Anleihen gelten allgemein aufgrund ihrer relativ stabilen Entwicklung und planbaren Zinserträge als sinnvoller Baustein eines nach Assetklassen gut diversifizierten Portfolios. Dies gilt erst recht nach der im Jahr 2022 durch die Notenbanken vollzogenen Zinswende, wodurch es nach Jahren mit mickrigen oder sogar negativen Renditen zu einem Wiederanstieg kam, und die Anleiherenditen wieder im positiven Bereich ankamen.
Jedoch kann man nicht pauschal davon ausgehen, dass Anleihen ein sicherer Hafen für die Geldanlage sind. Denn auch die stabile Wertentwicklung von Anleihen zeigte Schwächen. Dies mussten viele Anleger im Jahr 2022 schmerzlich erfahren, als Anleihen aufgrund der unerwartet schnellen Zinserhöhungen drastisch an Wert verloren und historisch hohe zweistellige Verluste erlitten.
Abbildung 1: Quelle ARTS Asset Management; Zeitraum 2022 – 02/2024
Anleihen: unübersichtlicher und komplexer Markt
Auch bei Rentenpapieren gilt die Regel, dass Angebot und Nachfrage die Kurse bestimmen: Wenn die Zinssätze steigen, werden bereits bestehende Anleihen mit geringeren Renditen für Anleger weniger attraktiv, da sie anderweitig höhere Zinsen erzielen könnten, womit dann die (Alt-)Anleihekurse fallen. Und umgekehrt, wenn die Zinssätze sinken, dann werden bereits bestehende Anleihen mit höheren Renditen attraktiver und die Kurse steigen. Ebenfalls wurde in diesem schwarzen Börsenjahr 2022 die Theorie widerlegt, dass Aktien und Anleihen eine geringe Korrelation aufweisen. Denn in jenem Jahr sah es auch bei den Aktienkursen tiefrot aus.
Mit der abflauenden Inflation scheint auch das Zinsniveau ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Die EZB und Federal Reserve haben auf den vergangenen Notenbanksitzungen wiederholt Zinspausen eingelegt. Wann die erste Zinssenkung durchgeführt wird, gilt jedoch noch nicht als ausgemacht. So halten sich führende Notenbanker der Fed und der EZB hinsichtlich des konkreten Zeitpunkts für eine erste Zinssenkung bedeckt, was Raum für Spekulationen lässt.
Neben der Leitzinsentwicklung wirken sich weitere Faktoren wie das Rating, das die Kreditwürdigkeit des Emittenten beurteilt, oder die (Rest)-Laufzeit auf die Kursentwicklung bzw. auf die Höhe der Rendite der Anleihen aus. Je geringer das Kreditrisiko des Emittenten ist – oder je besser sein Rating ist – umso niedriger kann er die Kuponzinsen ansetzen und damit seine Kreditkosten senken. Im Gegensatz dazu muss ein Emittent, um Anleger anzuziehen, höhere Renditen bieten, je höher sein Kreditrisiko – oder je schlechter sein Rating ist. Erschwert wird die Einschätzung zusätzlich bei ausschließlich over-the-counter gehandelten Anleihen, die über kein Rating verfügen. Ein aktiver, möglichst breiter Asset Management-Ansatz bietet die Möglichkeit, auch Anleihen aus den weniger erschlossenen Segmenten, Ländern oder Regionen, mit geringer Bonität oder nicht gerateten Bonds zu nutzen, ohne das Risiko für das Gesamtportfolio zu vernachlässigen. Ein breit diversifiziertes Portfolio, das Chancen und Risiken wohlüberlegt ausbalanciert, ist auch hier das A und O.
Performance variiert zwischen Fixed Income-Segmenten
Auch wenn Anleihen als wertstabiles Investment gelten, fällt bei näherer Betrachtung auf, dass die Performance im Hinblick auf das Risikoprofil oder die Sektoren und Regionen im Zeitverlauf stark schwankt. Eine detaillierte Analyse der jeweiligen Performance in den vergangenen Jahren offenbart, dass die Performance verschiedener Anleihesegmente deutlich variiert. So performten beispielsweise im Jahr 2023 Wandelanleihen, gefolgt von High Yield-Anleihen und Investment Grade-Unternehmensanleihen, am besten. Ein Jahr zuvor, im Jahr 2022, war es noch umgekehrt, da gehörten Wandelanleihen noch zu denjenigen Fixed Income-Segmenten, die bei der Performance am schlechtesten abschnitten. Die Visualisierung der jeweiligen Performance verschiedener Anleihesegmente der vergangenen Jahre in einer einfachen Grafik unterstreicht, dass bei Anleihen ein flexibler Investmentansatz unabdingbar ist, um Rendite und Risiko in Einklang zu bringen.
Abbildung 2: Quelle ARTS Asset Management
Trendfolge funktioniert auch hier
Ein aktiv gemanagter quantitativer Trendfolge-Investmentansatz ermöglicht auch im Anleihenbereich eine flexible Allokation in diejenigen Anleihe-Fonds und ‑ETFs, die jeweils das stärkste Momentum aufweisen. Dieser Ansatz basiert auf der Momentum-Theorie, die besagt, dass diejenigen Wertpapiere mit der höchsten Kurssteigerung ihren positiven Trend mit statistisch höherer Wahrscheinlichkeit kurz- bis mittelfristig fortsetzen werden. Der Dachfonds C‑QUADRAT ARTS Total Return Bond (ISIN: AT0000634712) beispielsweise analysiert mittels eines eigens entwickelten technischen Handelssystems automatisiert über 1.000 Anleihe- und Geldmarktzielfonds. Dabei selektiert das technische Handelssystem ohne Einschränkungen bezüglich Laufzeiten, Regionen und Währungen die jeweils trendstärksten Fixed Income-Segmente. Somit kann prognose- und emotionsfrei und ohne den Blick in eine ohnehin trübe Glaskugel in die attraktivsten Anleihe-Fonds und ‑ETFs investiert werden. Gleichzeitig werden durch einen zeitigen Absprung, beim Abriss eines Trends, potenzielle Verluste begrenzt. Zusätzlich tragen auch noch Stop-Loss-Limits zu einer weiteren Absicherung bei.
Gastautor: Leo Willert, Gründer und Head of Trading bei ARTS Asset Management