Standhaft im Crash. Kraftvoll im Anstieg.

2020 ist das Jahr der Wandelanleihen. Im März-Crash haben sie sich formidabel gegen den Abwärtssog am Aktienmarkt gestemmt. Und in der Erholungsrallye sind sie gut mitgelaufen. Unterm Strich ergibt das ein sattes zweistelliges Plus. Es stellt sich also die Frage, was im kommenden Jahr von dieser Anlageklasse zu erwarten ist.
27. Dezember 2020

Hybrider Charakter stabilisiert das Portfolio

Vor dem Hintergrund dieser außergewöhnlichen Vielfalt an Unsicherheitsfaktoren ist davon auszugehen, dass auch die kommenden Monate von erhöhten Schwankungen an den Börsen geprägt sein dürften. Gerade das Timing hinsichtlich des Aktien-Exposures stellt also weiterhin eine besondere Herausforderung dar. Hier können Wandelanleihen mit ihrem hybriden Charakter aus Aktien- und Anleihe-ähnlichen Eigenschaften helfen, ein Portfolio insgesamt zu stabilisieren. Denn kein Manager muss bewusst Risiken aus seinem Portfolio nehmen – das leisten Wandelanleihen automatisch. Auch fällt ihr Kurs in der Regel nicht unter ihren so genannten Bondfloor. Dieser entspricht dem Wert einer gewöhnlichen Anleihe mit vergleichbarer Ausstattung sowie gleicher Restlaufzeit und Verzinsung. Außerdem profitiert die über eine Option abgebildete Aktienkomponente einer Wandelanleihe von hoher Volatilität und stützt ihren Kurs damit zusätzlich. Darüber hinaus liegen die Bewertungen von Wandelanleihen, obwohl sie in den vergangenen Monaten gestiegen sind, noch immer unter ihren modelltheoretischen Preisen und bieten somit nach wie vor ein günstiges Einstiegsniveau. Das liegt vor allem am diesjährigen Boom bei den Neuemissionen, der die Bewertungen in Schach hält. Mit insgesamt rund 126 Mrd. US-Dollar bis Oktober liegen sie bereits jetzt über den Jahresvolumina der vergangen zwölf Jahre. Annualisiert wird vielleicht sogar das Rekordjahr 2001 mit 170 Mrd. US-Dollar übertroffen. Dieser Boom erhöht außerdem die Chancen, bei der Zeichnung von Neuemissionen attraktive Prämien vereinnahmen zu können.

Nur solide Emittenten

Wir erwarten für 2021 einen anhaltend aktiven wie attraktiven Primärmarkt, der von Wachstumsunternehmen sowie Firmen aus dem Retail- und Reisesektor mit hohem Kapitalbedarf geprägt ist. Die damit einhergehenden Chancen lassen sich nachhaltig nur mit soliden Emittenten auf Basis einer sorgfältigen Kreditanalyse nutzen, denn wesentliches Merkmal einer erfolgreichen Wandelanleihenstrategie ist es, Kreditausfälle im Portfolio zu vermeiden. Unter den Emittenten von Wandelanleihen sind viele Unternehmen, die sich mit Liquidität versorgen, um ihre Umsatzeinbrüche aus der Corona-Krise zu kompensieren. Hier gilt es, sehr genau hinzusehen. Positiv gewendet: Nicht jede Fluggesellschaft muss ein schlechtes Investment sein, etwa dann, wenn sie hauptsächlich den US-Inlandsmarkt bedient, weniger von internationalen Quarantäne-Regeln betroffen und darüber hinaus solide kapitalisiert ist. Selbst unter Kreuzfahrtanbietern finden sich relative Gewinner im so genannten „Re-Opening-Szenario“, die überproportional von einem Wiederanziehen ihres Geschäfts profitieren können. Besondere Chancen bieten zudem „Work from Home“ und andere Pandemie-Profiteure, da viele Unternehmen aus diesen Bereichen vom laufenden Strukturwandel nachhaltig profitieren sollten.

Zu guter Letzt könnten die jüngsten Marktbewegungen auf eine Entwicklung hindeuten, die bisher wenig präsent erscheint: steigende Zinsen am mittleren und langfristigen Ende. Davor schützt bis zu einem gewissen Grad die in der Regel kurze Duration von Wandelanleihen. Obendrein bieten Wandelanleihen über ihr Wandelrecht in Aktien die Möglichkeit, trotz potenziell steigender Zinsen und drohender Anleihekursverluste eine positive Performance zu erzielen.

Autor: Stefan Schauer
Portfolio Manager
Lupus alpha Asset Management AG

Quelle Grafik: Bloomberg OVCV Analyse-Tool, Stand: 30.September 2020
Foto: © MIRACLE MOMENTS — stock.adobe.com

 

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