PRIVATE DEBT-INVESTMENTS IN INFRASTRUKTUR FÜR ERNEUERBARE ENERGIEN

Mit dem Green Deal der Europäischen Union haben sich die regulatorischen Bedingungen für erneuerbare Energien weiter verbessert, während die steigenden Zinsen Investoren in Private Debt zugutekommen. Dies schafft hervorragende Bedingungen für Investments in die Finanzierung von Infrastruktur für erneuerbare Energien. Welche Bereiche vielversprechend sind und was Investoren dabei beachten sollten, wird in diesem Beitrag erläutert.
26. Juni 2023
Foto: © Anja K - stock.adobe.com

Mit dem Green Deal der Europäischen Union haben sich die regulatorischen Bedingungen für erneuerbare Energien weiter verbessert, während die steigenden Zinsen Investoren in Private Debt zugutekommen. Dies schafft hervorragende Bedingungen für Investments in die Finanzierung von Infrastruktur für erneuerbare Energien. Welche Bereiche vielversprechend sind und was Investoren dabei beachten sollten, wird in diesem Beitrag erläutert.

STABILE CASHFLOWS, REGULATORISCHE DYNAMIK UND GUTE EINSTIEGSBEDINGUNGEN

Angesichts von Stagflation und steigenden Zinsen bieten Private Debt-Investments in Infrastruktur für erneuerbare Energien stabile Erträge und niedrige Ausfallraten. Der Sektor profitiert aktuell von einer starken regulatorischen Dynamik und bietet Impact-Investoren zudem hervorragende Möglichkeiten, um eine positive Wirkung zu erzielen, da das Kapital einen bedeutenden Beitrag zur Energiewende leistet. Zusätzlich schaffen steigende Zinsen einen guten Einstiegszeitpunkt in den Private Debt-Markt. Infrastruktur ist definitionsgemäß für das Funktionieren von Gesellschaft und Wirtschaft unentbehrlich und erzielt konjunkturunabhängig stabile Cashflows. Denn nicht nur erbringen die Betreiber Dienstleistungen, die unabhängig vom Wirtschaftsumfeld benötigt werden. Ihre Einnahmeströme sind auch vertraglich vereinbart, da Infrastruktur stark reguliert ist und Betreiber zudem häufig langfristige Verträge haben. Auch Inflation beeinträchtigt Infrastruktur in der Regel wenig: Die Betriebskosten (OpEx) sind im Verhältnis zum Investment meist niedrig, sobald der Bau oder die Montage abgeschlossen ist. Steigende Inflation erhöht zwar die Betriebskosten, kommt aber gleichzeitig Gewinnen zugute, da diese oft inflationsindexiert sind. All das führt dazu, dass die Ausfallraten bei Infrastruktur im Vergleich zu Unternehmen aus anderen Sektoren sehr niedrig sind, mit höheren Erlösquoten, falls es doch zu einer Insolvenz kommen sollte. So gab es etwa 2021 laut einer Studie von Moody’s kaum (0,1 %) bis keine Kreditausfälle in Europa bei Versorgern mit Strom, Wasser sowie Öl und Gas.

Vorteilhafter Markt und starke Regulierungsdynamik

Wer jetzt Infrastruktur für erneuerbare Energie finanzieren möchte, findet auf dem Private Debt-Markt gute Einstiegsbedingungen vor. Vor zwei, drei Jahren wurden Investoren in Schuldner niedriger Bonität kaum für das Risiko entlohnt. Nun haben steigende Zinsen Finanzierungen verteuert – auch weil Investoren für das
größere Risiko gegenüber nun wieder rentablen Staatsanleihen höhere Aufschläge verlangen. Entsprechend können Kreditgeber heute bei den meist bilateral abgeschlossenen Privatdarlehen bessere Bedingungen aushandeln. Mit einer Liquiditätsprämie von 150 Basispunkten hat Private Debt für Infrastruktur aktuell eine Rendite, die mit der von hochverzinslichen Anleihen vergleichbar ist, allerdings bei deutlich weniger Risiko. Auch gegenüber anderen nicht-börsengehandelten Anlageklassen wie etwa Private Equity ist das Risiko-Ertrags-Verhältnis im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld sehr attraktiv. Infrastruktur für erneuerbare Energien profitiert aktuell außerdem stark von regulatorischer Dynamik. So erhielten die Dekarbonisierungsbemühungen der Europäischen Union (EU) mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine einen enormen zusätzlichen Schub. Mit REPowerEU schuf die Europäische Kommission im Mai 2022 einen Plan, die Energiewende zu beschleunigen, um die Energiesicherheit zu stärken und den Zugang zu günstiger Energie zu gewährleisten. Zusätzlich zu Vorgaben zum CO2-Ausstoß und einer Anhebung des
EU-Energieeffizienzziels für 2030 von 40 auf 45 % wurden zahlreiche Maßnahmen beschlossen: Unter anderem die rasche Verwirklichung von Solar- und Windenergievorhaben, die Förderung der Dekarbonisierung der Industrie durch vorgezogene Projekte, eine schnellere Projektgenehmigung bei erneuerbaren Energien sowie Investitionen in ein integriertes und bedarfsgerechtes Gas- und Strominfrastrukturnetz. Dazu erfordern Onshore-Windkraft- und Solarstrom-Projekte bis 2025 jährlich ungefähr 50 Mrd. Euro.

