“Umschichtung der Portfolioallokation hin zu alternativen Anlagen schreitet voran”

Der Bundesverband Alternative Investments e.V. (BVAI) hat eine neue Studie zum Diversifikationseffekt von Alternativen Investments in Krisenzeiten vorgelegt. INTELLIGENT INVESTORS sprach hierzu mit Philipp Bunnenberg, der als Referent das Ressort Alternative Markets beim BVAI verantwortet.
7. Dezember 2021
Philipp Bunnenberg - Foto: © BVAI

II: Wie wichtig ist es, das sehr heterogene Umfeld von AI genau zu analysieren?
Bunnenberg: Das ist unbestritten wichtig. Entscheidender für Investoren ist aber die Selektion ihrer Asset Manager. Ralf Lochmüller brachte es zuletzt in seiner Hommage an David Swensen mit einem Plädoyer dafür, dass auch im Asset Management die Menschen den entscheidenden Unterschied machen, auf den Punkt: Die Allokation in alternative Anlageklassen als entscheidender Baustein im institutionellen Portfolio ist von zentraler Bedeutung, am Ende entscheidet jedoch die Managerselektion über die Performance.

II: Das Rendite-Risiko-Verhältnis insbesondere von Immobilienmarktsegmenten hat den Fokus Institutioneller auf den Immobilienmarkt verstärkt. Könnte das sich nun drehen?
Bunnenberg: Die Portfolioallokation in Immobilien ist in den letzten Jahren sicherlich stark gewachsen. Die Pandemie beschleunigt zudem Trends, die sich bereits pre-COVID herauskristallisiert haben. Z.B. zeigen Investoren eine höhere Risikoaversion und zunehmender Wettbewerb um Core-Immobilien hat deren Preise in die Höhe getrieben. Angesichts des reifen und zusätzlich Covid-erschwerten Marktumfeldes ist Ihre Frage also durchaus berechtigt. Hier muss man jedoch zwischen unterschiedlichen Marktsegmenten differenzieren. Im Fokus steht für den BAI natürlich der Private-Markets-Kontext, der für immer mehr Investoren von elementarer Bedeutung ist. Wir sehen im aktuellen BAI Investor Survey, dass zwar durchaus einige institutionelle Investoren, z.B. Pensionskassen, ihre Immobilienzielallokation erreicht haben. Das gilt aber in der Regel für Equity Investments. Denn Kreditfonds sehen wir ungebrochen als wachstumsstärksten Zugangsweg zum Immobilienmarkt. Investoren wollen auch hier immer noch neue Renditequellen erschließen und vor allem auch über die gesamte Kapitalstruktur hinweg allokieren, eben um das Portfolio bestmöglich zu diversifizieren.

II: Auch Kryptowährungen ziehen verstärkt die Aufmerksamkeit auf sich. Wie verhält es sich hier mit dem Diversifikationsaspekt?
Bunnenberg: Fraglich war bis vor kurzem, wie sich die Korrelation zu traditionellen Investments während Krisenzeiten verhält. Die Corona-Krise war der Lackmustest dieser Beziehung. Wir konnten aufzeigen, dass die sonst sehr niedrige Korrelation zum Markt während der Covid-Marktkrise im Frühjahr 2020 auf ein moderates Level anstieg. Zudem wird seit der Krypto-Rally der vergangenen Monate schnell übersehen, dass Krypto-Assets inhärente Tail-Risiken aufweisen. Ein Beispiel: Der Bitcoin-Preis hat sechs verschiedene Drawdown-Phasen von mehr als 70 % durchlaufen.

Nichtsdestotrotz, die Ergebnisse des diesjährigen BAI Investor Surveys zeigen das gestiegene Interesse an digitalen Vermögenswerten bei institutionellen Anlegern auf. Das Exposure ist derzeit allerdings noch gering. Erstmalig konnte in der Umfrage zumindest eine kleine Allokation im Bereich Krypto-Assets festgestellt werden, die aber bisweilen unmittelbar Stiftungen und Family Offices zuzuordnen ist. Dies sollte angesichts des sich gerade erst entwickelnden regulatorischen Rahmens nicht überraschen. Leitplanken für den Markt in Form von zunehmender Rechtssicherheit könnten Krypto-Assets in Zukunft für das institutionelle Portfolio attraktiver machen. Das sehen auch vermehrt unsere Verbandsmitglieder, die sich entsprechend am Markt positionieren. Dass im Sommer mit Blocksize Capital ein FinTech-Unternehmen und Infrastrukturanbieter für Digital Assets Verbandsmitglied Nr. 250 wurde, ist kein Zufall, sondern passt zu unserer strategischen Ausrichtung, in der auch Digital Finance eine entscheidende Rolle spielt. (ah)

[1] (Englische Übersetzung abrufbar unter: https://www.christoph-junge.de/alternative-investments-during-crises/).

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