Strukturelle Trends trotzen den Unsicherheiten

Während der COVID-19 Pandemie sind sowohl die europäischen Aktienmärkte als auch die US-Börsen um 35 % bis 40 % eingebrochen. Noch im März setzte eine starke V-förmige Erholung ein, die in der Geschichte ihresgleichen sucht. Solche Achterbahnfahrten fördern nicht gerade das Vertrauen der Anleger, die, teilweise unfreiwillig, sozusagen ihr Heil aufgrund der Alternativlosigkeit und weiterhin niedriger Zinsen in der Anlageklasse Aktien suchen. Für Anleger mit langfristigem Investmenthorizont gibt es jedoch kaum Alternativen, zumal die niedrigen Zinsen durch die Hilfsprogramme und drastisch steigender Schulden wohl für mindestens die nächste Dekade festgeschrieben sind.
22. September 2020

Während der COVID-19 Pandemie sind sowohl die europäischen Aktienmärkte als auch die US-Börsen um 35 % bis 40 % eingebrochen. Noch im März setzte eine starke V‑förmige Erholung ein, die in der Geschichte ihresgleichen sucht. Solche Achterbahnfahrten fördern nicht gerade das Vertrauen der Anleger, die, teilweise unfreiwillig, sozusagen ihr Heil aufgrund der Alternativlosigkeit und weiterhin niedriger Zinsen in der Anlageklasse Aktien suchen. Für Anleger mit langfristigem Investmenthorizont gibt es jedoch kaum Alternativen, zumal die niedrigen Zinsen durch die Hilfsprogramme und drastisch steigender Schulden wohl für mindestens die nächste Dekade festgeschrieben sind.

Dominanz bei der Nachhaltigkeit

Neben dem Paradigmenwechsel der Zinslandschaft hat sich in den vergangenen Jahren auch der Blick auf nachhaltiges Investieren grundlegend verändert. Nach Angaben der Global Sustainable Investment Alliance haben sich Anlagen in nachhaltige Produkte vervielfacht und betragen heute bereits mehr als 30 Bio. Dollar. Es ist ein sich langsam aber stetig etablierender Anlagetrend, der zweifelsohne auch in Schwächephasen Bestand haben wird und den Investoren somit dauerhaft gute Gewinnchancen eröffnet. Während Nachhaltigkeit lange Zeit für viele Marktteilnehmer etwas Fakultatives war, wird sie künftig ein zentrales Kriterium werden. Die EU strebt nichts Geringeres als den
Umbau der gesamten Finanzbranche an. Europa soll bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent werden. Dazu treten in den kommenden Monaten verschiedene europäische Gesetze und Vorgaben in Kraft, die das Thema forcieren und die Einhaltung der Vorgaben verpflichtend machen.

Gewinner und Verlierer

Statt auf langfristige Entwicklungen zu setzen, fokussieren sich viele Investoren in ihrem Anlageverhalten zu sehr auf das Auf und Ab der Konjunkturzyklen. Gerade im derzeitigen eher noch unsicheren Marktumfeld empfiehlt sich ein Blick auf strukturelle Trends, die überdauern und immer mehr an Fahrt aufnehmen. So die Entwicklung hin zum E‑Commerce und weg vom stationären Einzelhandel. Oder auch Food-Lieferdienste, die weiter im Aufschwung begriffen sind. Klassische Industrien wie der Automobilsektor bleiben hingegen auf
der Strecke. Nach dem Einbruch der Umsätze in 2020 werden die Absatzzahlen von Autos mit Verbrennungsmotoren ihre Rekordmarken aus den Jahren 2017 und 2018 wahrscheinlich nie mehr erreichen. Stattdessen ist zu erwarten, dass die Beliebtheit von Elektroautos bei sinkenden Preisen und höheren Batterie-Reichweiten weiter zunimmt. Wir erwarten bis 2030 einen globalen Marktanteil bei Elektrofahrzeugen von mehr als 50 %, wohlwissend, dass die europäischen Autokonzerne ihre einstmalige Führungsrolle in der Branche verlieren werden.

In den letzten Jahren hat die europäische Wirtschaft viele notwendige Weichenstellungen für die Zukunft einfach verschlafen. Insbesondere Deutschland investiert lieber in die Verteidigung seiner altbewährten Geschäftsmodelle, als die Pionierrolle bei neuen Technologien einzunehmen. Neben dem Automobilsektor lässt sich die Verschiebung der globalen Wachstumsaussichten in vielen anderen Industrien erkennen. Es sind die US-Amerikaner, die vehement und engagiert den Strukturwandel im Digitalbereich vorangetrieben haben, was nicht zuletzt auch an der Börse in den vergangenen zehn Jahren sehr anschaulich wurde. Anleger haben in diesem Zeitraum mit US-Aktien durchschnittlich dreimal so viel verdient wie mit europäischen Titeln; natürlich getrieben durch Technologietitel. Folglich fürchten viele eine
Blasenbildung in diesem Segment und fühlen sich an die Geschehnisse um die Jahrtausendwende erinnert. Doch im Gegensatz zu 2001 fußen die Kurssteigerungen der großen Tech-Konzerne nunmehr zuvorderst auf einer gesunden Entwicklung des operativen Geschäfts. Die Unternehmen des Nasdaq 100 Index haben ihre Gewinne vervielfacht, während in Europa heute weniger verdient wird als noch vor einer Dekade.

Weiter auf Seite 2

Pages: 12

SOCIAL MEDIA

RECHTLICHES

AGB
DATENSCHUTZ
IMPRESSUM
© wirkungswerk
ALLE RECHTE VORBEHALTEN

Anmeldung zum Newsletter