Wenn wieder alle US-Wirtschaftsdaten verfügbar sein werden, dürfte der Dollar wohl in eine neue Schwächephase eintreten. Das Aufwertungspotenzial des Yen wird durch die zögerlichere Normalisierung der Geldpolitik der Bank of Japan begrenzt. Und die angespannte Haushaltslage verhindert eine positive Entwicklung des britischen Pfunds, schildert David E. Meier, Economist bei Julius Bär, die Lage an den Währungsmärkten:
- Noch profitiert der US-Dollar von der Unklarheit aufgrund der Datenflaute und weist eine sehr geringe Volatilität auf. Dennoch bleiben wir bei unserer Einschätzung, dass sich mit der Veröffentlichung aktueller Wirtschaftsdaten die durch die US-Zollpolitik verursachte Konjunkturabkühlung deutlicher abzeichnen wird. Dies wird letztendlich die Dollar-Erholung beenden und seinen Kurs nach unten treiben. Obwohl dies aufgrund der jüngsten Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft schwer zu argumentieren ist, halten wir an unseren Prognosen von 1,20 EUR/USD in drei Monaten und 1,25 in zwölf Monaten fest.
- In Japan drückte die weitere Verzögerung der geldpolitischen Normalisierung durch die Bank of Japan in der vergangenen Woche den Yen auf neue Tiefststände von 154 gegenüber dem US-Dollar und führte zu einer Zunahme der Short-Positionen an den Märkten. Wir rechnen zwar weiterhin mit einer Zinserhöhung durch die BoJ im Dezember – aufgrund der anhaltenden Inflation – und erwarten drei Zinssenkungen durch die US-Notenbank, doch spricht ein Rückgang des Zinsnachteils des JPY um 125 Basispunkte gegenüber dem aktuellen Stand weiterhin für eine Erholung des JPY. Vor diesem Hintergrund birgt die Marktpositionierung das Potenzial für eine Short-Covering-Rally. Insgesamt scheint der JPY aufgrund der zögerlichen BoJ nun tatsächlich weniger Potenzial für eine Aufwertung im Prognosezeitraum zu haben. Wir revidieren unseren Ausblick auf 148 USD/JPY in drei Monaten und 145 in zwölf Monaten, was zu einer neutralen Bewertung führt.
In Großbritannien belasten die fiskalischen Probleme das britische Pfund, denn das Wirtschaftswachstum ist zu schwach, um die öffentlichen Finanzen zu sanieren. Premierminister Starmer schloss kürzlich Steuererhöhungen zur Finanzierung wachstumsfördernder Maßnahmen nicht aus, was das Risiko eines Bruchs seines Wahlversprechens mit sich bringen würde. Unsere bisherige Prognose, dass das GBP von einem vergleichsweise hohen Carry im europäischen Raum profitieren würde, wird daher revidiert. Darüber hinaus hat die Eurozone nun einen zyklischen Vorteil. Alle Augen werden auf den Herbsthaushalt am 29. November gerichtet sein. Aber es erscheint zunehmend unwahrscheinlich, dass dieser das Vertrauen in die britische Finanzpolitik wiederherstellen wird. Wir senken unseren Ausblick auf 0,87 EUR/GBP




