Stabile Erträge mit Inflationsschutz

Infrastrukturaktien zeichnen sich durch einige Besonderheiten aus. Gerade im aktuell schwierigen Marktumfeld können sie mit ihren speziellen Qualitäten punkten. Mit Prabal Sidana, Portfoliomanager für Listed Infrastruktur bei der Schweizer Partners Group, sprach INTELLIGENT INVESTORS über Investitionsbedarf, inflationsgekoppelte Preisstrukturen und sektorspezifische Risiken.
31. Oktober 2022
Prabal Sidana - Foto: © Partners Group

Infrastrukturaktien zeichnen sich durch einige Besonderheiten aus. Gerade im aktuell schwierigen Marktumfeld können sie mit ihren speziellen Qualitäten punkten. Mit Prabal Sidana, Portfoliomanager für Listed Infrastruktur bei der Schweizer Partners Group, sprach INTELLIGENT INVESTORS über Investitionsbedarf, inflationsgekoppelte Preisstrukturen und sektorspezifische Risiken.

Intelligent Investors: Wie sind die Aussichten für Infrastruktur-Aktien?
Prabal Sidana
: Infrastruktur, insbesondere Kerninfrastruktur, bildet hier eine Ausnahme. zeichnet sich typischerweise durch Monopolstellung im Markt, hohe Markteintrittsbarrieren, stabile Cashflows und kapitalintensive Projekte aus. Partners Group fokussiert sich ausschliesslich auf Kerninfrastruktur, da diese Vermögenswerte einen impliziten Inflationsschutz, hohe und stabile Margen sowie eine robuste Preisgestaltungsmacht bieten. Daher dürften Kerninfrastrukturunternehmen selbst in einem negativen Umfeld für die globalen Aktienmärkte wesentlich stabilere Erträge liefern als der Gesamtmarkt.

II: Warum nehmen Investitionen in Infrastruktur deutlich zu?
Sidana:
Infrastruktureinrichtungen sind essenziell für jede Volkswirtschaft. So sind beispielsweise bessere Straßen- und Schienenverbindungen, eine vorhersehbare und sichere Energieversorgung und eine weite Breitbandabdeckung für das Funktionieren aller anderen Sektoren unerlässlich. Weil sich Infrastrukturinvestitionen positiv auf alle anderen Wirtschaftszweige auswirken, haben sie einen Multiplikatoreffekt. Daher werden sie als grundlegend für das Wachstum aller Volkswirtschaften angesehen – unabhängig davon, ob es sich um Industrie- oder Schwellenländer handelt. Es ist die Anerkennung dieser entscheidenden Bedeutung der Infrastruktur durch die Staats- und Regierungschefs der Welt, die das Wachstum der Infrastrukturinvestitionen auf der ganzen Welt vorangetrieben hat und auch in Zukunft zu weiteren Investitionen in diesem Sektor führen wird. Die Research-Gesellschaft Oxford Economics schätzt in ihrem globalen Infrastruktur-Ausblick, dass bis zum Jahr 2040 weltweit Investitionen in Höhe von fast 94 Billionen USD erforderlich sein werden – vor allem, um die alternde Infrastruktur in den entwickelten Volkswirtschaften zu ersetzen und neue Infrastrukturen in Schwellenländern zu schaffen.

