Störfeuer für die Kapitalmärkte

Die Augen der Börsianer richten sich primär auf das Verhalten der Notenbanken. Doch gibt noch weitere mögliche Störfeuer? Victor Zhang, Anlagechef von American Century Investments, sieht weitere Gründe.
3. Februar 2022
Foto: © Zacarias da Mata - stock.adobe.com

Die Augen der Börsianer richten sich primär auf das Verhalten der Notenbanken. Doch gibt noch weitere mögliche Störfeuer? Victor Zhang, Anlagechef von American Century Investments, sieht weitere Gründe.

„Nach langen Perioden starker Performance neigen Anleger dazu, die normale Marktdynamik aus den Augen verlieren. Kursschwankungen und gelegentliche Korrekturen sind normale Funktionen der Finanzmärkte“, sagt Zhang.

Die geldpolitischen Veränderungen der Fed sind Zhang zufolge zwar der wichtigste Faktor, der die jüngsten Schwankungen ausgelöst hat, aber sie sind bei weitem nicht der einzige Einfluss. Der Chefanleger des US-Investmenthauses identifiziert vier Quellen der anhaltenden Volatilität:

  1. Steigende Zinssätze. „Die Zinssätze haben sich schon im Vorfeld der Straffung der Fed-Politik nach oben bewegt. Insbesondere die steigende Inflation und die Erwartung einer Straffung durch die Fed haben die Renditen von Staatsanleihen auf den höchsten Stand seit Ende 2019 getrieben. Höhere Zinsen bedeuten höhere Kreditkosten, die zusammen mit der steigenden Inflation die Gewinnmargen der Unternehmen bedrohen.“
  2. Anhaltende Probleme in den Lieferketten. „Lieferengpässe betreffen beinahe alles, von Computerchips bis hin zu Hähnchenflügeln. Inmitten leerer Regale, überfüllter Häfen und fehlender LKW-Fahrer steigen die Preise in die Höhe. Und es gibt kaum Anzeichen dafür, dass sich das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage in absehbarer Zeit auflösen wird.“
  3. Die Hartnäckigkeit der Pandemie. „Obwohl einige Daten darauf hindeuten, dass die Auswirkungen der Omicron-Variante abklingen, sorgt die Pandemie weiterhin für Gegenwind. Der jüngste Anstieg der Infektionen hat zu Engpässen auf dem Arbeitsmarkt beigetragen, die wiederum die globalen Lieferketten verschärft haben.“
  4. Geopolitische Spannungen. „Die Besorgnis über eine Beteiligung der USA und Europas am eskalierenden Konflikt zwischen Russland und der Ukraine hat für zusätzliche Volatilität gesorgt. Angesichts der Drohung Russlands, in die Ukraine einzumarschieren, stehen die Folgen für Europa im Vordergrund. Russland liefert fast ein Drittel des europäischen Erdgases und Rohöls, das größtenteils durch die Ukraine transportiert wird. Darüber hinaus bleiben Chinas Aggression gegenüber Taiwan und die anhaltenden Unruhen im Iran potenzielle Quellen für Marktturbulenzen.“

Während wirtschaftliche und andere Faktoren die Schlagzeilen beherrschen, rät Zhang den Anlegern unbeirrt auf den wichtigsten Treiber der Aktienkurse zu schauen: die Unternehmensgewinne.

Zhang: „Engpässe in der Lieferkette und Arbeitskräftemangel stellen auf kurze Sicht Risiken für die Rentabilität der Unternehmen dar. Wenn die Unternehmen ihre Prognosen für das Jahr 2022 veröffentlichen, werden wir auf die Äußerungen der Top-Manager zu diesen Themen genau achten.“

Zugleich sieht der Experte aber auch eine Reihe von langfristigen Wachstumstreibern, die sich fortsetzen dürften und von denen viele Unternehmen profitieren können. Dazu zählt er unter anderem die digitale Transformation der Unternehme, den digitalen Zahlungsverkehr, die Entwicklung bahnbrechender Medikamente in der Medizin, oder den Trend zur Elektromobilität.

„Volatilität gehört für Anleger zum Alltag. Deshalb ist es so wichtig, die täglichen Bewegungen des Marktes im Kontext langfristiger Entwicklungen zu betrachten“, sagt Zhang. (ah)

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