Zeitenwende

Die globalen Rentenmärkte haben in den zurückliegenden Wochen herbe Kursabschläge verkraften müssen. Die Gründe hierfür sind Ankündigungen der Notenbanken, die Zinsen anzuheben. Und das, zumindest in den USA, nicht zögerlich. Schließlich galoppiert die Inflation und könnte aus dem Ruder laufen.
30. Juni 2022

Die globalen Rentenmärkte haben in den zurückliegenden Wochen herbe Kursabschläge verkraften müssen. Die Gründe hierfür sind Ankündigungen der Notenbanken, die Zinsen anzuheben. Und das, zumindest in den USA, nicht zögerlich. Schließlich galoppiert die Inflation und könnte aus dem Ruder laufen.

„Anleger sorgen sich vor Inflation: Renditen steigen deutlich“, titelte das Handelsblatt am 21. März dieses Jahres. Anleger, und gerade Institutionelle, die die Rentenmärkte zum Zweck der Diversifikation ansteuern und dort bis dato stark allokiert waren, müssen umdenken. Sichere Häfen schauen anders aus. Es ist ein Ausverkauf an den Anleihemärkten. Mit Blick auf die Renditen der Staatspapiere wird das deutlich. So erklimmen viele zehnjährige Benchmark-Anleihen Rekordniveaus. Die Zinswende erhöht die Risiken der Schuldner, die höhere Lasten tragen.

Italienische Papiere verzeichneten beispielsweise im April einen starken Anstieg und lagen zum Monatsende bei 2,78 %. Im April 2021 waren es noch nicht einmal 1 %. Andere Mittelmeeranrainer, wie Griechenland, reihen sich ein. Die zehnjährige griechische Staatsanleihe stand Ende April 2022 bei 3 %. Das in der Vergangenheit arg gebeutelte Land konnte seine vom IWF erhaltenen Notkredite zwei Jahre früher als geplant zurückzahlen. In Spanien ein ähnliches Bild. Auch hier ein deutlicher Anstieg der Rendite der zehnjährigen Staatsanleihe. In Deutschland kletterte die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe im Mai auf ein Achtjahreshoch bei 1,19 %. Die Inflation in weiten Teilen der Welt fiel im April höher als erwartet aus, weshalb die Anleiherenditen stark anzogen und in Folge anstiegen. Auch bei unserem atlantischen Partner, den USA, ist das Bild deckungsgleich. Dort erreichte die reale Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe im April zum ersten Mal seit dem 1. Quartal 2020 einen Wert über null.

Der Blick nach Asien verrät, dass diese „Rallye“ bei den Anleiherenditen nicht überall anzutreffen ist. Die Bank of Japan bestätigte erst kürzlich erneut ihre ultralockere Geldpolitik. Die Rendite der zehnjährigen japanischen Staatsanleihe stieg moderat, verharrt aber auf vergleichsweise niedrigem Niveau.

Der Gegenwind am Anleihemarkt ist 2022 deutlich spürbar. Kurse purzelten, die Renditen kletterten. Und angesichts der weiter hohen Inflation ist dieser Trend weiter intakt. Es sind wahrlich keine einfachen Zeiten an den Rentenmärkten. Institutionelle Investoren müssen umdenken. Vermeintlich „sichere Häfen“ gibt es 2022 nicht mehr. Lesen Sie hierzu das Interview mit dem ARAMEA-Chefvolkswirt Felix Herrmann.

Foto: © Angelika Beck — stock.adobe.com

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