Mit Blick auf die Kapitalmarktentwicklung in den USA bewertet Mark Dowding, Fixed Income CIO bei RBC BlueBay Asset Management, die bisherige Amtszeit von US-Präsident Donald Trump positiv. Die Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und China hat die Rezessionssorgen kleiner werden lassen.
„Die USA haben ihre Zölle auf chinesische Importe für 90 Tage von 145 Prozent auf 30 Prozent gesenkt – und China im Gegenzug seine Zölle auf US-Waren ebenfalls. Diese Nachricht kam für die Marktteilnehmer überraschend. Sie führte zu einem deutlichen Rückgang der Rezessionsängste in den USA, die in wachsenden Sorgen vor einer weitreichenden Unterbrechung der Lieferketten begründet lagen.
Die chinesischen Zölle liegen nun 10 Prozent über dem Niveau von Anfang 2025. Diese Erhöhung ist mit anderen Ländern weltweit vergleichbar. Es hat den Anschein, dass US-Präsident Donald Trump von der Idee eines umfassenderen Handelskriegs Abstand genommen hat. Zwar ist es wahrscheinlich ist, dass die Zölle noch erhöht werden. In Ermangelung weiterer Verhandlungen sind die Marktteilnehmer aber zu dem Schluss gekommen, dass jetzt eine pragmatischere Agenda verfolgt wird.
Interessant ist, dass der US-Aktienindex S&P 500 im Vergleich zum Tag der US-Wahl am 5. November 2024 gestiegen ist. Die Zinsen sind niedriger, die Inflation ist gesunken, die Ölpreise sind gefallen, der US-Dollar ist schwächer, die Zolleinnahmen sind gestiegen und es herrscht weiterhin Vollbeschäftigung. Es gibt sogar einen US-Papst. Abgesehen davon, dass es – bislang – nicht gelungen ist, ein Friedensabkommen zwischen Russland und der Ukraine zu schließen, scheinen die ersten 100 Tage im Amt für Donald Trump gar nicht so schlecht verlaufen zu sein, wenn man es so betrachtet!
Ohne einen eskalierenden Handelskrieg schätzen wir die aktuelle Wachstumsrate in den USA auf rund 1,5 Prozent. Allerdings haben wir diese Schätzungen als Reaktion auf die Entwicklungen in letzter Zeit so oft revidiert, dass man sich fragen kann, ob es wirklich sinnvoll ist, sich auf längerfristige Wirtschaftsprognosen zu verlassen.
Was die Inflation anbelangt, so fiel der diese Woche veröffentlichte Verbraucherpreisindex mit einer Kerninflation von 2,8 Prozent relativ positiv aus. Allerdings könnten die Aufwärtsrisiken für die Preise aufgrund von Zöllen und Unterbrechungen der Lieferketten in den kommenden Monaten zu höheren Werten führen. Wir sind jedenfalls der Meinung, dass die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) in ihrer Entscheidung, die Zinsen unverändert zu lassen, bestätigt wurde. Aus unserer Sicht werden die Währungshüter zunächst abwarten. Im späteren Jahresverlauf sind Zinssenkungen deutlich wahrscheinlicher als Zinserhöhungen.
Die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen scheinen mit 4,5 Prozent derweil angemessen, auch wenn wir am längeren Ende der Kurve Aufwärtsrisiken sehen. Die Renditen für 30-jährige Papiere könnten die 5‑Prozent-Marke überschreiten – zum Teil, weil die Rezessionsängste zurückgehen, zum Teil aber auch, weil sich die Anleger auf den besorgniserregenden Zustand des US-Haushalts konzentrieren. Die Haushaltsberatungen deuten derzeit auf ein Defizit hin, das auch im kommenden Jahr bei etwa 7 Prozent der Wirtschaftsleistung liegen wird. Doch selbst dies wird nur erreicht werden, wenn das Wachstum und damit die Steuereinnahmen anhalten.
Es scheint, dass die nächsten Schritte der US-Regierung weiterhin die Haupttreiber der Volatilität und des Marktgeschehens sein werden. Die Wirtschaftsdaten werden vermutlich positiv ausfallen – auch wenn einige der Lieferkettenunterbrechungen, die mit den erhöhten Zöllen gegen China Anfang April verbunden sind, noch Auswirkungen haben und für Schlagzeilen sorgen könnten.“