Volatilität – an den Aktien- und Bondmärkten

Das Geschehen der internationalen Kapitalmärkte im Blick zu haben, ist ganz essentiell. INTELLIGENT INVESTORS bat Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity, um einige Auskünfte zu aktuell spannenden Fragen.
17. Mai 2021
Carsten Roemheld - Foto: © Fidelity

Das Geschehen der internationalen Kapitalmärkte im Blick zu haben, ist ganz essentiell. INTELLIGENT INVESTORS bat Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity, um einige Auskünfte zu aktuell spannenden Fragen.

INTELLIGENT INVESTORS: Volatilität scheint wieder ein Thema zu sein. Herr Roemheld, was denken Sie?
Carsten Roemheld: Ich glaube fest daran, dass die Volatilität im laufenden Jahr wieder nach oben gehen wird, da die Risikofaktoren langsam weiter zunehmen. Insbesondere der Druck auf die FED wird nach dem enormen Wachstumsimpuls der US-Wirtschaft steigen, und damit der Druck auf die US-Bondmärkte. Daher sollte man nicht nur auf die Aktienvolatilität schauen, sondern insbesondere auch auf die Volatilität der Bondmärkte. Diese ist seit den Verwerfungen im Februar im Gegensatz zu den Aktienmarkt-Volatilitäten noch immer deutlich erhöht.

II: Die Eurozone quält sich weiterhin im Lockdown-Modus. Glauben Sie an ein nachhaltiges Comeback europäischer Aktien gegenüber den USA?
Roemheld: Im Augenblick fällt es sehr schwer, europäische Aktien aufgrund fundamentaler Faktoren gegenüber US-Aktien aufholen zu sehen. Zwar ist die Gewinndynamik im laufenden Jahr in Europa auf den ersten Blick höher, der Gewinneinbruch war dafür im vergangenen Jahr aber auch deutlich größer. In der Summe wachsen also die Gewinne in den USA über 2 Jahre (+6,7%) deutlich mehr als in Europa (+1,1%). An der Spitze steht hier allerdings der asiatisch-pazifische Raum mit 11,7% aggregiertem Gewinnwachstum über 2 Jahre. Die fiskalpolitischen Impulse sprechen kurzfristig weiterhin klar für die USA. Die Bewertungen sind zwar nach wie vor deutlich günstiger in Europa, dies war aber aus strukturellen Gründen historisch schon immer so, bietet also auch keinen Grund für eine massive Aufholjagd. Einzig die deutlich höhere Zyklizität der europäischen Indizes gegenüber den USA spricht für eine etwas bessere Entwicklung. Längerfristig sehe ich über die stark erhöhten Schuldenniveaus mehr Probleme auf die USA zukommen.

II: Wird Value ein tragendes Thema bleiben?
Roemheld: Betrachtet man die ganz langfristigen Zyklen an den Aktienmärkten, stellt man fest, dass über weite Strecken der „Value“-Faktor dominiert hat. Das war insbesondere in Phasen der Fall, die von steigenden Zinsen begleitet waren. In diesem aktuellen Zyklus jedenfalls hat „Value“ sehr unterdurchschnittlich performt. Selbst in der jüngsten Erholungsphase haben zyklische Titel das Geschehen klar dominiert und sowohl „Growth“ als auch „Value“ in den Schatten gestellt. Die klassischen Substanzwerte haben hier erhebliches Nachholpotenzial, das sich insbesondere bei steigenden Zinsen manifestieren wird, daher bleibt Value durchaus ein Thema, das mehr Fahrt aufnehmen könnte.

II: Wie lautet Ihre Botschaft für dividendenorientierte Anleger?
Roemheld: Auch wenn es zwischenzeitlich einmal schwieriger war für den Dividendenanleger, so spielt sich die Stärke dieses Ansatzes im langfristigen Vergleich deutlich aus. Wichtig war, ist und bleibt es, dabei nicht auf die dividendenstärksten Titel zu setzen, sondern den Fokus auf Unternehmen zu legen, die in der Lage sind, dauerhaft nachhaltige Dividenden bezahlen zu können, die sich im Idealfall noch steigern lassen. Dafür ist es notwendig, das Unternehmen gründlich zu analysieren, um die dauerhafte Tragfähigkeit beurteilen zu können. Substanzwerte mit starken Cashflows und soliden Bilanzen werden nicht immer an der Spitze der Charts stehen, sich aber dauerhaft verlässlich und solide entwickeln und dem Anleger damit eine hervorragende Basis für sein Portfolio liefern.

Carsten Roemheld — Foto: © Fidelity

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