Zuflüsse sprechen für uns

ETFs sind nach wie vor auf der Erfolgspur. Nachhaltige ETFs sind extrem gefragt. Institutionelle Investoren suchen zudem verstärkt Zuflucht in alternative Assets. INTELLIGENT INVESTORS sprach Anfang November hierzu mit Sascha Specketer, Vertriebschef DACH & CEE bei Invesco.
21. Dezember 2021
Sascha Specketer, Vertriebschef DACH & CEE bei Invesco / Foto: © Invesco

ETFs sind nach wie vor auf der Erfolgspur. Nachhaltige ETFs sind extrem gefragt. Institutionelle Investoren suchen zudem verstärkt Zuflucht in alternative Assets. INTELLIGENT INVESTORS sprach Anfang November hierzu mit Sascha Specketer, Vertriebschef DACH & CEE bei Invesco.

INTELLIGENT INVESTORS: Herr Specketer, seit Jahresbeginn haben Sie die Leitung des Vertriebs für die DACH-Region bei Invesco inne. Wie fällt Ihr Zwischenfazit für das laufende Jahr aus (aktives und passives Fondsgeschäft)?
Sascha Specketer: Wir haben eine Reihe von Prioritäten geschaffen mit Bezug auf alternative Investments und ETFs, zwei besonders wachstumsstarke Bereiche. Was das Neugeschäft im Immobilienbereich – einschließlich unserer Partnerschaft mit UBS – und die Zuflüsse in ETFs angeht, war dieses Jahr unser bislang bestes Jahr. Darauf wollen wir natürlich aufbauen. Seit Anfang dieses Jahres haben wir unser Angebot an alternativen Investmentfonds (AIF) für DACH-Kunden um drei neue Fonds mit den Schwerpunkten Direct Lending, Special Situations/Distressed Debt bzw. Real Estate Debt erweitert.

II: Aktien dominieren die Nachfrage im globalen ETF-Markt, insbesondere US-Aktien-ETFs. Deckt sich das mit Ihren Erfahrungen?
Specketer: Ja, absolut. Unseren großen US-Aktien-ETFs auf die Blue-Chip-Indizes S&P 500 und MSCI USA sind seit Jahresanfang brutto 1,7 Mrd. US-Dollar bzw. 457 Mio. US-Dollar an neuen Anlagegeldern zugeflossen. Der Invesco QQQ Nasdaq 100, mit dem Anleger in die größten Unternehmen der US-Tech-Börse investieren können, hat Bruttozuflüsse von 1,1 Mrd. US-Dollar verzeichnet und unser nachhaltig ausgerichteter MSCI USA ESG Universal Screened UCITS ETF 283 Mio. US-Dollar.

II: ESG-ETF-Strategien und weitere thematische ETFs sind zusätzliche Treiber. Wie ist Invesco diesbezüglich positioniert?
Specketer: Fonds, die Umwelt‑, Sozial- und Governance-Faktoren in ihre Strategie integrieren, sind das am schnellsten wachsende Segment im europäischen ETF-Markt, da immer mehr Investoren ihre Anlageziele mit ihren ethischen Werten in Einklang bringen wollen und das zunehmend über unkomplizierte und kostengünstige passive Fonds tun. Wir haben aktuell 17 ESG-ETFs im Angebot und planen noch für dieses Jahr die Auflegung weiterer nachhaltig ausgerichteter Aktien-ETFs. Neue Launches adressieren vor allem das Pariser Klimaabkommen, da die Stabilisierung der Erderwärmung ein zentrales ökonomisches Ziel für Investoren darstellt.

II: Speziell institutionelle Investoren engagieren sich zunehmend in alternativen Assets. Was verbinden Sie mit Private-Markets-Strategien (Chance-Risiko-Profil)?
Specketer: Angesichts der sinkenden Erwartungen an langfristige Renditen aus traditionellen Märkten und der Sorgen über die Auswirkungen eines möglichen Anstiegs der Inflation gewinnen alternative Anlagen an privaten Märkten zunehmend an Bedeutung, da sie dank ihrer einzigartigen Merkmale in der Regel höhere Renditen als börsennotierte Vermögenswerte bieten. Ein Beispiel sind Private-Debt-Anlagen, mit denen Investoren Überrenditen im Vergleich zu klassischen Rentenanlagen erzielen können. Mit Direct-Lending-Strategien erhalten Investoren aufgrund der kurzen Duration einen potenziellen Schutz vor steigender Zinsvolatilität. Leveraged Loans schneiden in Bezug auf die langfristigen Ausfallraten besser ab als hochverzinsliche Unternehmensanleihen – aktuell liegen diese bei 1,5 % bzw. 3,4 %. Für die Asset Allokation sind Private-Markets-Anlagen besonders interessant, weil sich die einzelnen Segmente in Bezug auf ihre Korrelation mit anderen Vermögenswerten, ihr Risiko-Rendite-Profil und ihre Liquidität sehr stark unterscheiden.

II: Private Debt als Alternative zum Bankenkredit gewinnt zunehmend an Popularität. In welchen Bereichen lohnt sich eine Private-Debt-Investition? Mit welchen Renditeerwartungen ist hier zu rechnen?
Specketer: Wir halten mehrere Segmente des Private-Debt-Markts für aktuell sehr attraktiv. Mit US Middle Market Loans, also Krediten an mittelständische US-Unternehmen mit einem EBITDA von 10 bis 75 Mio. US-Dollar, lässt sich zum Beispiel ein Brutto-IRR von 8 % erzielen. Aufgrund ihrer variablen Verzinsung bieten diese Investments zudem einen Inflationsschutz. Die Kennzahlen für Investments in ausfallgefährdete Kredite und Sondersituationen (Special Situations Distressed Debt) sind mit 16 bis 20 % IRR / 1,5 bis 2,0x TVPI sehr attraktiv. Ein solches Investment eignet sich sehr zur Diversifizierung von Aktienanlagen, da man aktienähnliche Renditen generiert. Als konservatives Renteninvestment bietet Real Estate Debt eine attraktive Überrendite zu Covered Bonds bei einem Brutto-IRR von 6 bis 8 % mit einer Ausschüttungsrendite von 5 bis 7 %. Dies ist zudem ein konservatives Inflationsinvestment, da 75 % dieser Darlehen variabel verzinst sind und von einer Übersicherung durch Immobilien mit einer stabilen Wertentwicklung profitieren.

II: Mit Blick auf das kommende Jahr – was bleibt speziell für Institutionelle die größte Herausforderung?
Specketer: Wir gehen davon aus, dass die langfristige Inflation steigen wird, die Weltwirtschaft dagegen nur moderat wächst. Ein solches Umfeld stellt große Herausforderung an das Rentenportfolio und die Erwirtschaftung von positiven Realrenditen für eine ausreichende Ausschüttungsquote an Pensionäre. Die kurz- bis mittelfristigen Zinsen in Europa werden negativ bleiben. Die anhaltende Herausforderung durch hohe Kassenbestände für Unternehmen wird eine verstärkte Suche nach Alternative Cash Solutions auslösen. Eine weitere wichtige Herausforderung hängt mit der europäischen ESG-Regulierung zusammen. Bislang liegt der Fokus hier auf dem Vertrieb von Finanzprodukten an Privatpersonen (Stichwort MiFID-Richtlinie der EU). Wir erwarten aber auch den Einzug für Pensionsvermögen. Das wird die Pensionskassen vor die Herausforderung stellen, eine nachhaltige ESG-Anlagepolitik umzusetzen.

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