Im Rettungsboot

Die Unterstützung der Zentralbanken und Regierungen hat die Märkte beruhigt, aber weitere Turbulenzen sind nicht auszuschließen. Das ist die zentrale Aussage eines aktuellen Marktkommentars von JPAM zur Lage am Anleihenmarkt.
21. April 2020
Rettungsring

Die Unterstützung der Zentralbanken und Regierungen hat die Märkte beruhigt, aber weitere Turbulenzen sind nicht auszuschließen. Das ist die zentrale Aussage eines aktuellen Marktkommentars von JPAM zur Lage am Anleihenmarkt.

 

Fundamentaldaten

Vor Ostern suchten wir nach Belegen dafür, dass sich die Ausbreitung des Virus durch die Eindämmungsmaßnahmen verlangsamt und die Volkswirtschaften ohne eine erneute Infektionswelle wieder anlaufen könnten. Inzwischen gibt es vorläufige Hinweise auf Ersteres, aber Letzteres scheint noch weit entfernt. Die Reaktion der Zentralbanken und Regierungen hat die Märkte derweil über Wasser gehalten – vor allem in den USA, wo die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ihr Ankaufprogramm für Unternehmensanleihen auf bestimmte Hochzinsemittenten ausgedehnt und damit die Risikostimmung nachdrücklich gefördert hat. Während die meisten Märkte dank der Geld- und Fiskalpolitik nun gut vertäut sind, befindet sich die Weltwirtschaft noch auf hoher See. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet eine weltweite Rezession von ‑3 % (mehr als in der globalen Finanzkrise) und sieht in Asien die einzige Region mit einem positiven, wenn auch viel geringeren Wachstum. Der Ausblick für die Unternehmensgewinne ist höchst ungewiss: Unsere Aktien-Spezialisten prognostizieren einen Gewinnrückgang von fast 20 % gegenüber 2019, der deutlich über dem Konsens von etwa ‑7 % liegt, gefolgt von einem starken Aufschwung im Jahr 2021. Die große Bandbreite der Konsensprognosen unterstreicht die wirtschaftliche Unsicherheit, und eine rasche Erholung ist 2021 keineswegs sicher, insbesondere dann, wenn sich die Epidemie weiter ausbreitet. Mit Ausnahme Asiens dürften die globalen Volkswirtschaften 2020 stark schrumpfen

 

Technische Daten

Das technische Umfeld ist vorerst weitgehend positiv, da die Anleger in die wachsende Zahl der Märkte drängen, in denen die Nachfrage durch die Wertpapierkäufe der Zentralbanken erzeugt wird. Emittenten mit Investment-Grade-Rating nutzen die stabileren Marktbedingungen, um das nötige Betriebskapital für diese Phase aufzubringen. Entsprechend hoch ist die Emissionstätigkeit, die in den USA 55 % über dem Vorjahresniveau liegt. Das neue Angebot wird am Markt jedoch gut angenommen, sodass es nicht zu einem Rückstau kommt. Bei den Mittelflüssen zeichnet sich eine Wende ab: Im April flossen 2,8 Mrd. USD bzw. 4,6 Mrd. EUR in erstklassige Investmentfonds aus den USA und Europa. Da die Märkte wieder funktionieren, beschränkt sich das positive technische Umfeld nicht nur auf Investment-Grade-Titel. Auch die Emission bonitätsstarker Staatsanleihen der Schwellenländer wurde zum Beispiel wieder aufgenommen. Obwohl noch nicht alle Hochzinsemittenten wieder Zugang zu den Kreditmärkten haben, wurden im Monatsverlauf kräftige Mittelflüsse verzeichnet. (Stand aller Daten: 15. April.)

 

Was bedeutet dies für Anleiheninvestoren?

Die Bewertungen sind noch immer attraktiv. Die Maßnahmen der Zentralbanken gewährleisten die technische Unterstützung am Markt für Investment-Grade-Titel, wo die Spreads in Zukunft sinken könnten. Wir sollten jedoch mit Volatilität rechnen, sobald das Ausmaß der wirtschaftlichen Zerstörung klarer wird. Bestimmte Hochzins- und Schwellenmarktanleihen könnten Anlegern mit einem längeren Zeithorizont ebenfalls attraktive Bewertungen bieten. Da die globalen Wachstums- und Gewinnprognosen aus fundamentaler Sicht aber nach wie vor ein düsteres Bild zeichnen, gibt es viele unbekannte Variablen. Wir achten weiterhin auf Anzeichen dafür, dass sich die Epidemie verlangsamt und die Volkswirtschaften vollständig und sicher wieder geöffnet werden können. Für Anleger, die ihr Risikoengagement erhöhen möchten, ist ein äußerst vorsichtiger Ansatz bis auf Weiteres unerlässlich. (ah)

Foto: © Maggis — stock.adobe.com

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