„Too cheap to ignore“

Der Fokus vieler Investoren lag in der Vergangenheit eindeutig auf den Large Caps. Demgegenüber gerieten Nebenwerte ins Abseits. Schlägt nun das Pendel zugunsten der Kleinen aus? Chefredakteur Alexander Heftrich fragte nach bei Nils-Peter Gehrmann, Senior-Portfoliomanager für Aktien mit dem Schwerpunkt deutsche Small und Mid Caps bei Warburg Invest.
23. September 2024
Nils-Peter Gehrmann - Foto: Coypright Warburg Invest

Der Fokus vieler Investoren lag in der Vergangenheit eindeutig auf den Large Caps. Demgegenüber gerieten Nebenwerte ins Abseits. Schlägt nun das Pendel zugunsten der Kleinen aus? Chefredakteur Alexander Heftrich fragte nach bei Nils-Peter Gehrmann, Senior-Portfoliomanager für Aktien mit dem Schwerpunkt deutsche Small und Mid Caps bei Warburg Invest.

INTELLIGENT INVESTORS: In den vergangenen Jahren dominierten die US-Aktienmärkte. Vor allem Blue Chips aus Wachstumssektoren wie etwa Technologie sorgten für eine attraktive Performance. Sehen wir nun ein „Comeback“ der Nebenwerte?

Nils-Peter Gehrmann: Es stimmt, dass die Aktien von kleinen und mittelgroßen Unternehmen seit geraumer Zeit als unterbewertet gelten. Teilweise deutlich unter den historischen Durchschnittswerten. Erschwerend kam die Risikoaversion vieler Investoren im Zuge des Zinserhöhungszyklus hinzu. Man gewinnt allerdings den Eindruck, dass sich in den vergangenen Wochen die Lage leicht zum Positiven geändert hat. Die Aktienkurse von Small und Mid Caps könnten mit Blick nach vorne etwas Rückenwind bekommen, denn vor dem Hintergrund der Bewertung lautete eine zutreffende Beschreibung: „Too cheap to ignore“.

II: Mit Blick auf erfolgreiche Nebenwerte stechen oftmals familiengeführte Unternehmen ins Auge. Was macht diese im Kern aus?

Gehrmann: Natürlich lässt sich diese Frage nicht generell beantworten. Zu unterschiedlich sind die Geschäftsmodelle und zugehörigen Branchen. Weitsicht, unternehmerische Vernunft und ein Denken in Generationen haben oftmals entscheidend zu deren langfristigen Erfolg beigetragen. Eigenschaften, die viele bedeutende Mittelständler einen. Ein Teil dieser Unternehmen kann als Hidden Champions bezeichnet werden, Unternehmen also, die in ihrer ganz speziellen Nische zu den Weltmarkführern gehören, der Öffentlichkeit aber nahezu unbekannt sind. Dabei kommt fast die Hälfte dieser Hidden Champions aus Deutschland. Ein Blick auf diese Unternehmen lohnt sich dabei in jeder Marktphase.

II: Lassen Sie uns etwas über Ihr Produkt, den Warburg Fonds Small&Midcaps Deutschland sprechen. Was sind die Charakteristika? 

Gehrmann: Wie der Name schon verrät, fokussieren wir uns auf deutsche Nebenwerte. Unsere fundamentale Sicht auf die Unternehmen ist dann bei der Entscheidungsfindung ganz zentral. So beispielsweise die eingehende Analyse des Geschäftsmodells, der Wettbewerbsfähigkeit, der Wachstumsaussichten und der Managementqualität. Für einen Aktienkauf spielt dann die Bewertung eine entscheidende Rolle, denn wir investieren nur mit einem ausreichenden Sicherheitsabschlag. Bei unserem Anlagehorizont von drei bis fünf Jahren hat es keine Priorität, dass der Erfolg sehr kurzfristig eintritt und dann mitunter wieder abebbt, wichtig sind uns Konstanz und Verlässlichkeit. In unserem konzentrierten Portfolio finden sich in der Regel 30 bis 50 Titel; weitere 30 Werte haben wir permanent auf unserer Watchlist und prüfen die Eignung zur Aufnahme.

II: Können Sie uns abschließend etwas zur Berücksichtigung von ESG-Kriterien im Fonds sagen? 

Gehrmann: Es handelt sich um einen Fonds nach Artikel 8 SFDR. Wir sind der Meinung, dass sich Chancen und etwaige Risiken durch die Analyse von Investmenttiteln nach ESG-Kriterien noch besser beurteilen lassen. Hierzu braucht es natürlich viel Know-how, über das unser hausinternes ESG-Team verfügt.

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