Vom risikobehafteten Umfeld profitiert

Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den Emerging Markets ist in der vergangenen Dekade im Durchschnitt um 4,0 % pro Jahr angestiegen. Damit lag es deutlich über dem der Industrieländer von 1,5 %. Dieser Trend dürfte sich im Großen und Ganzen fortsetzen. Neben China haben auch viele kleinere Länder eine Aufholjagd gestartet. Ein weiterer Fakt, der die Stärke der Emerging Markets verdeutlicht: 2010 kamen 68 % der Fortune-500-Unternehmen aus den G7-Ländern und 17 % aus den E20-Schwellenländern (Emerging Markets, EM). Ende 2020 lag der Anteil der E20-Unternehmen bei 34 %. Vor diesem Hintergrund sprach INTELLIGENT INVESTORS zu Mitte Juli mit Magda Branet, Deputy Head of Emerging Market Debt bei Candriam.
23. September 2021
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II: Das Universum an Schwellenländeranleihen ist groß. Wo sehen Sie regional die größten Chancen? Was meiden Sie eher?
Branet: Lokale Anleihen in Südafrika und Indonesien erscheinen uns zurzeit attraktiv. Bei Hartwährungsanleihen bevorzugen wir Rumänien, Costa Rica, Ägypten, die Ukraine und Ghana.

II: Welche Rolle spielen ESG-Kriterien bei Ihrer Selektion?
Branet: ESG ist ein wichtiger Teil unseres Prozesses. Unser Nachhaltigkeitsmodell bei der Bewertung von Länderrisiken basiert auf vier Kapitalsäulen: Wir betrachten die Art und Weise, wie Länder ihr natürliches, menschliches, soziales und wirtschaftliches Kapital einsetzen, um nachhaltiges und integratives Wirtschaftswachstum zu erzielen. Klimawandel, Treibhausgasemissionen, Artenvielfalt und der Schutz der Natur sind einige der Faktoren, die wir im Bereich Umwelt bewerten. Wir betrachten auch die Art und Weise, wie Gesundheits- und Bildungswesen, soziale Gerechtigkeit, die Achtung von Menschen- und Freiheitsrechten in der Gesellschaft bewertet und zugunsten der Entwicklung des Humankapitals eingesetzt werden. Korruption, mangelnde Transparenz und Rechenschaftspflicht der öffentlichen Institutionen wirken sich langfristig negativ auf die wirtschaftliche Entwicklung aus und werden daher von uns im Rahmen unserer Bonitätsbewertung von Staaten analysiert. ESG-Risiken führen dazu, dass wir eine höhere Risikoprämie für Schwellenländer-Anleihen benötigen, oder sie führen sogar dazu, dass wir von einem Investment ganz absehen.

II: Welche Gründe könnten das Bild für EM-Bonds eintrüben?
Branet: Sollte die US-Notenbank beschließen, die Geldpolitik in den USA viel schneller zu straffen als derzeit erwartet, könnte das die Erholung in Schwellenländer gefährden. Dies sehen wir mittelfristig immer noch als das Hauptrisiko für diese Anlageklasse an.

II: Wie haben Sie in den letzten zwölf Monaten (Stichworte: COVID, Renditeanstieg in den USA) agiert?
Branet: Wir waren in den letzten zwölf Monaten meist long in Schwellenländer-Risiken und short in US-Duration. Außerdem haben wir Rohstoffexporteure in Hartwährung und Schwellenländer mit höheren Renditen in lokaler Währung bevorzugt.

Quelle: Magda Branet, Deputy Head of Emerging Market Debt bei Candriam / Foto: © Candriam

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