Das Reisen wird smart

Mit der Corona-Pandemie ist die Welt digitaler geworden. Das verändert unsere Art und Weise zu arbeiten, zu leben – und zu reisen. Ein Makrotrend kristallisiert sich heraus: Die Zeit der vielen, kurzfristigen Trips ist vorüber. Die Menschen reisen stattdessen weniger, dafür länger.
19. Januar 2022
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Mit der Corona-Pandemie ist die Welt digitaler geworden. Das verändert unsere Art und Weise zu arbeiten, zu leben – und zu reisen. Ein Makrotrend kristallisiert sich heraus: Die Zeit der vielen, kurzfristigen Trips ist vorüber. Die Menschen reisen stattdessen weniger, dafür länger.

Dafür gibt es zwei Gründe:

  1. Flüge sind teuer geworden.
  2. Viele Menschen müssen nicht mehr dauerhaft in Büros anwesend sein, um ihren Jobs nachzugehen.

Deswegen reisen sie für vier Wochen nach Barcelona, arbeiten dort tagsüber per Internet und Videokonferenzen – und genießen nach Feierabend das Flair einer aufregenden Metropole. So ein Lebensentwurf wäre vor ein, zwei Jahren nicht denkbar gewesen.

Hotels, zugeschnitten auf die jeweilige Stadt

So ein neues Reisen verlangt andere Hotels. Keine austauschbaren Häuser mit 100 Zimmern und mehr, Rezeptionisten, den immergleichen Frühstücksangeboten und mittelmäßigen Fitnessräumen. Der moderne Reisende verlangt smarte, individuelle Hotels, zugeschnitten auf das Flair der jeweiligen Stadt, sodass der Gast spürt, dass er jetzt in Barcelona, Wien oder Berlin ist.

Der moderne Reisende ist auch längst angekommen in der digitalen Welt. Daher will er Prozesse für Check-In und Check-Out selbstständig durchführen und nicht an der Rezeption wertvolle Zeit vergeuden. Dieser Gast braucht zudem eine Workstation mit tadellosem Internet sowie in seinem Zimmer eine Küche, damit er sich individuell verpflegen kann. Wer trotzdem Wert auf ein Hotelfrühstück legt, für den bieten sich Kooperationen mit umliegenden Cafés an. Solche Kooperationen lassen sich auch mit Bars oder Restaurants in der Nachbarschaft vereinbaren, damit der Gast auch die gastronomischen Besonderheiten einer Stadt kennenlernen kann.

Die Generation AirBnB hat jetzt andere finanzielle Möglichkeiten

Diese Art zu Reisen spricht eine andere Generation an als die klassischen Geschäftsreisenden mit Anzug und Einstecktuch. Es geht vielmehr um Leute, die vor zehn jüngeren Jahren in AirBnB-Quartieren unterwegs waren, einerseits, um Geld zu sparen, andererseits auch diese Individualität zu schätzen wussten. Jetzt hat diese Zielgruppe bessere finanzielle Möglichkeiten – der Wunsch nach Individualität ist geblieben.

Diese Generation ist gewohnt, selbstständig in eine Unterkunft einzuchecken, also macht sie das jetzt auch in einem Hotel. Tatsächlich muss man dafür kein digitaler Nerd sein. Wer bei Amazon einkauft und Musik via Spotify hört, findet auch leicht Zugang in sein Hotelzimmer – und das sieben Tage in der Woche, Tag und Nacht, unabhängig von einer Rezeption. 80 Prozent der Prozesse in einem Hotel lassen sich digitalisieren.

Die klassische Geschäftsreise wird weniger benötigt

Für diese neuen, smarten Hotelkonzepte sprechen auch die Veränderungen im Hotelmarkt. Viele Städte (etwa Berlin) haben das Geschäftsfeld für AirBnB-Unterkünfte limitiert, um innerstädtischen Wohnraum zu schaffen. Die Folge ist ein reduziertes Angebot an entsprechenden Unterkünften. Gleichzeitig gab es vor der Coronakrise eine enorme Expansion klassischer Hotels mit 100 Zimmern und mehr, die jetzt in den Großstädten leer stehen und auch den neuen Reisevorlieben nicht mehr Rechnung tragen. Denn einerseits sind die klassischen Geschäftsreisen sind stark rückläufig, weil die Videokonferenz das Vor-Ort-Meeting ersetzt hat. Und schließlich gehört zur Individualität gehört auch das in der Pandemie gelernte Abstandhalten zu Mitmenschen, was in klassischen Hotels schwieriger ist.

Hotels werden sich verändern müssen

Hotels werden sich mit diesen Veränderungen beschäftigen müssen. Dazu gehören auch die potenziellen Kunden die heute 40 Jahre und etwas jünger sind. Diese Generation reist technikaffiner und individueller. In fünf Jahren wird diese Zielgruppe die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung ausmachen.

Und selbst bei Geschäftsreisenden gibt es heute schon den Trend zum „Bleisure Travel“, womit die Begriffe Business und Leisure gemeint sind. Der Business Trip heute wird gerne durch Sightseeing ergänzt. Eine neue Generation Reisender wächst heran, und diese Generation will andere Hotels. Zeitsparender. Smarter. Origineller.

Gastbeitrag von Christian Gaiser, CEO und Gründer von Numa (vormals Cosi Hospitality Group)

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