Impact-Investments ins Rückgrat der Elektrifizierung

Entsprechend vielversprechend ist die Finanzierung europäischer Infrastruktur für erneuerbare Energien. Allerdings gibt es innerhalb des Sektors eine Vielfalt an Anlagemöglichkeiten mit teils erheblichen Unterschieden. Wir finanzieren vorwiegend Greenfield-Infrastruktur in den Bereichen Windkraft und Photovoltaik, aber auch in Batteriespeichern, Biomethan und Dekarbonisierung. Außerdem prüfen wir Investmentmöglichkeiten in Wasserstoffinfrastruktur. Damit bilden der Bau neuer Projekte sowie die Erweiterung und Entwicklung bestehender Infrastrukturanlagen unseren Anlagefokus. Dank der aktuellen außenpolitischen und regulatorischen Situation sehen wir europaweit eine explodierende Zahl an Projekten und dieser Trend dürfte unserer Meinung nach mindestens bis ins Jahr 2030 – vermutlich aber sogar zehn Jahre lang – weiter an Fahrt gewinnen. Diese Fokussierung hat mehrere Gründe. Zum einen bildet Infrastruktur zur Erzeugung und Speicherung erneuerbarer Energien das Rückgrat der Elektrifizierung und der Energiewende – ohne erstere sind die letzteren nicht möglich. Besonders Impact-Investoren erhalten so eine Anlagemöglichkeit, bei der der positive Effekt über das eingesparte CO2 genau messbar ist – sei es über die Bereitstellung von Kapazitäten an grüner Energie für die reguläre Stromversorgung oder die Verringerung des CO2-Fußabdrucks bei Unternehmen, indem sie beispielsweise Solaranlagen zur eigenen Stromerzeugung bauen.

Risiken managen: Markt- und Projektreife

Je nach Sektor und Marktreife können Risiken erheblich zunehmen, und auch Regulierung – ein wichtiger Faktor bei Infrastrukturprojekten – kann sich stark unterscheiden. Photovoltaikanlagen und Windparks sind beispielsweise seit vielen Jahren weit verbreitet, die Technik ist ausgereift, der Preis des erzeugten
Stroms wettbewerbsfähig, und es gibt bereits eine umfassende Regulierung. Im Gegensatz dazu stecken zum Beispiel Technologien zur Speicherung und Dekarbonisierung von Wasserstoff immer noch in den Kinderschuhen – und sind entsprechend mit größeren Risiken verbunden. Diesen unterschiedlichen Reifegrad sollte auch die Strukturierung der Private Debt-Instrumente widerspiegeln: Bei weniger ausgereifter Technologie und in Bereichen, in denen die Cashflows volatil sind, sind etwa nachrangige Darlehen kaum sinnvoll – es sei denn, man hat einen sehr hohen Risikoappetit. Dennoch können auch Investments in Photovoltaik- und Windkraftprojekte Risiken beinhalten, vor allem in der Bauphase. Trotz unseres Fokus auf Greenfield-Projekte minimieren wir das Risiko und erhöhen die Planungssicherheit, indem wir erst einsteigen, wenn alle Genehmigungen bereits vorliegen. Ein gewisses Restrisiko im Vergleich zu Brownfield-Projekten bleibt jedoch bestehen. Andernfalls wären die Renditen weitaus weniger attraktiv – aber auch die positive Wirkung der Investments wäre geringer. Um Unvorhersehbarkeiten möglichst zu verringern, muss man nicht nur sicherstellen, dass sowohl die Vertragspartner als auch Bauunternehmer und Lieferanten zuverlässig sind, sondern auch den Fortschritt des Projektes überwachen, um zu gewährleisten, dass es planmäßig fertiggestellt wird. Gleichzeitig muss der Markt ständig überwacht und mögliche Risiken neu bewertet werden.

Europa: Regulierung und Rechtssicherheit

Ein weiterer Faktor bei den Risikoüberlegungen bei der Finanzierung von Infrastruktur für erneuerbare Energien ist der Standort. Zwar gibt es in den Entwicklungsländern in diesem Bereich großes Potenzial und auch eine starke Dynamik. Jedoch sind die Investments dort aufgrund fehlender Regulierung und geringerer Rechtssicherheit mit größeren Risiken verbunden. In Europa dagegen sind die Zulassungsprozesse transparent und zuverlässig, und auch der Zugang unabhängiger Stromerzeuger zum Stromnetz ist klar geregelt. Darüber hinaus hat Europa sehr wohlorganisierte Märkte für die Energieversorgung, da Stromtarife entweder staatlich oder über langlaufende Verträge reguliert sind. Aber auch innerhalb Europas kann es gravierende Unterschiede geben. So ist beispielsweise Italien im Hinblick auf Genehmigungen riskanter als Frankreich. Gleichzeitig sind allerdings der italienische und der polnische Markt robuster als etwa Spanien, wo die Strompreisvolatilität höher ist. Aus diesem Grund beziehen wir auch die Regulierung und die Volatilität des Energiemarktes in unsere Analysen ein. Die Finanzierung von Infrastruktur für erneuerbare Energien ist ein Investment in einen Megatrend, der von günstigen Marktbedingungen und starker regulatorischer Dynamik profitiert. Private Debt-Investments in Infrastruktur für
die Energiewende bieten ein optimales Risiko-Rendite-Verhältnis und ermöglichen es Investoren, messbar zur Energiewende beizutragen. Sie erfordern aber auch eine tiefe Marktkenntnis und kontinuierliche Risikoanalyse sowie eine sinnvolle Strukturierung der Schuldinstrumente.

Autor: Philippe Garrel
Head of Energy Transition Funds
Sienna Private Credit

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