Warum institutionelle Anleger auf alternative Investments setzen

Geopolitische Krisen, anhaltend hohe Volatilität, wieder sinkende Zinsen – in einer dynamischen Finanzlandschaft intensivieren viele institutionelle Investoren ihre Suche nach stabilen und renditestarken Anlagemöglichkeiten. Wir zeigen auf, worauf sie achten sollten, wenn Investoren über eine gewisse Quote alternativer Investments nachdenken.
17. Dezember 2024
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Geopolitische Krisen, anhaltend hohe Volatilität, wieder sinkende Zinsen – in einer dynamischen Finanzlandschaft intensivieren viele institutionelle Investoren ihre Suche nach stabilen und renditestarken Anlagemöglichkeiten. Wir zeigen auf, worauf sie achten sollten, wenn Investoren über eine gewisse Quote alternativer Investments nachdenken.

In einem eleganten Konferenzraum mit Blick über die Skyline der Stadt sitzt der erfahrene institutionelle Investor gespannt am Konferenztisch. Vor ihm liegt eine umfangreiche Präsentation, die Ergebnisse der kürzlich durchgeführten Asset-Liability-Management (ALM) Studie. Die Präsentation beginnt mit einer umfassenden Analyse der aktuellen Vermögensanlagen, Verpflichtungen und Liquiditätsbedürfnisse. Grafiken und Diagramme verdeutlichen die Zusammenhänge und zeigen auf, wie sich die Marktbedingungen auf das Portfolio auswirken.

Natürlich weiß der Investor schon lange, dass sich an den Kapitalmärkten etwas verändert hat. Die Zinsen waren zuletzt zwar auskömmlich, aber schon lange nicht mehr hoch. Zudem gilt die alte Regel, dass Aktien, Anleihen und Cash als Anlageklassen ausreichen, weil die Anleihen steigen, wenn die Aktien fallen, spätestens seit dem Jahr 2022 als wertlos. Genau genommen traf sie auch davor schon immer wieder nicht zu. Und die Volatilität? Ist hoch und dürfte es – mit Blick auf die geopolitischen Krisenherde – auch bleiben. Als Teil der Lösung empfiehlt die ALM-Studie eine Neuausrichtung von Teilen des Vermögens: Den Aufbau eines diversifizierten Portfolios alternativer Investments.

Wie Investoren durch diese neue Landschaft navigieren 

Klar ist, dass sich die Zeiten für institutionelle Anleger erheblich verändert haben. Vor dem Hintergrund einer erhöhten Unsicherheit an den Kapitalmärkten suchen immer mehr Altersversorgungseinrichtungen und Stiftungen nach Wegen, um Renditen zu steigern und ihre Portfolios zu diversifizieren. Alternative Investments gewinnen dabei zunehmend an Bedeutung. Schließlich bieten sie einige Vorteile, die in der aktuellen Marktsituation besonders attraktiv sind. Dazu gehören höhere Renditechancen, eine breitere Streuung des Portfolios und ein besserer Schutz gegen Inflation.

Der Investor nickt und lehnt sich leicht nach vorne, um die Details der Präsentation zu erfassen. Eine Empfehlung aus der ALM-Studie ist, dass sein Unternehmen 10 % Alternative Investments in seine strategische Asset-Allokation (SAA) aufnehmen sollte. Beispielswiese 6 % Private Debt und 4 % Private Equity. Ein Stirnrunzeln zieht sich über sein Gesicht: Alternative Investments? Welche Chancen ergeben sich dadurch? Welche Risiken gilt es zu beachten?

Strategische Überlegungen bei der Planung

Aufgrund der Illiquidität alternativer Anlageklassen ist eine detaillierte und individuell erarbeitete Anlagestrategie sowie Maßnahmen zur deren Umsetzung von zentraler Bedeutung für den Anlageerfolg. Bei der Planung alternativer Investments spielen mehrere Faktoren eine zentrale Rolle. Eine wichtige Überlegung ist die Definition der Rahmendaten, wie das angestrebte Zielvolumen in fünf Jahren und das gewünschte Risikoprofil aussehen sollten. Auch aufsichts- und steuerrechtliche Rahmenbedingungen müssen in diesem Zusammenhang berücksichtigt werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Grad der Auslagerung von Entscheidungen: Einige Anleger ziehen es vor, Entscheidungen selbst zu treffen, während andere diese Aufgabe lieber an erfahrene Manager delegieren.

Wichtig ist auch der Blick auf die sich möglicherweise verändernden Mitgliederstrukturen, die Versorgungseinrichtungen regelmäßig im Blick haben sollten. Wie entwickelt sich das Verhältnis von Beitragszahlern zu Leistungsempfängern? Und welche Konsequenzen ergeben sich daraus?

Sind die strategischen Fragen geklärt, stellt sich die Frage nach der Umsetzung. Dabei geht es um das passende Investitionsvehikel. Bei größeren Anlagevolumina empfiehlt es sich oft, die Investments in einer oder mehreren juristischen Hüllen zu bündeln. Dies ermöglicht nicht nur eine Diversifikation innerhalb der rechtlichen Struktur, sondern bietet auch regulatorische Vorteile. Alternativen wie Dachfonds oder Einzelinvestments können teurer oder mit höherem Aufwand verbunden sein. Wichtig ist, dass die Struktur den aufsichtsrechtlichen Anforderungen entspricht und keine bestehenden Steuerbefreiungen gefährdet.

