Strukturelle Trends überdauern den Zeitgeist

Etwas liegt im Trend ist eine Sache. Doch strukturelle Trends funktionieren anders. Sie gelten Jahre, wenn nicht Jahrzehnte und lösen Umbrüche aus. Zu ihrer Bedeutung sprach die Chefredaktion im Vorfeld unseres ESG- Thementalks mit Jan-Christoph Herbst, Portfoliomanager im Team Global Equities/Absolute Return Multi Asset bei der Multi-Investment Boutique MainFirst.
22. Juni 2022
Jan-Christoph Herbst, Portfoliomanager im Team Global Equities/Absolute Return Multi Asset bei der Multi-Investment Boutique MainFirst

Etwas liegt im Trend ist eine Sache. Doch strukturelle Trends funktionieren anders. Sie gelten Jahre, wenn nicht Jahrzehnte und lösen Umbrüche aus. Zu ihrer Bedeutung sprach die Chefredaktion im Vorfeld unseres ESG- Thementalks mit Jan-Christoph Herbst, Portfoliomanager im Team Global Equities/Absolute Return Multi Asset bei der Multi-Investment Boutique MainFirst.

INTELLIGENT INVESTORS: Herr Herbst, 2022 müssen Anleger bei Engagements am Kapitalmarkt gute Nerven besitzen. Mal rauschen die Aktienkurse immens nach unten, mitunter folgt eine kurzzeitige Erholung. Wie ist Ihre Sicht der Dinge?
Jan-Christoph Herbst: Das laufende Jahr fordert allen Marktteilnehmer einiges ab. Jahrelang kannten die Kurse nur eine Richtung, die nach oben. Rekorde über Rekorde hieß es bei vielen internationalen Aktienindizes. Auch der Ausbruch der Corona-Virus-Pandemie und der weltweite wirtschaftliche Stillstand konnten nur kurzzeitig diese Aufwärtsbewegung unterbrechen. Mittlerweile sehen wir ein Bündel an Einflussfaktoren, die Sand ins Getriebe gestreut haben, mit der Folge, dass zuvor getroffene Wachstumserwartungen enttäuschen. Aktuell sorgen, neben dem anhaltenden Ukraine-Krieg, die anstehende Zinswende in Europa und den USA an den Märkten regelmäßig für neue Verunsicherung. Damit einher gehen auch Konjunktursorgen vor allem aufgrund der strikten COVID-Politik in China und der unterbrochenen Lieferketten.

II: Eine schwierige Gemengelage. Einige gefeierte Stars mussten deutlich Federn lassen – man denke etwa an die Tech-Aktien.
Herbst: In der Tat scheint der anhaltende Erfolg der großen Technologieunternehmen zumindest arg ins Stocken geraten zu sein. Die Erwartung kräftig steigender Zinsen haben die Kurse von Wachstumsaktien, vor allem aus dem Technologiebereich, nach unten gezogen. Zudem haben einige große Unternehmen enttäuschende Nutzerdaten präsentiert und mussten Rückschläge verkraften. Mittlerweile wird deutlich, dass diese Plattformen unter ihrer eigenen Größe leiden. Das Problem für solche Unternehmen besteht darin, weiterhin innovativ zu sein vor dem Hintergrund weiter steigender Kosten. Hinzu kommen staatliche Regulierungsmaßnahmen, die die Unternehmen in ihre Schranken weisen sollen.

II: Ihr MainFirst-Team setzt insbesondere auf das Aufspüren von strukturellen Trends. Was können wir darunter verstehen?
Herbst: Die Welt um uns herum ist im permanenten Wandel, mal deutlicher und mal weniger offensichtlich. Der Schlüssel zum langfristigen Anlageerfolg liegt in der Art und Weise, die wichtigsten Veränderungsprozesse auszumachen – und die Unternehmen zu entdecken, die von diesen am meisten profitieren. Unsere global aufgestellten Fonds recherchieren und investieren in diese Richtungen.

II: Ist es einfach, strukturelle Trends zu identifizieren?
Herbst: Diese Trends sind gleichbedeutend mit Umbrüchen, die eine Zäsur markieren. Denken Sie etwa an die Phasen des Informationszeitalters beginnend in den 80er Jahren und fahrtaufnehmend mit der Verbreitung des Internets ab den 2000er Jahren. Mit anderen Worten: Diese strukturellen Trends und Themen sind nicht zu kleinteilig, sondern markieren große Entwicklungslinien. Erfolgreiche Unternehmen stellen sich den Herausforderungen des globalen Strukturwandels, ergreifen die Chancen und nutzen die Potenziale. Unternehmen, die auf der Welle eines strukturellen Trends reiten, wachsen in der Regel schneller, sind jedoch meist auch höher bewertet. Hinzu kommt, dass ein struktureller Trend zudem durch einen Konjunkturrückgang nicht so leicht gestoppt wird. Im Gegenteil: Sie überdauern und sind oftmals Lösungen in Kriensituationen und gehen gestärkt hervor.

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