Die aktuellen US-Wahlergebnisse zeigen einen klaren Sieg für Donald Trump. Anders als die anfänglichen Prognosen, die ein knappes Ergebnis mit leichter Tendenz für Kamala Harris voraussagten, hat Trump sowohl die Präsidentschaft als auch den Senat gewonnen. Noch unklar ist die endgültige Zusammensetzung des Repräsentantenhauses, wobei die Republikaner aktuell führend sind und wahrscheinlich auch dort die Mehrheit erreichen werden. Dies wäre ein bedeutender „Clean Sweep“ für die Republikaner.
Marktreaktionen auf den Wahlsieg Trumps
Die Finanzmärkte haben auf Trumps Sieg bislang wie erwartet reagiert:
- Aktienmärkte: Zeigen starke Kursanstiege, da Trumps Sieg als positiv für die Wirtschaft und insbesondere für US-Unternehmen gewertet wird.
- Renditen der Staatsanleihen: Die Renditen amerikanischer Staatsanleihen steigen, insbesondere die zehnjährigen Anleihen um 13 Basispunkte und die zweijährigen um 6 Basispunkte.
- Dollar-Stärke: Der US-Dollar gewinnt an Wert, was ebenfalls eine erwartete Reaktion auf die Marktprognosen für einen Trump-Sieg ist.
- Eurozone-Anleihen: In der Eurozone fallen die Renditen, was auf Trumps geplante Strafzölle zurückzuführen ist. Diese könnten inflationäre Effekte in den USA verstärken und zu höheren Zinsen führen, während das Wirtschaftswachstum in Europa gebremst würde.
Risiken für den Rentenmarkt und steigende US-Staatsverschuldung
Die Risiken im amerikanischen Rentenmarkt sind aufgrund der hohen Staatsschulden erhöht. Sollte Trump wie angekündigt weitere Steuersenkungen durchführen, würde dies das Staatsdefizit weiter vergrößern. Ein Anstieg der Staatsanleiherenditen könnte zu Unruhen am Rentenmarkt führen und letztendlich auch den Aktienmarkt belasten. Wir sehen hier ein enormes Risiko und warnen vor einem möglichen „Unfall“ am Anleihemarkt.
Europa als Verlierer: Wirtschaftliche und geopolitische Herausforderungen
Europa wird wirtschaftlich und geopolitisch wohl zu den Verlierern eines Wahlsiegs Trumps gehören:
- Strafzölle: Die Strafzölle werden die europäische und deutsche Wirtschaft hart treffen.
- Ukraine-Konflikt: Trump hat bereits signalisiert, die Unterstützung für die Ukraine einzustellen, was die strategische Position Europas schwächt. Europa ist nicht ausreichend vorbereitet, die Ukraine militärisch zu stützen. Das Fehlen einer stabilen Unterstützung könnte dazu führen, dass Russland seine Position in der Ukraine ausbaut.
- Finanzielle Belastungen: Falls Russland in der Ukraine erfolgreich wäre, müssten europäische Länder deutlich mehr in die eigene Verteidigung investieren. Laut Berechnungen des Instituts für Weltwirtschaft wäre eine hypothetische Erhöhung von aktuell etwa 4 EUR auf 40 EUR pro Kopf und Monat nötig, um die eigene Sicherheit zu gewährleisten.
Strafzölle und der mögliche Konflikt zwischen Trump und der Fed
Trump plant Strafzölle einzuführen, die jedoch nur wirksam wären, wenn der US-Dollar stabil bleibt oder fällt. Ein starker Dollar würde den Effekt der Zölle konterkarieren. In diesem Zusammenhang erwarten wir, dass Trump Druck auf die Fed ausüben könnte, die Zinsen weniger anzuheben, um den Dollar zu schwächen. Dies könnte zu einem Konflikt über die Unabhängigkeit der US-Notenbank führen und die Inflationserwartungen in den USA erhöhen.
Inflationsschutz und Investmentstrategie für Europa und die USA
In Bezug auf die Inflation sehen wir unterschiedliche Strategien:
- USA: Ein Inflationsschutz in Portfolios könnte sinnvoll sein, falls die Fed dem politischen Druck nachgibt und die Inflation steigt.
- Europa: Die kurzfristigen Wachstumsaussichten sind durch Trumps Strafzölle negativ beeinflusst, was inflationsdämpfend wirkt. Erst wenn Europa seine Rüstungs- und Investitionsausgaben erhöhen würde, könnte sich dies mittelfristig in einer erhöhten Inflation widerspiegeln.
Fazit und Ausblick
Die Perspektive für Europa in den kommenden vier Jahren ist eher pessimistisch. Der US-Kurswechsel hin zu mehr Isolationismus und einer strikteren Verfolgung nationaler Interessen zwingt Europa, sich stärker auf eigene Kräfte zu verlassen und den transatlantischen Beziehungen weniger Gewicht beizumessen. US-Aktien haben tendenziell bessere Perspektiven als europäische Werte, jedoch stellen die hohe Verschuldung der USA und die steigenden Anleiherenditen ein potenzielles Risiko für die US-Wirtschaft dar. Die Perspektive auf Strafzölle seitens der USA gegen China könnte zu einem größeren Stimulus der chinesischen Regierung führen, was sich positiv auf die Weltwirtschaft auswirken sollte. Infolge der Trump-Präsidentschaft und der Perspektive auf hohe Strafzölle gegen China dürfte die chinesische Regierung einen deutlich größeren Stimulus beschließen, um die Binnennachfrage zu stärken.