Klar ist zudem: Diese Anlageklassen sind in der Regel illiquide, was bedeutet, dass Investoren bereit sein müssen, ihr Kapital für längere Zeiträume zu binden. Die Illiquidität trägt dazu bei, langfristig attraktive Renditen zu erzielen. Dies macht es umso wichtiger, dass Anleger ihre strategischen Überlegungen im Vorfeld klar definieren und auch innerhalb der alternativen Anlageklassen breit streuen. Aus der fehlenden täglichen Bewertung können sich aber auch Vorteile im Risikomanagement oder bei der Bilanzierung ergeben.

Fallstricke bei alternativen Investments

Die Auswahl des richtigen Partners ist ein weiterer kritischer Aspekt beim Investment in alternative Anlagen. Der Partner sollte über umfassende Kompetenz und Erfahrung in allen relevanten Substrategien verfügen. Transparente und faire Gebührenstrukturen sowie ein adäquates Controlling sind ebenfalls unerlässlich.

Bei Private Debt etwa kommt es darauf an, die Kreditverträge optimal auszuhandeln und bei Bedarf neu zu verhandeln. Die Vermeidung von ‚covenant-light‘-Krediten und ein aktives Risikomanagement ermöglichen es, Risiken besser zu steuern als bei liquiden Anleihen. Im Bereich Private Equity können General Partner direkt auf die Unternehmensleitung einwirken und so aktiv das Wertpotenzial der Portfoliounternehmen steigern. Die Auswahl der richtigen Manager ist dabei von zentraler Bedeutung, da eine Trennung von schlecht performenden Fonds aufgrund der Illiquidität dieser Anlageklasse oft mit erheblichen Kosten verbunden ist.

Die genannten Renditeaufschläge lassen sich also nur verdienen, wenn an der Anlagestrategie langfristig festgehalten werden kann. Deswegen spielt das Controlling eine wichtige Rolle: Es bietet eine Art doppelten Boden für die Kunden und deren Aufsichtsgremium. Insbesondere bei neuen Anlageklassen sind adressatengerechtes Reporting und gute Gremienkommunikation entscheidend.

Ein guter Berater sollte umfassende Unterstützung bei der Entwicklung passgenauer Anlagestrategien bieten und insbesondere in die Einbettung in die aus der ALM-Studie resultierenden SAA achten. Üblicherweise sind im Bereich von Private Equity Buyout-Strategien besser geeignet als Venture Capital, um den gewünschten Anlageerfolg zu erreichen. Bei Private Debt bilden besicherte Kredite in der Regel den Kern des Portfolios.

Idealerweise unterstützt der Berater auch bei der Auswahl der Zielinvestments. Leider wird eine interessenskonfliktfreie Beratung auf Honorarbasis nur selten angeboten. Sie bietet jedoch die größtmögliche Sicherheit, dass die Interessen des Investors gewahrt werden. Berater mit umfangreicher Erfahrung mit regulierten Anlegern können maßgeschneiderte Lösungen anbieten. Zusätzlich unterstützen sie bei der Auswahl von Kapitalverwaltungsgesellschaften (KVG), Verwahrstellen und Asset Managern. Ein umfassendes Controlling inklusive Quartals-Reporting, Begleitung von Anlageausschusssitzungen sowie eine regelmäßige Überprüfung der Anlagestrategie gehören ebenfalls zur Dienstleistungspalette.

Fazit

Das zunehmende Interesse institutioneller Anleger an alternativen Investments ist ein Zeichen für die Herausforderungen des aktuellen Marktumfelds. Höhere Renditen, breitere Streuung und Inflationsschutz sind Vorteile dieser Anlageklassen. Dennoch erfordert die erfolgreiche Umsetzung eine sorgfältige Planung sowie fundierte Entscheidungen hinsichtlich Partnerwahl und Strukturierung. Mit einem systematischen Ansatz zur Bestandsaufnahme sowie einer klaren Definition strategischer Ziele können institutionelle Anleger von den Chancen alternativer Investments profitieren.

Die Expertise von interessenskonfliktfreien Beratern spielt dabei eine entscheidende Rolle – sowohl bei der Entwicklung individueller Strategien als auch bei der Auswahl geeigneter Partner und Investitionsvehikel. In einer Zeit voller Unsicherheiten bleibt es für institutionelle Investoren unerlässlich, flexibel zu bleiben und ihre Anlagestrategien kontinuierlich anzupassen – insbesondere, wenn es darum geht, das Potenzial alternativer Investments voll auszuschöpfen. In seinem Konferenzraum nickt der Investor mit dem Kopf.

Autoren: Dr. Timo Klett, Co-Leiter Geschäftsbereich institutionelle Kunden und Martin Möller, Co-Leiter Geschäftsbereich institutionelle Kunden, HQ Trust

 

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