Vorsicht vor Fokussierung auf hoher Dividendenrendite

Um die 55 Milliarden Euro werden allein die 40 Konzerne im Deutschen Aktienindex (Dax) nach den Berechnungen von Analysten in diesem Jahr Euro an ihre Aktionäre ausschütten – ein neuer Rekord. James Dow, Manager des „Global Income Growth Fund“ des schottischen Investmenthauses Baillie Gifford, warnt jedoch vor der Fokussierung auf eine hohe Dividendenrendite.
23. Februar 2023
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Um die 55 Milliarden Euro werden allein die 40 Konzerne im Deutschen Aktienindex (Dax) nach den Berechnungen von Analysten in diesem Jahr Euro an ihre Aktionäre ausschütten – ein neuer Rekord. James Dow, Manager des „Global Income Growth Fund“ des schottischen Investmenthauses Baillie Gifford, warnt jedoch vor der Fokussierung auf eine hohe Dividendenrendite.

Dow: „Aktien, die heute eine hohe Dividendenrendite bringen, aber nicht wachsen oder ihr Geschäft weiterentwickeln, sind oft verschwendete Investments, die das Vermögen des Anlegers auf lange Sicht schmelzen lassen.“

In traditionellen Dividendenfonds würden in der Regel Unternehmen dominieren, deren Gewinne sehr zyklisch seien und von Faktoren bestimmt würden, die sich der Kontrolle des Managements entziehen, wie dies etwa bei den derzeit rekordhohen Gewinnen der großen Ölkonzerne der Fall sei. Eine andere Gefahr sei, Unternehmen im Portfolio zu haben, die eigentlich zu viel ausschütten und eine hohe Dividendenausschüttung als Hauptwerkzeug nutzen, um Anleger anzuziehen. Aber allzu oft würde dies bedeuten, dass ein Unternehmen keine Wachstumsmöglichkeiten mehr sieht.

Dow: „Wir hingegen suchen nach den neuen Dividendenhelden: Unternehmen mit nachhaltigen Geschäftsmodellen UND widerstandsfähigen Dividenden. Wir glauben nicht an Dividenden um jeden Preis und sehen auch Wachstums- und Dividendenaktien nicht als Gegensätze. Unternehmen, die wachsen und gleichzeitig einen Großteil ihrer Gewinne an die Aktionäre zurückgibt, können wert­voller sein als solche, die ihre gesamten Gewinne wieder in das Geschäft stecken müssen, um die gleiche Wachstumsrate zu erzielen.“

Während als „Dividenden-Aristokraten“ meist sogenannte „Value“-Titel gelten, hat Dow in seinem Portfolio zum Beispiel die Technologiekonzerne Microsoft und Apple sowie den dänischen Pharmakonzern Novo Nordisk. Zwar bietet jede dieser drei Aktien zum aktuellen Kurs eine Dividendenrendite von weniger als 1,5 Prozent. Aber alle drei Aktien haben in den letzten fünf Jahren eine Gesamtrendite von mehr als 150 Prozent erzielt.

Wie gefährlich die Fokussierung auf eine hohe Dividendenrendite und ‑historie sein kann, verdeutlicht Dow an einem Vergleich zwischen Microsoft und RWE:

„Im Jahr 2011 hatte RWE eine Dividendenrendite von über 7 Prozent. Auch waren seine Dividenden über mehrere Jahre hinweg stetig gestiegen. Also eine scheinbar perfekte Aktie für „Income“-orientierte Anleger. Im Gegensatz dazu lag die Anfangsrendite von Microsoft bei nur 2,3 Prozent, stieg jedoch jedes Jahr um 10 Prozent. Eine Investition von 100 Euro hätte in diesem Zeitraum zu Ausschüttungen von 57 Euro geführt, verglichen mit 26 Euro bei RWE.

Wie falsch eine einseitige Fokussierung auf die Dividendenrendite gewesen wäre, wird noch deutlicher, wenn man das langfristige Wachstum von Microsoft mit dem von RWE vergleicht: Während zwischen 2011 und 2022 der Kurs von RWE um 12,2 Prozent gesunken ist, ist der von Microsoft um 760 Prozent gestiegen.“

Dow appelliert daher an Dividendenanleger, längerfristig zu denken: „Als Dividendeninvestoren haben wir einen langen Zeithorizont. Wir wollen unseren Kunden dabei helfen, ihren Ruhestand über 30 Jahre zu finanzieren, eine Stiftung für wohltätige Zwecke zu gründen oder ein anderes finanzielles Ziel zu erreichen, das sich über Jahrzehnte erstreckt — nicht nur über ein einziges Jahr. Wir müssen unsere Denkweise auf diesen Zeithorizont ausrichten und langfristige Erträge, nicht kurzfristige Renditen, finden.“

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