs.

So weisen kleinere Unternehmen im Regelfall übersichtlichere Strukturen mit fokussierten Geschäftsmodellen auf. Dadurch kann einerseits einfacher geprüft werden, ob die Produkte und Dienstleistungen dieser Unternehmen einen positiven Beitrag in Bezug auf ESG-Kriterien leisten. Und zum anderen führt die einfachere Unternehmensstruktur häufig dazu, dass Nachhaltigkeit zentral bei der Geschäftsführung als Teil der Unternehmensstrategie angesiedelt werden kann und nicht, wie bei Großkonzernen üblich, in separaten Abteilungen ausgelagert wird. Nachhaltigkeitsmaßnahmen wie beispielsweise die Energiegewinnung auf Basis erneuerbarer Energien können dort in der Folge einfacher und schneller umgesetzt werden.

Auch in Bezug auf das Thema soziale Nachhaltigkeit haben kleinere Unternehmen oft die Nase vorn. Besondere Aufmerksamkeit verdienen in dieser Hinsicht die Weltmarktführer in Nischenbereichen der Industrie, die sogenannten Hidden Champions. Diese traditionellen, aber gleichzeitig hochinnovativen Unternehmen sind häufig familiengeführt und weisen eine spezifische Unternehmenskultur auf. Sie haben schon früh begriffen, dass der Erfolg des eigenen Unternehmens maßgeblich durch die eigenen Mitarbeiter mitbestimmt wird, und fördern diese durch eine arbeitnehmerfreundliche Unternehmenskultur, die sich unter anderem durch flache Hierarchien, gute Aufstiegschancen und die frühzeitige Übertragung von verantwortungsvollen Aufgaben ausdrückt.

Small- und Mid-Cap-Unternehmen punkten bei Nachhaltigkeit und Rentabilität

 Small- und Mid-Cap-Unternehmen leisten einen enormen Beitrag bei der Entwicklung einer zukunftsfähigen Wirtschaft und bieten viel Potenzial für Investoren, die hohe Nachhaltigkeitsansprüche und finanzielle Rentabilität in Einklang bringen wollen. Die fortschreitende Regulatorik sowie die Fähigkeit vieler dieser Unternehmen, besser mit den Folgen des fortschreitenden Klimawandels umgehen zu können, werden dieses Potenzial in den kommenden Jahren mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit noch weiter steigern.

Gastautor: Marian Klemm, Geschäftsführer der Green Growth Futura GmbH

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