Verfrüht, von einer guten Stimmung zu sprechen

Als alternative Anlage für institutionelle Investoren ist Private Equity im Rahmen der Portfoliodiversifikation ein zunehmend genutztes Instrument. Über die aktuelle Stimmung auf dem Beteiligungsmarkt und der Sinnhaftigkeit eines Zukunftsfonds sprach INTELLIGENT INVESTORS exklusiv mit Frank Hüther, Sprecher des Vorstands beim Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften und Geschäftsführer der Abacus alpha GmbH.
22. September 2020

II: Was schätzen institutionelle Anleger im Besonderen an diesem Anlagevehikel?
Hüther: Die Anlageklasse hat über einen langen Zeitraum und verschiedene Wirtschaftszyklen hinweg gute Ergebnisse erzielt. Immer mehr Investoren erkennen den wichtigen positiven Beitrag von Private Equity zum Rendite-/Risikoprofil des Gesamtportfolios. Beteiligungsgesellschaften sind überwiegend langfristig orientierte Partner mit einem Anlagehorizont von meist mehr als fünf Jahren. Dies macht die Anlageklasse unabhängiger von Konjunkturzyklen.

II: Können Sie Branchen ausmachen, in die Private Equity in der nächsten Zeit vorzugsweise investieren möchte?
Hüther: Die Besonderheit der aktuellen Krisensituation liegt darin, dass zwar nahezu jedes Unternehmen in gewisser Weise von den Corona-Auswirkungen betroffen ist, es jedoch auch Gewinner gibt. Besonders attraktiv für Investoren sind derzeit Branchen, die sich trotz des herausfordernden Umfelds als konjunktur- und „coronaresistent“ erwiesen haben. Hierzu zählen etwa die IT/Software Branche, der Medizin/Healthcare Sektor oder Anbieter von Lieferdiensten. Demgegenüber wurden die Automobilindustrie, der Einzelhandel und die gesamte Tourismusbranche besonders schwer getroffen. Diese Sektoren haben derzeit an Attraktivität verloren.

II: Wie steht die deutsche Private Equity-Branche im europäischen Kontext da? Ist der Zukunftsfonds ein Schritt in die richtige Richtung?
Hüther: Deutschland gehört mit Großbritannien und Frankreich zu den größten Märkten in Europa. In den vergangenen fünf Jahren wurden hierzulande mehr als 50 Mrd. Euro investiert. Trotzdem gibt es noch Wachstumspotenzial. Setzt man beispielsweise die Private Equity Investitionen in Relation zum nationalen BIP, befindet sich Deutschland aktuell nur im europäischen Mittelfeld. Damit der Fondsstandort Deutschland international wettbewerbsfähig sein kann, sollten einige steuerliche Regelungen an die anderen EU-Mitgliedsländer angepasst werden. Hier ist beispielsweise die Umsatzsteuer auf Managementvergütungen oder die Steuertransparenz der Fonds zu nennen. Derzeit
fließt noch zu wenig Kapital von einheimischen und institutionellen Investoren in Private Equity und insbesondere in Venture Capital. Hier setzt der vom BVK seit langem geforderte und nun von der Bundesregierung beschlossene Zukunftsfonds an. Über ihn soll deutschen Fonds zusätzlich Kapital zufließen und somit auch mehr institutionelles Kapital mobilisiert werden. Die Venture Capital Gesellschaften brauchen dringend mehr Unterstützung, um Innovationen hierzulande ausreichend finanzieren zu können. Besonders im derzeitigen wirtschaftlichen Umfeld ist eine schnelle und konkrete Umsetzung des Zukunftsfonds notwendig, um die Weichen in Richtung Wachstum zu stellen und
unsere jungen innovativen Unternehmen zu stärken.

Foto: Frank Hüther © Abacus alpha GmbH

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