II: Welche Branchen und Sektoren sieht die BKC als besonders chancenreich und welche als besonders riskant an?
Heller: Innerhalb der Schwellenlandstrategien schätzen wir stabile, defensiv ausgerichtete Branchen wie Lebensmittelproduktion oder Telekommunikation. Sehr zurückhaltend sind wir aktuell hingegen in der Öl- und Gasbranche, hier lauern viele ESG Risiken, die Verschuldung ist enorm, insgesamt ist das für uns mehr Value Trap als Value.
Vorsichtig sind wir auch bei Finanzanleihen. Es ist häufig nicht möglich ein adäquates Bild vom Risikoprofil eines Kreditinstitutes zu erhalten, da Kreditrisiken sehr intransparent sind.
II: Welchen Einfluss hat der Dollar-Kurs?
Heller: Da viele Schwellenländer in US-Dollar verschuldet sind, erhöht eine Aufwertung des US-Dollars gegenüber der Landeswährung ihre Schuldenlast, eine Abwertung hingegen entlastet sie. Daher beobachten wir eine klar negative Korrelation zwischen US-Dollar und Schwellenlandanlagen.
Die sommerliche Abwertung des US-Dollars wird von vielen bereits als Entspannungssignal für Schwellenländer wahrgenommen. Allerdings war sie vor allem durch eine Aufwertung des Euros bedingt. Es wird also sehr entscheidend sein, zu sehen, ob Schwellenlandwährungen hier auch zeitnah folgen.
II: Ist es in der aktuellen Situation schwerer als vorher, die Nachhaltigkeitskriterien einzuhalten? Oder helfen diese im Rahmen der Risikobewertung?
Heller: Grundsätzlich ermöglicht die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien im Investitionsprozess die frühzeitige Ermittlung potenzieller ESG-Risikofaktoren. Darüber hinaus ist für uns die ethisch-nachhaltige Geldanlage im Sinne der christlichen Soziallehre Ausdruck unserer Wertorientierung als kirchlicher Investor. Deshalb sind Nachhaltigkeitskriterien bereits seit vielen Jahren Kern der BKC Geschäftsstrategie.
Als Vermögensverwalter mit christlichen Wurzeln stehen wir stets vor der Herausforderung, unseren strengen Nachhaltigkeitsansatz umzusetzen und gleichzeitig attraktive Renditen für unsere Kunden zu erzielen. Glücklicherweise gibt es im Universum der Schwellenlandanlagen eine Vielzahl an Instrumenten, über die wir z.B. in eine Währung investieren können, ohne dass wir dabei Staatsanleihen des Landes erwerben müssen. So emittieren Entwicklungsbanken wie die Weltbank oder die Europäischen Investitionsbank z.B. Anleihen in russischen Rubel oder indonesischen Rupiah, — Währungen zweier Länder, die aus Nachhaltigkeitsperspektive für uns problematisch sind. (ah)
Marian Heller — Foto: © Bank für Kirche und Caritas