Die Fondsmanager Burton Flynn und Ivan Nechunaev von Evli und Terra Nova Capital geben wertvolle Einblicke über ihren Investmentansatz für aufstrebende Volkswirtschaften. Unternehmen aus den Emerging Frontier Markets bieten einzigartige Wachstumschancen und Diversifikationsmöglichkeiten, die internationale Anleger oft ungenutzt vorbeiziehen lassen.
INTELLIGENT INVESTORS: Herr Flynn, Herr Nechunaev, Emerging Markets sind inzwischen für ausländische Investoren gut erschlossen. Worin sehen Sie Vorteile, sich auf die schwerer zugänglichen Emerging Frontier Markets zu konzentrieren?
Flynn/Nechunaev: Es mag kühn klingen, aber wir suchen aktiv Unternehmen mit dem Potential, ihren Börsenwert innerhalb eines Jahres zu verdoppeln. In den Frontier Markets findet man häufiger qualitativ gute, stark unterbewertete Firmen. Zudem sind internationale, große Fondsgesellschaften dort nicht so präsent wie in den „etablierten“ Schwellenmärkten. Man muss sich allerdings auch entsprechend einarbeiten, um Erfolg zu haben.
Wir benötigen bei unserem Ansatz für das Research echte Markttiefe, weswegen wir in allen unseren Anlagemärkten buchstäblich permanent auf Reisen sind, um Unternehmen zu treffen und die lokalen Verhältnisse genau zu verstehen. Das liefert uns einen Wissensvorsprung, der sich langfristig auszahlt.
INTELLIGENT INVESTORS: Die wirtschaftliche Situation und die Investmentlandschaft in kleineren Schwellenländern unterscheiden sich untereinander stark, aber fast alle Länder stehen konjunkturell vor Herausforderungen – warum entwickelt sich Ihr Fonds besser als die Aktienmärkte dort?
Flynn/Nechunaev: Mit dem Anspruch an das Kurspotential unserer Portfolio-Unternehmen haben wir ein klares Investmentziel formuliert, das wir mit einem erprobten, wahrhaftig aktiven Stock Picking Ansatz verfolgen. Von Stiltreue und Disziplin profitieren Anleger im Evli EM Frontier schon seit 10 Jahren.
Im Portfolio sind überwiegend Werte, die in keinem Emerging Market Index vertreten sind. Starke Unternehmen suchen wir außerdem überall. Auch in Ländern wie der Türkei oder Pakistan, die von vielen internationalen Investoren gemieden werden. Tatsächlich haben unsere Holdings dort ihren Wert verdreifacht bzw. verdoppelt, während der lokale Gesamtmarkt über 10 Jahre jeweils Kapital vernichtet hat.
Die Anforderung, dass ein Unternehmen seinen Wert an der Börse verdoppeln soll, ist eine strenge Barriere für den Aufbau einer Portfolio-Position: Es muss ein ausreichend hoher Bewertungsabschlag zwischen Aktienkurs und unserem Kursziel bestehen.
Bei Evli bevorzugen wir Unternehmen mit hohem Gewinnwachstum, niedriger Bewertung und hoher Qualität. Das mag zunächst nicht besonders ausgefallen klingen. Aber es hat sich gezeigt, dass eine gute Beurteilung von Wachstumspotential und Managementqualität wesentlich davon abhängt, sich die Verhältnisse vor Ort anzusehen.
Soft facts wie die gelebte Corporate Governance in einem Unternehmen, ESG-Aspekte oder die Zufriedenheit der Angestellten sind ebenfalls ein wichtiger Bestandteil unserer Qualitätseinstufung.
Wir sind außerdem ein adäquat incentiviertes Team. Alle drei Team-Mitglieder sind mit ihrem eigenen Vermögen im Fonds investiert. Das macht ca. 1,3 Prozent des Fonds aus, repräsentiert aber für den einzelnen einen substanziellen Vermögensanteil. Es geht also nicht darum, einfach nur die Assets im Fonds zu steigern. Unser größtes Interesse ist stattdessen, Risiken und Rendite in Einklang zu bringen.
INTELLIGENT INVESTORS: Wie ist der Fonds aktuell strukturiert?
Flynn/Nechunaev: Das Portfolio ist etwas zur Hälfte in Ländern wie Malaysia, Pakistan, der Türkei oder auch Vietnam und Indonesien investiert. Hier haben sich unsere Stockpicks gegenüber dem lokalen Gesamtmarkt am besten entwickelt.
Auch das ist Teil des Anlageerfolgs. Wir folgen dem Motto „Viele Fische, wenig Angler“. In gängigen Emerging Market Indizes dominiert der Anteil der BRIC-Staaten plus Korea und Taiwan, während nur 22 sogenannte Frontier-Länder repräsentiert und über 30 Länder überhaupt nicht vertreten sind. Darum sind aktuell nur 7 Prozent unserer Portfolio-Holdings in einem großen Emerging Markets Index enthalten. Die Performance bestimmen also Werte, in die viele Investoren gar nicht investieren, weil diese nicht Teil des Index sind. Das Portfolio weist dementsprechend einen hohen Tracking Error gegenüber den üblichen Benchmarks auf. Aus unserer Sicht ist das jedoch unerheblich, da wir uns an keinem Index orientieren.
INTELLIGENT INVESTORS: Wie schätzen Sie die Anlageperspektiven aktuell ein? Worauf sollen internationale Anleger achten, wenn sie ein Investment in kleinere Schwellenländer erwägen?
Flynn/Nechunaev: Das Wachstumspotential in den Emerging Markets ist und bleibt aus unserer Sicht überdurchschnittlich. Daher sollten Anleger nicht auf Emerging Markets als Beimischung in einem breit gestreuten Portfolio verzichten. Allerdings erwarten wir in Zukunft, dass sich die Wertschöpfung der kleineren Länder in den großen Marktindizes nicht mehr in der Form manifestiert, wie wir es aus der Vergangenheit kennen. Die bekannten Emerging Market Indizes werden zunehmend von den BRIC-Staaten dominiert, so dass Anleger sich Portfoliomanager mit einer guten aktiven Stock Picking Strategie suchen sollten.
INTELLIGENT INVESTORS: Auf welche spezifischen Risiken sollten sich Anleger bei den sogenannten Frontier Markets einstellen, bevor sie sich hier engagieren?
Flynn/Nechunaev: Diversifikation halten wir für das Wichtigste, insbesondere bei einer aktiven Emerging Markets Strategie.
Lokale Due Diligence für die Aktienauswahl ist unerlässlich, denn die übliche Kapitalmarktdisziplin aus den entwickelten Märkten greift bei vielen lokalen Unternehmen in den Emerging Markets nicht. Lokale Due Diligence ist auch für das Liquiditätsmonitoring wichtig.
Die politischen Risiken sind grundsätzlich höher als in Developped Markets und wir erwarten, dass diese zunehmen werden. Bei Evli analysieren und überwachen wir die Mikrostruktur aller lokalen Finanzmärkte, in die wir investiert sind, mit großer Sorgfalt und stellen sicher, dass wir investiertes Geld unter allen Umständen aus dem Land herausholen können.