“Warten auf die Bestätigung einer weniger restriktiven Politik”

Gergely Majoros, Mitglied des Investmentkomitees von Carmignac, kommentiert die anstehende Fed-Sitzung. Er erwartet eine Zinserhöhung um 75 Basispunkte. Besonders spannend ist jedoch der Ausblick auf den Kurs der US-Notenbank ab Dezember 2023: 
1. November 2022
Gergely Majoros - Foto: © Carmignac

Gergely Majoros, Mitglied des Investmentkomitees von Carmignac, kommentiert die anstehende Fed-Sitzung. Er erwartet eine Zinserhöhung um 75 Basispunkte. Besonders spannend ist jedoch der Ausblick auf den Kurs der US-Notenbank ab Dezember 2023: 

„Obwohl erwartet wird, dass die Sitzung in dieser Woche sehr restriktiv ausfallen wird (eine Zinserhöhung um 75 Basispunkte ist sehr wahrscheinlich), ist die eigentliche Frage für die Märkte, ob die US-Notenbank Fed eine Verlangsamung des Tempos der Zinserhöhungen ab Dezember andeuten wird.

Nach dem jüngsten Bericht des Wall Street Journal (WSJ), wonach Beamte über eine Verlangsamung debattieren, haben die Rentenmärkte ihre Erwartungen für Dezember rasch angepasst und gehen nun von einer weniger als 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung um 75 Basispunkte aus. Die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen, der wichtigsten Benchmark für die Finanzmärkte, ist von 4,3 Prozent auf 5 Prozent zurückgegangen, während der vom Markt erwartete Endsatz 5 Prozent erreichte. Jeder Hinweis auf eine Bestätigung einer weniger restriktiven Haltung würde den Finanzmärkten weiteren Anstoß geben.

Es spricht auch viel dafür, dass die fundamentalen Faktoren sehr bald einen Wendepunkt erreichen werden. Es wird erwartet, dass die Inflation deutlich zurückgeht, was hauptsächlich auf Basiseffekte zurückzuführen ist. Und der Arbeitsmarkt, auch wenn er immer noch sehr angespannt ist, hat begonnen, sich abzukühlen. Dies ist ein wichtiger Grund für eine Verlangsamung des derzeitigen Anhebungstempos oder sogar für eine Pause im Jahr 2023, um die verzögerten Auswirkungen des Anhebungszyklus auf die Wirtschaft zu bewerten.

Aus all diesen Gründen könnten die derzeitigen Haupttreiber der Zinsmärkte – das heißt Inflationsängste und die aggressive Straffung der Zentralbanken – bald durch Rezessionsängste ersetzt werden, was die Zinsen weiter unter Druck setzen würde.

Da die derzeitige Zinsvolatilität auch als einer der Haupttreiber für risikoreichere Anlagen wie Aktien und Kreditmärkte angesehen wird, würde eine weitere Rallye an den Zinsmärkten ihre jüngste Erholung stützen und die Wahrscheinlichkeit des positiven ‘Saisonalitätseffekts‘ zum Jahresende erhöhen.

Aus einer längerfristigen Perspektive sind die im WSJ berichtete FOMC-Debatte und die weniger aggressiven Botschaften von Christine Lagarde auf der EZB-Sitzung in der vergangenen Woche ein ziemlich deutliches Signal dafür, dass die Zentralbanken es vermeiden wollen, die Wirtschaft und die Finanzmärkte zu sehr unter Druck zu setzen – im Gegensatz zu der aggressiven Rhetorik der letzten Monate. Kurz gesagt, der Kampf gegen die Inflation wird nicht so aggressiv geführt wie angekündigt. Sie wird daher länger andauern.“ (ah)

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