American Century Investments: 60 Prozent Wahrscheinlichkeit für US-Rezession in nächsten sechs Monaten

Im Kontrast zur guten Stimmung, die gerade an den Aktienmärkten herrscht, gießt Victor Zhang, CIO von „American Century Investments“, etwas Wasser in den Wein. Er sieht trotz der durchaus stabilen Wirtschaftsdaten die Gefahr eines Abschwungs und taxiert die Wahrscheinlichkeit, mit der die US-Wirtschaft in den nächsten sechs Monaten in eine Rezession abrutscht, auf 60 Prozent.
22. November 2023
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Im Kontrast zur guten Stimmung, die gerade an den Aktienmärkten herrscht, gießt Victor Zhang, CIO von „American Century Investments“, etwas Wasser in den Wein. Er sieht trotz der durchaus stabilen Wirtschaftsdaten die Gefahr eines Abschwungs und taxiert die Wahrscheinlichkeit, mit der die US-Wirtschaft in den nächsten sechs Monaten in eine Rezession abrutscht, auf 60 Prozent.

Zhang: „Weiche Landungen sind schwer zu erreichen, und es ist unwahrscheinlich, dass es gerade jetzt einfacher sein soll. Weil sich die Wirtschaft trotz zunehmender Herausforderungen als erstaunlich widerstandsfähig erwiesen hat, verstehen wir wohl den Optimismus des Marktes, teilen ihn aber nicht. Wir glauben vielmehr, dass sich ein Wandel anbahnt. Unsere Position ist teilweise historisch begründet. In den letzten 63 Jahren hat die Fed zwölf Straffungszyklen eingeleitet. Nur vier davon endeten mit einer sanften Landung, während die übrigen acht in Rezessionen mündeten. Wichtig ist, dass die vier Phasen der sanften Landung wenig mit der heutigen Situation gemein haben.

So gelangen sie typischerweise, wenn sowohl der Preisanstieg als auch Straffung der Fed mäßig waren. Im aktuellen Zyklus hat die Fed jedoch die Zinsen um in kurzer Zeit um stramme 5,25 Prozentpunkte erhöht, und die Inflation erreichte im Juni 2022 ihren Höchststand bei 9,1 (!) Prozent. Darüber hinaus stehen die heutigen strengen Kreditvergabestandards der Banken im Gegensatz zu der Lockerung, die in den vier Phasen, in denen eine weiche Landung gelang, zu beobachten war.

Unserer Ansicht nach machen das Tempo der Straffung der Fed, die hohen Zinssätze und die strengeren Kreditvergabestandards eine Rezession zum wahrscheinlichsten wirtschaftlichen Ergebnis. Hinzu kommt, dass sich die jährliche Inflationsrate seit ihrem Höchststand Mitte 2022 zwar verlangsamt hat, aber immer noch deutlich über dem Zielwert der Fed liegt.

Noch deutlicher wird der Preisanstieg bei einer kumulativen Betrachtung. Zwischen Januar 2021 und September 2023 lag die Kernflation bei fast 18 Prozent. Angesichts dieses wachsenden Preisdrucks berichtete die Fed kürzlich, dass die Verbraucher ihre überschüssigen Ersparnisse aufgebraucht haben.

In der Zwischenzeit sind die Zinssätze für Auto- und Hypothekenkredite auf Mehrjahreshöchststände gestiegen, während die Preise für Autos und Häuser weiter klettern. Außerdem ist der Rückzahlungsstopp für Studentenkredite vor kurzem ausgelaufen, was für 27 Millionen Schuldner höhere monatliche Raten bedeutet. belasten die Verbraucher und erhöhen das Rezessionsrisiko.

Wir glauben, dass die hohen Zinssätze und die gestiegenen Lebenshaltungskosten weiterhin die Unternehmensgewinne belasten und die Verbraucherausgaben, die etwa 70 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmachen, dämpfen werden.

Für Anleger bedeutet ein Wirtschaftsabschwung, dass die Renditen der US-Staatsanleihen wahrscheinlich wieder fallen werden. Dies ist jetzt schon zu beobachten. Wir erwarten auch eine Ausweitung der Kreditspreads. Die Inflation dürfte sich zwar weiter abschwächen, vor allem aufgrund einer Verlangsamung der Warenkomponente des Verbraucherpreisindex (VPI). Allerdings wird sie sich am Ende über dem Zielwert der Fed einpendeln.“

Zhang empfiehlt Anleiheinvestoren deshalb, die Duration zu erhöhen und auf hohe Kreditqualität zu achten. Ebenso hält er Inflationsstrategien für attraktiv. Für Aktienportfolios bevorzugt er Qualitätsunternehmen mit höherer Rentabilität und gesunden Bilanzen sowie zuverlässigem, langfristigem Gewinnwachstum dank der Fähigkeit, ihre Margen vor der Inflation der Löhne und der Inputkosten zu schützen. Konjunkturabhängige Value-Sektoren wie Finanzwerte, Industriewerte und Energie würden hingegen dazu tendieren, bei gesunkenen Wachstumserwartungen hinterherzuhinken.

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