Zinswende, aber noch keine Normalität an den Märkten

2022 ist fürwahr ein extremes Jahr an den Finanzmärkten. Die Inflation ist weiter auf hohem Niveau, die EZB versucht, mit einem ersten Zinsschritt entgegenzuwirken und dennoch bleibt vieles im Nebulösen. Lohnt sich der Einstieg in Aktien wieder? Liegt das Schlimmste bereits hinter uns? Bernhard Matthes ist ein ausgesprochen guter Kenner der Materie. Er leitet seit 2007 das Asset Management der Bank für Kirche und Caritas (BKC) in Paderborn. Die Chefredaktion sprach mit ihm über die Lage im Sommer 2022.
19. September 2022

II: Breite Diversifikation beinhaltet auch das Investieren in Alternative Anlagen. Wie stehen Sie hierzu angesichts der aktuellen Gemengelage?
Matthes: Alternativen Anlagen spielen in unseren Mischstrategien traditionell schon immer eine gewichtige Rolle. Durch die geringe Korrelation zu traditionellen Anlageklassen können diese diversifizierend und stabilisierend auf den Gesamtertrag eines Portfolios wirken. In unserem BKC Treuhand Portfolio haben wir diese Position auf zwischenzeitlich 30 % übergewichtet.

II: Das impliziert auch Gold als möglichen Inflationsschutz?
Matthes: Gold sehen wir vollkommen unabhängig von taktischen Überlegungen oder den auf einige wenige Monate hinweg vorherrschenden Bedingungen. Wir sehen Gold vielmehr als Buy-andhold- Instrument, welches einen festen, nicht variablen Platz im Portfolio haben sollte. Es wertet gegenüber den Papierwährungen auf und schützt den Anleger damit zuverlässig vor Kaufkraftverlusten.

II: Mal regional betrachtet, bleiben Sie skeptisch für Europa?
Matthes: Es trifft zu, dass die Kurse europäischer Aktien auch in der Vergangenheit einen deutlichen Pessimismus widerspiegelten. Mag sein, dass europäische Aktien im Vergleich zu den USA günstiger sind. Doch macht sie das automatisch attraktiv? Nein, die strukturellen Schwierigkeiten, mit denen wir es hier zu tun haben, wiegen schwer. Die Gefahr der Deindustrialisierung ist real. Das gepaart mit einer überbordenden Regulierungswut erdrückt das Wachstum. Insofern bleibt unsere Präferenz für außereuropäische Märkte mit besseren Rahmenbedingungen.

II: Wenn ich Sie richtig verstehe, werfen Sie einen besonderen Blick auf Unternehmen „aus der zweiten Reihe“?
Matthes: Absolut. Viele dort gelistete Unternehmen haben es in den zurückliegenden Jahren geschafft, die Dynamik der Weltwirtschaft in gutem Maße in profitables Gewinnwachstum umzusetzen und sind gelegentlich Weltmarktführer in lukrativen Nischenmärkten. Auch im Bond-Picking bieten sich in der zweiten und dritten Reihe ausgesprochen gute Optionen.

II: Abschließend ein Wort zu Ihrem Haus, Herr Matthes.
Matthes: Die Bank für Kirche und Caritas wurde im Jahr 1972 gegründet. Sämtliche BKC Asset-Management-Fondslösungen werden im ethisch-nachhaltigen Sinne gemanagt und unterliegen dem etablierten BKC-Nachhaltigkeitsfilter. Ich erwähne besonders den BKC Treuhand Portfolio, der als defensiver Mischfonds speziell von auf Kapitalerhalt fokussierten Anlegern nachgefragt wird.

Bernhard Matthes – Foto: © BKC

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