Seit der Sitzung der US-Notenbank im Juli haben sich die Arbeitsmarktbedingungen zu einem entscheidenden Indikator für die Märkte hinsichtlich der Machbarkeit einer weichen Landung entwickelt. Letztendlich erwiesen sich die Daten für Juli dann auch deutlich schwächer als erwartet. Die Enttäuschung lag nicht nur bei den Neueinstellungen, die mit nur 114.000 gegenüber 179.000 Beschäftigten relativ gering ausfielen, sondern auch in einem Anstieg der Arbeitslosenquote auf 4,3 Prozent von 4,1 Prozent. Dies wird wahrscheinlich weitere Bedenken schüren, dass die US-Wirtschaft einer Rezession näherkommen könnte als noch vor Kurzem angenommen.
Ein leichter Anstieg der Erwerbsbeteiligungsquote auf 62,7 Prozent von 62,6 Prozent deutet darauf hin, dass Haushalte wieder auf mehr Arbeit angewiesen sind, um ihren Konsums zu finanzieren — der Großteil des Anstiegs war auf eine Ausweitung der Erwerbsbevölkerung zurückzuführen. Diese Ausweitung wurde jedoch nur minimal durch Einstellungen absorbiert. In Anbetracht dessen scheint ein weiteres Abkühlen des Lohndrucks, der mit 0,2 Prozent im Monatsvergleich gegenüber 0,3 Prozent angegeben wurde, nur logisch. Einerseits unterstützt dies die Erwartung an eine niedrigere Inflation in der Zukunft, impliziert andererseits aber auch, dass der Konsum und folglich das Wirtschaftswachstum sich wahrscheinlich noch weiter abkühlen werden.
Insgesamt sind die Daten für Juli weit entfernt von dem, was wir am Rande einer Rezession erwarten würden. Das Tempo der Verschlechterung erschwert jedoch die Aufgabe der Zentralbanker, eine Rezession zu vermeiden. In der Zwischenzeit scheinen die Märkte jedoch in eine Art Krisenmodus gewechselt zu haben und implizieren bereits eine gewisse Wahrscheinlichkeit für einen 50 Basispunkte Zinssenkung im September.
Mit Blick auf die Zukunft bewahren wir eine gewisse Gelassenheit und erwarten noch keine Überreaktion der Zentralbanker. Wir stimmen jedoch zu, dass die heutigen Zahlen die Tür weit offen lassen für eine erste Zinssenkung von 25 Basispunkten im September. In der Zwischenzeit erwarten wir, dass Fed-Chef Powell auf dem diesjährigen Zentralbanktreffen in Jackson Hole im August klarere Signale geben wird.
Kommentar von Christian Scherrmann, US-Volkswirt, DWS