Wir sollten die Energie der Erde nutzen – mit Geothermie

Eine möglichst autarke Energieversorgung steigert nicht nur den Wert einer Immobilie immens, sondern hilft auch dabei, Ressourcen zu sparen und unsere Klimaziele zu erreichen. Die Geothermie gehört zu den spannendsten Möglichkeiten einer solchen Energieversorgung – wird jedoch von vielen Projektentwicklern noch zu wenig berücksichtigt.
27. März 2024
Michael Lorz - Foto: Copyright DKW Deutsche KapitalWert AG

Eine möglichst autarke Energieversorgung steigert nicht nur den Wert einer Immobilie immens, sondern hilft auch dabei, Ressourcen zu sparen und unsere Klimaziele zu erreichen. Die Geothermie gehört zu den spannendsten Möglichkeiten einer solchen Energieversorgung – wird jedoch von vielen Projektentwicklern noch zu wenig berücksichtigt.

Dabei ist es sinnvoll, die Erdwärme zu nutzen: Angaben des Informationsportals Erneuerbare Energien des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz zufolge liegt die Temperatur auf den ersten 100 Metern unter der Erdoberfläche konstant bei zehn Grad und steigt um drei Grad pro 100 Meter, die man in die Tiefe geht.

Für Investoren spielen Nachhaltigkeitsstandards, die im Rahmen der EU-Regulatorik beschlossen werden, eine immer größere Rolle. Wer seine Immobilie nicht rechtzeitig energetisch saniert, riskiert einen enormen Wertverlust und im Zweifelsfall auch Bußgelder. Und auch Nutzer und Nutzerinnen legen immer mehr Wert darauf, dass ihre Immobilie möglichst nachhaltig ist. Wird Geothermie genutzt, ist es gar nicht mehr notwendig, die Immobilie an das öffentliche Versorgungsnetz anzuschließen – das bietet somit ein hohes Maß an Autonomie. Der Strom, der benötigt wird, um eine Erdwärmepumpe zu betreiben, kann meist zu einem subventionierten Preis bezogen werden – oder alternativ mithilfe von Solarpanelen selbst erzeugt werden. Die Mieter und Mieterinnen sparen dadurch Nebenkosten, was es den Eigentümern ermöglicht, langfristig höhere Kaltmieten zu verlangen. Die Investition in eine geothermische Anlage amortisiert sich auf diese Weise schon nach relativ kurzer Zeit.

Oberflächennahe Variante kommt am häufigsten zum Einsatz

Es wird zwischen drei möglichen Verfahren der Geothermie unterschieden. Bei der oberflächennahen Geothermie gehen die Bohrungen bis zu einer Tiefe von 400 Metern; ein Verfahren, das meistens dann zum Einsatz kommt, wenn einzelne Immobilien mithilfe einer geothermischen Energiequelle versorgt werden sollen. Darüber hinaus gibt es geothermische Systeme, die im Untergrund vorhandenes warmes Wasser nutzen (bis ca. 4.500 Meter Tiefe), und Systeme, die Wärme aus dem tiefen Gestein für die Stromerzeugung nutzen (in Fachkreisen auch petrothermale Geothermie genannt) und dafür gegenwärtig bis in 5.000 Meter Tiefe vordringen.

Aufwand lohnt sich

Es gibt jedoch ein paar Hürden, die bei der Planung einer Geothermieheizung bewältigt werden müssen. In der Regel sind zunächst Probebohrungen notwendig, um festzustellen, ob ein Gebäudestandort überhaupt geeignet ist, Geothermie zu nutzen. Mithilfe eines Response-Tests wird dabei das Temperaturniveau unter der Erde ermittelt. Da das Verfahren kostspielig ist, kommt schnell ein fünfstelliger Betrag zusammen, mit dem der Investor kalkulieren muss. Zudem werden nicht überall Bohrungen genehmigt, da sie sich auf die lokale Tektonik, das Grundwasser oder Nachbarbauten auswirken können. Eine oberflächennahe Geothermie kann sich beispielsweise negativ auf die Vegetation direkt darüber auswirken – dadurch, dass der Erde die Temperatur entzogen wird, kann diese austrocknen. Die Behörden prüfen solche Vorhaben deshalb sehr sorgfältig. Es lohnt sich jedoch zu prüfen, ob bereits Daten vorliegen – denn wenn in einer Gegend schon Probebohrungen gemacht wurden oder sogar Geothermie verwendet wird, so lässt das in vielen Fällen Rückschlüsse auf die Chancen vor Ort zu.

