SNB-Kommentar: Schweizerische Nationalbank dürfte Zinsen senken

Als im Jahr 2022 die Inflation weltweit in die Höhe schoss, hatten es die Zentralbanken sehr eilig, die Zinsen zu erhöhen. Und so geschah es auch: Die US-Notenbank erhöhte die Zinsen von 0% auf 5,25 %, die EZB von -0,5 % auf 4 % und die SNB von -0,75 % auf 1,75 % 1. Zwei Jahre später hat sich der Fokus in einigen der größten Volkswirtschaften der Welt von der Eindämmung der Inflation auf die Sicherstellung eines „Soft Landing“, einer sanften wirtschaftlichen Landung, verlagert.
20. September 2024
Foto: © Michael Simon - stock.adobe.com

Als im Jahr 2022 die Inflation weltweit in die Höhe schoss, hatten es die Zentralbanken sehr eilig, die Zinsen zu erhöhen. Und so geschah es auch: Die US-Notenbank erhöhte die Zinsen von 0% auf 5,25 %, die EZB von ‑0,5 % auf 4 % und die SNB von ‑0,75 % auf 1,75 % 1. Zwei Jahre später hat sich der Fokus in einigen der größten Volkswirtschaften der Welt von der Eindämmung der Inflation auf die Sicherstellung eines „Soft Landing“, einer sanften wirtschaftlichen Landung, verlagert.

Es gibt nur ein Problem: Der Leitzins der Schweizerischen Nationalbank (SNB) liegt derzeit bei 1,25 % 2, was bedeutet, dass die Zinsen nur fünf Mal gesenkt werden können (basierend auf Zinssenkungen um 25 Basispunkte), bevor ein negatives Zinsumfeld erreicht wird. Im Gegensatz dazu kann die US-Notenbank die Zinsen 19-mal (sogar nach der Zinssenkung um 50bp) und die EZB 14-mal senken, bevor die Zinsen negativ werden. Dies deutet darauf hin, dass der Aufwertungsdruck auf den CHF in naher Zukunft wieder zunehmen wird, wenn die SNB nicht entweder an den Devisenmärkten interveniert, erneut in den Negativzinsbereich vorstößt oder eine Kombination aus beidem umsetzt.

Wir gehen deshalb fest davon aus, dass die SNB die Zinsen auf ihrer nächsten Sitzung am 26. September um 25 Basispunkte senken wird, um eine weitere Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro zu verhindern. Diese Maßnahme würde nicht nur den Exportmarkt schützen, sondern auch den seit einiger Zeit stagnierenden Binnenmarkt unterstützen. Denn das BIP-Wachstum im Jahresvergleich (bereinigt um Sportereignisse) liegt seit Mitte 2023 unter 1 %; die Einkaufsmanagerindizes des verarbeitenden Gewerbes liegen seit Anfang 2023 unter 50 3. Darüber hinaus trübt sich das wirtschaftliche Umfeld für den größten Exportmarkt der Schweiz, die Bundesrepublik Deutschland, ein. Aktuell 4 preisen die impliziten Overnight-Index-Swaps Zinssenkungen von 35 Basispunkten für die SNB-Sitzung im September und insgesamt 70 Basispunkte bis Ende Juni 2025 ein. Dies ist ein Hinweis dafür, dass die Marktteilnehmer bereits davon ausgehen, dass die SNB die Zinsen unter den neutralen Zinssatz von 1 % senken wird.

Unserer Meinung nach wird die SNB die Zinssätze im Einklang mit den anderen Zentralbanken weiter senken. Die entscheidende Frage ist jedoch, wann sie beschließen wird, die Zinssenkungen zu beenden und auf unkonventionelle Methoden umsteigt, um die Wirtschaft zu stabilisieren.

KOMMENTAR VON MARTINA HONEGGER-ROMAHN, LEAD PORTFOLIO MANAGER FIXED INCOME SCHWEIZ, Allianz Global Investors

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