Vorurteile beim Investieren durchbrechen

Investmententscheidungen basieren oftmals auf subjektiven Empfindungen. Für erfolgreiches Investieren ist es laut der Fondsgesellschaft Columbia Threadneedle Investments jedoch von entscheidender Bedeutung objektiv zu bleiben, sich selbst und gegebenenfalls auch Studien zu hinterfragen. Drei führende Fondsmanagerinnen und Analystinnen von Columbia Threadneedle geben Einblick in ihre Denk- und Arbeitsweise.
25. April 2022
(v.l.n. r.) Anwiti Bahuguna, Jess Williams, Tammie Tang Foto: © CTI

Investmententscheidungen basieren oftmals auf subjektiven Empfindungen. Für erfolgreiches Investieren ist es laut der Fondsgesellschaft Columbia Threadneedle Investments jedoch von entscheidender Bedeutung objektiv zu bleiben, sich selbst und gegebenenfalls auch Studien zu hinterfragen. Drei führende Fondsmanagerinnen und Analystinnen von Columbia Threadneedle geben Einblick in ihre Denk- und Arbeitsweise. 

Für Tammie Tang, Senior Portfoliomanagerin Fixed Income, beginnt erfolgreiches Investieren damit, sich der Existenz von kognitiven Verzerrungen (engl. “bias“) bewusst zu werden: „Das Bewusstsein hilft uns, Entscheidungen zu vermeiden, die von unbewussten Vorurteilen geleitet werden, und ermöglicht es uns, Entscheidungen auf der Grundlage fundierter Analysen oder Überlegungen zu treffen.” Folgende kognitive Verzerrungen wirken sich auf den Anlageprozess besonders aus:

Heuristic bias – Das Bilden verallgemeinerter Ansichten, die auf aktuellen oder wiederholten Nachrichten oder Medienberichten (oft negativer Art) beruhen und nicht auf Fakten.

Overconfidence bias – Der Glaube, mehr zu wissen, als es tatsächlich der Fall ist, oder das Unterschätzen von dem, was nicht bekannt ist.

Confirmation bias – Selektive Wahrnehmung von solchen Informationen, die bestehende Überzeugungen bestätigen, oder das Ignorieren von Informationen, die bestehenden Überzeugungen widersprechen.

„Negative Ansichten und Einstellungen wirken sich nachteilig auf die Entscheidungsfindung aus. Deshalb sollten sich Anleger während des Anlageprozesses konsequent selbst hinterfragen und sich auf Fakten und Statistiken konzentrieren”, so Tang.

Diversifizierung als Schutz gegen den „Home Bias”

Anwiti Bahuguna, Head of Multi-Asset Strategies, trifft oft auf Kundenportfolios mit einem starken „Home Bias“. Der Begriff „Home Bias“ bezieht sich auf die Praxis, einen unverhältnismäßig hohen Anteil des Portfolios in inländische Anlagen zu investieren, was zu Lasten der Diversifizierung geht. „Die Tendenz dazu ist durchaus rational, da die Menschen gerne in vertraute Unternehmen investieren und vielleicht nicht viel über ausländische Unternehmen wissen. Sie machen sich möglicherweise Sorgen über mangelnde Transparenz, Vorschriften, Transaktionskosten und Währungsrisiken bei Anlagen im Ausland”, so Bahuguna.

Doch Studien und historische Daten zeigen, dass gut diversifizierte globale Portfolios den besten Schutz gegen Länderrisiken bieten. „Die USA haben ein Jahrzehnt mit zweistelligen Renditen hinter sich (16,6 % beim S&P 500 im Zehnjahreszeitraum bis Dezember 2021), während die Aktien der Industrieländer nur etwa 8 % und die der Schwellenländer nur 5,5 % erreichten, was zu stark heimatbezogenen Portfolios führte”, so Bahuguna. Noch ein Jahrzehnt zuvor lagen die S&P‑Renditen bei nur 3 % gegenüber 14 % für die Schwellenländer und 5 % für die entwickelten Märkte. „Diversifizierung ist nach wie vor der beste Weg, um Verzerrungen im Portfolio zu vermeiden, indem man die Anlagen auf verschiedene Anlagetypen, Regionen und Sektoren verteilt.”

Vorhersagefehler können zu Fehlinvestitionen führen

Jess Williams, Analystin, Responsible Investment, Global Research, beschäftigt sich mit den Auswirkungen von Vorhersagefehlern bei der Einführung erneuerbarer Energien. „Vorhersagen der Industrie und von Analysten über die Kostendegression der Dekarbonisierung und die Dynamik des Ausbaus des globalen Energiesystems wurden regelmäßig durch den tatsächlichen Fortschritt übertroffen”, so Williams.

Es habe sich gezeigt, dass die Prognosen für den Kostenrückgang bei den erneuerbaren Energien systematisch zu vorsichtig angesetzt waren, was Auswirkungen auf Politik und Investitionen haben kann. Als das Pariser Abkommen im Jahr 2015 unterzeichnet wurde, ging die Internationale Energieagentur (IEA) beispielsweise davon aus, dass die Kosten für Solarenergie im Jahr 2040 immer noch höher sein würden als die Kosten für fossilen Strom. Außerdem rechnete die IEA mit einer installierten Gesamtkapazität von 360 GW Solarstrom bis 2020. Beide Vorhersagen sind bereits widerlegt: Im Jahr 2020 waren 90 % der neuen Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien billiger als aus fossilen Brennstoffen, und es waren 710 GW an Solarenergie installiert, fast doppelt so viel wie 2015. „Die Beseitigung dieser Vorhersagefehler ist von entscheidender Bedeutung, um zu verstehen, wie bahnbrechend erneuerbare Technologien sein können.”

Die Expertinnen von Columbia Threadneedle sind sich einig: Sich beim Investieren von subjektiven Ansichten leiten zu lassen, hieße Chancen verstreichen zu lassen. Das Durchbrechen von Vorurteilen sei zwar nicht immer leicht, doch würde sich schlussendlich auszahlen. (ah)

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