Die Renditen japanischer Staatsanleihen steigen und haben jüngst den höchsten Stand seit 2011 erreicht. Wohin könnte dieser unerbittliche Ausverkauf führen? Kaspar Hense, Senior Portfolio Manager bei RBC BlueBay Asset Management, gibt seine Einschätzung ab.
„Japan wurde durch den Außenhandelsschock im Anschluss an die Coronapandemie hart getroffen. Der große Handelsbilanzüberschuss des Landes hat sich seither in ein Defizit verwandelt. Das ist auf die hohen Preise für importierte Energie – insbesondere Öl und Gas – zurückzuführen, die wiederum Inflationsängste auslösen. Erschwerend hinzu kommt die herausfordernde demografische Entwicklung. Der Arbeitsmarkt schrumpft rasch und der mit erheblicher Verzögerung einsetzende Lohndruck wird unseres Erachtens 2025 anhalten.
Damit liegt die Bank of Japan (BoJ) hinter der Kurve zurück und muss unserer Ansicht nach einen neutralen Zins zwischen 1 Prozent und 1,5 Prozent erreichen. Dies dürfte die gesamte Renditekurve nach oben ziehen, insbesondere aber den 10-jährigen Teil. Aktuell wird dieser durch die Rinban-Anleihekäufe der BoJ künstlich nach unten gedrückt. Deren Volumen soll aber ab Juli um fast 13 Milliarden US-Dollar pro Monat reduziert werden. Dennoch sind wir der Meinung, dass sich der 30-jährige Teil der Kurve mit rund 2,5 Prozent einem faireren Wert nähert.“