Zinsanstieg 10-jähriger Bunds auf 3,5 bis 4 Prozent durch Sondervermögen erwartet

Die Europäische Union und insbesondere Deutschland stehen vor einer radikalen Wende in der Finanzpolitik, die in einen historisch einmaligen Schuldenrausch münden wird. Auslöser dafür war der Weckruf von US-Präsident Donald Trump, der Europa zu einer massiven Erhöhung der Verteidigungsausgaben zwingt.
6. März 2025
Beat Thoma - Foto: Copyright Fisch AM

Die Europäische Union und insbesondere Deutschland stehen vor einer radikalen Wende in der Finanzpolitik, die in einen historisch einmaligen Schuldenrausch münden wird. Auslöser dafür war der Weckruf von US-Präsident Donald Trump, der Europa zu einer massiven Erhöhung der Verteidigungsausgaben zwingt.

„Da diese Ausgaben nicht aus dem ordentlichen Staatshaushalt finanziert werden können und die Notenpresse der Europäischen Zentralbank (EZB) vorerst noch nicht in Gang gesetzt werden kann, bleibt als einzige Möglichkeit, die Verschuldungsschleusen voll zu öffnen. Diese Gelegenheit wird zudem geschickt genutzt, um neben Rüstungsausgaben in einem Zug auch seit langem fällige Infrastrukturprojekte zu realisieren. Das gilt nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Mehrheit der Staaten der Europäischen Union“, so Beat Thoma, CIO bei Fisch Asset Management. Thoma schätzt die Auswirkungen auf den Finanzmarkt wie folgt ein:

„Die bisherige Schuldenbremse in Deutschland wird damit de facto bedeutungslos. Es wird aktuell von einem Sondervermögen von 500 Milliarden Euro nur für Infrastruktur gesprochen (über 10 Jahre verteilt), hinzu kommen die Schuldenfinanzierung von Verteidigungsausgaben – solche, die ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) überschreiten, werden von der Schuldenbremse ausgenommen – und die neue Möglichkeit der deutschen Bundesländer, sich ebenfalls zu verschulden. Weitere Reformen sind wahrscheinlich.

Schätzungen ergeben, dass damit das jährliche Staatsdefizit von Deutschland von derzeit 2,8 Prozent auf rund 5,5 Prozent (USA derzeit 6,4 Prozent) und das Verhältnis der Schulden zum BIP von 62 Prozent auf 80 Prozent (USA derzeit 125 Prozent) ansteigen könnten. Solange diese Schuldenaufnahme nicht durch die Notenpresse der EZB oder die Emission von gemeinschaftlichen Eurobonds finanziert wird, droht damit ein Zinsanstieg für zehnjährige Deutsche Bundesanleihen von derzeit 2,7 Prozent auf 3,5 bis 4 Prozent sowie höhere Inflation. Insgesamt dürfte die Konjunktur mittelfristig stark profitieren. An den europäischen Aktienmärkten herrscht – auch dank relativ zu den USA günstigeren Bewertungen – also Aufholbedarf.“

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