Vier Schocks und ein Virus: Flexible Anlage ist Trumpf

Gleich vier Schocks haben die Volkswirtschaften und Kapitalmärkte in den letzten Wochen getroffen. Die Rezessionswahrscheinlichkeit für die globale Wirtschaft ist dadurch so deutlich gestiegen, dass eine Rezession inzwischen als Basisszenario bei J.P. Morgan Asset Management gilt.
19. April 2020
Robert Michele

Gleich vier Schocks haben die Volkswirtschaften und Kapitalmärkte in den letzten Wochen getroffen. Die Rezessionswahrscheinlichkeit für die globale Wirtschaft ist dadurch so deutlich gestiegen, dass eine Rezession inzwischen als Basisszenario bei J.P. Morgan Asset Management gilt.

Für Anleger heißt das: flexibel bleiben. Insbesondere bei Anleihen kommt es in diesem dynamischen Umfeld darauf an, das Portfolio mit einem guten Mix aus verschiedenen Märkten und Regionen, Bonitäten, Laufzeiten und Währungen zu stabilisieren.

Vier Schocks sorgen für Marktverwerfungen – Finanzkrise nicht zu erwarten

Noch im letzten Quartal galt ein „Wachstum unter Trend“ als Basisszenario. Gleich vier Schocks sorgten nun dafür, dass sich der Ausblick radikal verändert hat: Zum Angebotsschock aufgrund des Shutdowns von China als Reaktion auf COVID-19 kam ein Nachfrageschock infolge der eingeleiteten Quarantänemaßnahmen in einer Vielzahl der Volkswirtschaften weltweit. Dazu kam dann noch der Ölschock aufgrund des umfangreichen Ölpreiseinbruchs. Dies alles führte zu dramatischen Verkäufen an den Kapitalmärkten, sodass es zusätzlich einen Liquiditätsschock gab – eine massive expansive geldpolitische Antwort durch die Notenbanken folgte.

Eine neue Finanzkrise ist gleichwohl nicht zu befürchten: Das System heute ist nicht so verschuldet wie 2008. Die Möglichkeit des Eintretens einer Finanzkrise ist daher nach wie vor sehr gering. Aufgrund der Vorschriften des Dodd-Frank-Act sind Händler in Krisenzeiten jedoch nicht mehr in der Lage, für ausreichend Liquidität zu sorgen, was die Marktverwerfungen der letzten Wochen teilweise noch verschärfte.

Konsequentes Vorgehen zahlt sich aus

Im Zuge der fortschreitenden Corona-Krise wird allmählich klar, dass strenge Maßnahmen wie Quarantäne, Ausgangssperren und soziale Distanz die beste Wirkung zeigen. Diese Maßnahmen sind dringend notwendig für die Gesundheit der Bevölkerung, aber sie sind schlecht für die Wirtschaft: Je länger die Wirtschaftstätigkeit eingestellt bleibt, umso dramatischer sind die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen – ein Zustand, der auch weiterhin für Volatilität an den Märkten sorgen dürfte.

Eine koordinierte weltweite Reaktion muss auch weiterhin an drei Fronten erfolgen: Auf gesundheitspolitischer Ebene muss das Vertrauen gestärkt werden, dass die unternommenen Schritte ausreichend und wirksam sind, um die Anzahl der Infektionen und Todesfälle zu begrenzen. Die Entwicklung eines Impfstoffes ist zu forcieren, um die Ängste vor einer zweiten Viruswelle einzudämmen. Auf geldpolitischer Ebene wurde im Verlauf des März massiv reagiert und verschiedene Maßnahmen, die sich in der Finanzkrise bewährt hatten, wurden wieder aufgenommen: Neben der Senkung der Zinssätze gibt es nun wieder umfassende Anleihekäufe auch von Unternehmensanleihen, sowie gezielte langfristige Refinanzierungsgeschäfte. Auch die Fiskalpolitik hat in vielen Ländern umfangreiche Maßnahmenpakete verabschiedet.

China ist das erste Land, das nach dem COVID-19-Zyklus langsam zur Normalität zurückkehrt. Es zeigt, dass man mit einer Reihe stringenter politischer Maßnahmen etwas bewirken kann. Jetzt bleibt abzuwarten, wie die Maßnahmen, die in Europa und den USA auf den Weg gebracht wurden, wirken. Fakt ist jedoch: Eine Welt, in der die Nachfrage der Endverbraucher weggebrochen ist, wird jede Unterstützung brauchen, um sich zu erholen.

Vorsicht weiter angebracht 

Vor diesem Hintergrund haben wir uns bei J.P. Morgan Asset Management in der Fixed-Income-Gruppe darauf konzentriert, Risiken abzubauen und die Portfolios mit erstklassigen Anleihen aufgestockt. Wenn die USA in eine Rezession abrutscht, werden die Ausfallquoten steigen und die Märkte für Unternehmensanleihen werden sich weiter verbilligen. Dies gilt insbesondere für Unternehmensanleihen geringerer Bonität, weniger für Verbriefungen. Reservewährungen wie der Schweizer Franken, der japanische Yen, der US-Dollar und der Euro dürften in diesem Umfeld gut abschneiden. Auch wenn Anleihen aus den Schwellenländern in Anbetracht des aktuellen Renditeniveaus verlockend erscheinen, warten wir noch weiter ab, bis die Risiken weiter zurückgehen, bevor wir investieren. Möglicherweise werden Anlagechancen geschaffen, aber Geduld könnte sich besser auszahlen.

Es bleibt abzuwarten, von welcher Dauer und Tiefe die Rezession sein wird. Ebenso ist noch nicht deutlich erkennbar, welchen Schaden die Marktstörung angerichtet hat. Unsere Erfahrung mit Rezessionen hat uns gezeigt, dass irgendwann die Zeit kommen wird, um die Märkte nach Einzeltiteln und günstigen Bewertungen zu durchforsten. Bis dahin setzen wir auf den Kapitalerhalt.

Herausforderungen mit Flexibilität begegnen

Um für diese besondere Situation an den globalen Anleihemärkten gerüstet zu sein, sollten alle Anleihenmarktsegmente in die Allokation einbezogen werden. Mittels eines benchmarkunabhängigen Ansatzes können Anleger so von möglichst vielen Chancen aus dem gesamten Anlageuniversum profitieren. Diese Strategie verfolgen beispielsweise die flexiblen Anleiheportfolios im Global Strategic Bond Fund und im etwas offensiveren Global Bond Opportunities Fund: Das breit diversifizierte Portfolio kombiniert dynamisch alle Anleihenmarktsegmente. Eine klassische Benchmark gibt es nicht, sondern die Fondsmanager setzen auf aktives Durationsmanagement, um die Sensibilität des Portfolios gegenüber Zinsänderungen anzupassen und auf Veränderungen im Wirtschaftsumfeld und in den Marktbedingungen einzustellen. Hinzu kommt ein mehrdimensionaler Ansatz für das Risikomanagement: Das Portfolio wird einerseits breit diversifiziert und gleichzeitig wird die Korrelation im Hinblick auf verschiedene Faktoren wie Veränderung der Marktzinsen, Wechselkurse und Kreditspreads kontrolliert. (ah)

Kommentar von Robert Michele, Leiter der Global Fixed Income, Currency and Commodities Gruppe bei J.P. Morgan Asset Management

Foto: Robert Michele, © J.P. Morgan Asset Managment

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