Investition in eine Erdwärmepumpe ist langfristig rentabel

Wer Geothermie als Wärmequelle nutzen will, muss zunächst einmal deutlich mehr Geld investieren als bei herkömmlichen Heizsystemen – das könnte viele Investoren zunächst abschrecken. Eine Erdwärmepumpe für ein kleineres Mehrfamilienhaus kostet im Schnitt etwa 12.000 bis 15.000 Euro (die Preise variieren natürlich) und es dauert in der Regel etwa sieben bis zehn Jahre, bis sich diese Investition amortisiert hat.

Die Investition rentiert sich also vor allem für Investoren, die Projekte länger im Bestand halten wollen. Wer eine Immobilie nach dem Kauf oder der Sanierung schnell wieder veräußern will, wird die Investition nach so kurzer Zeit nur schwer über den Verkaufspreis wieder reinbekommen.

Zu berücksichtigen ist auch, dass Geothermie sich nicht für alle Objektarten gleichermaßen eignet: Es kommen vor allem Neubauprojekte infrage, denn in der Regel ist ein hoher Aufwand notwendig, um ältere Gebäude so umzurüsten, dass eine Wärmepumpe, die Geothermie als Wärmequelle nutzt, installiert werden kann. Das liegt daran, dass eine Fußbodenheizung vorhanden sein muss, was in älteren Gebäuden selten der Fall ist.

Es hängt zudem auch stark von Art und Größe eines Projekts ab, ob sich die Installation von Geothermie rentiert. Für Einfamilienhäuser mit großem Grundstück eignet sich häufig eine

oberflächennahe Geothermie, Tiefenbohrungen sind technisch für eher größere Gebäude oder Projektentwicklungen sinnvoll. In jedem Fall ist es lohnenswert, zu überprüfen, ob Geothermie als Energiequelle genutzt werden kann. Denn als Energiequelle ist die Erdwärme effizienter als der Einsatz einer Luft-Wasser-Wärmepumpe und die Energiekosten sinken auf lange Sicht stark dadurch.

Nutzer schätzen Fußbodenheizung und Kühlung im Sommer 

Wird ein Gebäude mit Geothermie als Energiequelle versehen, so bringt das nicht nur in finanzieller Hinsicht Vorteile. Die Gebäudenutzer schätzen diese Technik ebenfalls, da sie einen hohen Wohnkomfort ermöglicht. Fußbodenheizungen sind im Winter sehr beliebt. Und im Gegensatz zu den meisten Heizungssystemen, die in Deutschland bislang installiert werden, kann das System der geothermischen Wärmepumpe in der warmen Jahreszeit dafür genutzt werden, um den Wohnbereich zu kühlen – ein großes Plus in Sommern, die immer heißer werden.

Wer nachhaltige Projekte entwickeln und eine Technik nutzen will, die zukunftsfähig ist, sollte Geothermie als Energiequelle unbedingt in Betracht ziehen. Zwar sind die anfänglichen Investitionskosten vergleichsweise hoch, langfristig überwiegen jedoch die Vorteile durch Energieeffizienz, Umweltfreundlichkeit und Nutzerzufriedenheit. Es bleibt zu hoffen, dass die Genehmigungsprozesse für Geothermieprojekte in Zukunft noch besser gefördert werden – beispielsweise indem Genehmigungsprozesse vereinfacht und bereits vorliegende Daten über getätigte Probebohrungen oder bereits installierte geothermische Heizungen besser zugänglich gemacht werden.

Autor: Michael Lorz, Geschäftsführer DKW Deutsche KapitalWert AG

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