II: Warum können Infrastrukturaktien vor Inflation schützen?
Sidana:
Der bereits erwähnte eingebaute Inflationsschutz einer großen Mehrheit von Infrastrukturunternehmen ergibt sich aus mehreren Faktoren. Bei Übertragungs- und Verteilungseinrichtungen beispielsweise wird der regulierte Preis jährlich an die Inflation angepasst, was zu steigenden Einnahmen aus der Inflation führt. Andere Infrastrukturunternehmen wie beispielsweise Mobilfunktürme haben langfristige Verträge von 5–15 Jahre, manche sogar bis zu 30 Jahre , bei denen die jährlichen Preise durch automatische Preisanpassungen  oder um ein bestimmtes vereinbartes Verhältnis zur Inflation steigen. Eine Minderheit von Infrastrukturunternehmen hat zwar keine direkte Koppelung an die Inflation, verfügt aber aufgrund der hohen Eintrittsbarrieren in ihre Branche und der enormen Wechselkosten für ihre Kunden über eine erhebliche Preissetzungsmacht. Dies ist der Fall bei den Betreibern von Bahngleisen, die vor allem auf mittleren und langen Strecken einen erheblichen Kostenvorteil gegenüber anderen Formen des Gütertransports haben. Große Abfallentsorgungsunternehmen haben diesen Vorteil ebenfalls, da sie aufgrund der Größenvorteile ihre Sammel- und Entsorgungskosten pro Einheit senken können. Und schließlich haben Infrastrukturunternehmen in der Regel hohe Betriebsmargen aufgrund einer starken operativen Hebelwirkung. Dies bedeutet, dass die meisten Kosten fixer Natur sind und die variablen Kosten, die kurzfristig am stärksten von der Inflation beeinflusst werden, relativ niedrig sind.

II: Wie kann über Infrastruktur-Investments die Suche nach stabilen Renditequellen beantwortet werden?
Sidana:
Tatsächlich haben sich Infrastrukturaktien, insbesondere aus dem Bereich der Kerninfrastruktur, in der Vergangenheit und während verschiedener Marktphasen als stabile Renditequelle  im Vergleich zu den breiteren Aktienmärkten erwiesen – selbst in Zeiten erhöhter Volatilität. . Entscheidender Grund ist hierbei die hohe Visibilität zukünftiger Cashflows und Erträge, welche von den typischerweise kapitalintensiven Projekten kommt, die an langfristig unterliegenden Verträgen und Konzessionsvereinbarungen gebunden sind.

So konnten Kerninfrastrukturunternehmen ihre Gewinne während der letzten wirtschaftlichen Abschwünge vom Platzen der New-Economy-Blase 2000 über die globale Finanz- und die Eurokrise in den Jahren 2008 beziehungsweise 2011 bis zur aktuellen Inflationsphase weiter steigern, während die Unternehmen des S&P 500 eine erhebliche Volatilität und sogar einen Rückgang der Gewinne als Gruppe verzeichneten.

II: Was sind die Vorteile von Infrastruktur-Investments?
Sidana: Wie bereits erläutert: ein eingebetteter Inflationsschutz entweder durch direkte Kopplung der Einnahmen an die Inflation oder durch erhebliche Preissetzungsmacht; regulierte Einnahmen und langfristige Verträge, die für Stabilität und Transparenz bei Erträgen und Cashflows sorgen; ein langfristiger Track-Record wachsender Cashflows, die sich in einer wachsenden jährlichen Dividende niederschlagen, sowie die Tatsache, dass Infrastruktur für jede Wirtschaft von grundlegender Bedeutung ist und sich daher in der Vergangenheit als sehr widerstandsfähig gegenüber wirtschaftlichen Abschwüngen erwiesen hat. Hinzu kommt, dass in den nächsten zwei Jahrzehnten große Investitionen in Kerninfrastruktur erforderlich sind, was attraktive Wachstumsmöglichkeiten im Sektor bieten kann.

II: Was sollten Anleger bei Investments in Infrastrukturaktien beachten?
Sidana: Eine stabile und klare Regulierung ist eine Voraussetzung für ein erfolgreiches Investieren in Infrastruktur und daher ist eine gründliche Sorgfaltspflicht gefragt. Das entsprechende politische Risiko ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt bei der Gesamtrisikobewertung insbesondere für Unternehmen, die in einem einzigen Rechtsraum tätig sind. Weiterhin sollten Anleger den Verschuldungsgrad beachten: In Anbetracht des gesunden Cashflow-Profils haben Infrastrukturunternehmen in der Regel mehr Spielraum für Fremdkapital als viele andere Unternehmen. Eine übermäßige Verschuldung kann jedoch ein potenzielles Risiko darstellen. Daher muss die Fremdkapitalquote sorgfältig beurteilt werden.

 

Interviewpartner Prabal Sidana ist seit 2014 für die Schweizer Partners Group tätig, leitet das Liquid Private Markets Team und ist Portfoliomanager für den Listed Infrastruktur Fonds.

 

 

 

 

 

 

 

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