Die EU-Taxonomie ist ein wissenschaftsbasiertes Klassifizierungssystem für Unternehmen und Investoren und kategorisiert nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten. Bisher existiert allerdings nur eine Umwelttaxonomie, in die auch Atomenergie und Erdgas unter bestimmten Bedingungen aufgenommen werden soll.
In einem offenen Brief hat sich das FNG bereits im letzten August gegen die Aufnahme von Atomenergie als nachhaltige Wirtschaftsaktivität ausgesprochen und damit ein öffentlichkeitswirksames Zeichen der Sustainable Finance Branche gesetzt. Auch unser Dachverband Eurosif hat sich im November 2021 in einem Statement gegen die Klassifizierung von Atomenergie und Erdgas ausgesprochen, um die Glaubwürdigkeit der EU-Taxonomie und die originäre Lenkungswirkung von Kapitalflüssen nicht zu gefährden.
Mit der Änderung der MiFID II-Richtlinie soll die Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen von Kunden in der Anlageberatung am 2. August 2022 verpflichtend werden. Die Geeignetheitsprüfung von Finanzprodukten ist eine der wichtigsten Maßnahmen für den Anlegerschutz im Rahmen der Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente (MiFID II) und gilt daher auch für alle Arten der Anlageberatung (abhängige/unabhängige) und für die Portfolioverwaltung. Das FNG hat gemeinsam mit dem DNWE, weiteren Praktikern der nachhaltigen Finanzbranche sowie Wissenschaftlern einen Leitfaden zur Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen entwickelt, der Finanzberatern helfen soll, die Nachhaltigkeitsziele der Kunden einzuordnen.
Insgesamt stellen die eingeführten freiwilligen Marktstandards sowie die verbindlichen gesetzlichen Verpflichtungen das bisher komplexeste und umfassendste Paket von Initiativen dar, das von einer Regulierungsinstanz im Bereich der nachhaltigen Finanzwirtschaft verabschiedet wurde. Die Regulatorik wird das Wachstum nachhaltiger Geldanlagen weiter antreiben.
Autor: Volker Weber
Vorstandsvorsitzender
Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V.
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