Nach einer Befragung des Instituts für Vermögensverwaltung (InVV) der Technischen Hochschule Aschaffenburg betreuten Unabhängige Vermögensverwalter in Deutschland im Jahr 2023 durchschnittlich 607 Kunden. Im Vergleich dazu lag der Durchschnitt im Vorjahr noch bei 569 Personen.
Hauptgründe für diesen Zuwachs sind persönliche Weiterempfehlungen (95,4 %) und die Einstellung neuer Berater (20,8 %). Die neu gewonnenen Kunden sind überwiegend Neukunden (51,9 %). Es konnten aber auch Kunden von Großbanken (51,1 %), Sparkassen (47,3 %) und Volks- und Raiffeisenbanken (35,1 %) gewonnen werden. Auch in der Zukunft rechnen 81,7 % der unabhängigen Vermögensverwalter mit einem leichten oder starken Anstieg ihrer Kunden.
Jüngere Generationen bieten weiterhin Potenzial zur Kundengewinnung
Privatkunden machen 84,3 % der Gesamtkundschaft aus, gefolgt von Unternehmen (9,9 %) und Stiftungen (3,8 %). Die Altersstruktur der Privatkunden zeigt, dass 43,2 % 60 Jahre oder älter sind, während 39,2 % im Alter zwischen 40 und 60 Jahren liegen. Die Altersgruppen der 30- bis 40-Jährigen und der unter 30-Jährigen sind mit 9,9 % bzw. 7,8 % deutlich geringer vertreten. Diese Verteilung zeigt, dass jüngere Generationen Potenzial für die Kundengewinnung in den kommenden Jahren bieten.
Mehr als die Hälfte der Vermögensverwalter betreut ausländische Kundendepots
Mehr als die Hälfte der Vermögensverwalter (59,2 %) berichtet, Kundendepots außerhalb Deutschlands zu verwalten. Die meisten dieser Depots befinden sich in der Schweiz (43,8 %). Depots in Lichtenstein (14,6 %) sowie in Österreich (13,8 %) sind weniger vertreten. Knapp ein Fünftel der Befragten (18,5 %) gibt zudem an, Depots in weiteren Ländern zu betreuen – vorrangig in Europa wie Italien, Spanien oder den Niederlanden. Auch weiter entfernt liegende Länder wie Südafrika oder Südkorea kamen unter den Antworten vor. Diese internationale Ausrichtung zeigt das Wachstumspotenzial über die deutschen Grenzen hinaus.
Kundengewinnung als Schlüssel zur Zukunftssicherung
Unabhängig davon, in welchen Regionen Vermögensverwalter tätig sind, herrscht Einigkeit darüber, dass die Gewinnung neuer Kunden die größte unternehmerische Chance für die Zukunft darstellt. 9 von 10 Vermögensverwaltern geben an, die Gewinnung von Kunden als Erfolgsaussicht zu betrachten. Der Gewinn von Neukunden (68,5 %), die Aufstockung von Bestandskunden (66,9 %) sowie ihre gute Performance (74,6 %) führen dazu, dass 80,8 % der Vermögensverwalter von einem Anstieg ihrer AuM berichten. Somit verwalten Vermögensverwalter aktuell ein Vermögen von mehr als 495 Millionen Euro (pro Vermögensverwaltung). Im Median liegt das verwaltete Vermögen bei 265 Millionen Euro.
Zinsumfeld als größte Chance am Kapitalmarkt
Das Zinsumfeld wird von 63,2 % der Befragten als größte Chance am Kapitalmarkt wahrgenommen. Dies zeigt sich auch in den Angaben zur Veränderung der Anteile des Gesamtportfolios: Über die Hälfte (53,5 %) gibt an, dass der Anteil von Renten und Rentenfonds im letzten Jahr gestiegen ist, und ein Drittel plant, diesen Anteil weiter zu erhöhen. Gleichzeitig berichten 52,7 % der Teilnehmenden, dass der Anteil von Aktien und Aktienfonds in den letzten Monaten zugenommen hat. Auch hier plant ein Drittel aller Befragten einen weiteren Anstieg. Mit ihrer Portfolioaufteilung im Jahr 2023 konnten unabhängige Vermögensverwalter dabei eine Rendite von durchschnittlich 8,1 % für ihre Kunden erwirtschaften. Dabei erzielten Aktien eine Rendite von 13,5 %, Renten 5,0 % und Gold 8,6 %.
Investitionsschwerpunkte und regionale Diversifikation
Die Vermögensverwalter setzen weiterhin auf eine breit diversifizierte Anlagestrategie. Bei Aktieninvestitionen liegt der Schwerpunkt mit 34,9 % in Nordamerika, gefolgt von 20,2 % in der EU (außer Deutschland) und 15,5 % in Deutschland. Bei Rentenanlagen liegt der Fokus stärker auf Deutschland (40,8 %), gefolgt von der EU (26,4 %) und Nordamerika (16,2 %).
Zur Befragung des InVV
Im Jahr 2023 erreichte das InVV bei der deutschlandweiten Befragung unabhängiger Vermögensverwalter eine Teilnehmerzahl von 132. Geht man von etwa 400 deutschlandweiten unabhängigen Vermögensverwaltungen aus, so werden mit der Befragung ein Drittel des Marktes abgedeckt. Das InVV nimmt jährlich eine Gruppierung der unabhängigen Vermögensverwalter nach verwaltetem Vermögen vor. Der Schwerpunkt der Teilnehmenden liegt auch in diesem Jahr auf der Größenklasse 150 — 500 Mio. Euro.