Das aktuelle Wetter hierzulande und die Indexstände haben wenig gemeinsam. Draußen regnet es, vom Sommer keine Spur, wohingegen es bei den Indizes gut ausschaut. Noch? Zeit für ein Gespräch mit Alexander Lippert, Portfoliomanager GS&P Kapitalanlagegesellschaft S.A., zu seinem Blick auf die Dinge, den Aussichten bei Nebenwerten und dem USP des Unternehmens.
INTELLIGENT INVESTORS: Herr Lippert, 2025 ist herausfordernd. Wie blicken Sie auf die Kapitalmärkte?
Alexander Lippert: Viele Marktteilnehmer wundern sich ob der herausfordernden wirtschaftlichen Lage und immer neuer Negativmeldungen über die steigenden Kurse. Die Folgen von Donald Trumps Politik sind einschneidend, wenngleich die Finanzmärkte die Lage und die Auswirkungen scheinbar entspannter sehen. Seit dem kurzen April-Crash im Zuge der Zuspitzung des Zollkriegs ist der „Pain Trade“ für viele Institutionelle klar der nach oben. Eine konservative Grundhaltung führt dazu, dass Rücksetzer gekauft werden (müssen). In Anbetracht geopolitischer Unsicherheiten, insbesondere um mögliche US-Zölle und die Pfade von Inflation, Wachstum und Zinsen, dürften die Märkte unseres Erachtens in einer volatileren Seitwärtsphase verharren. Langfristig bleiben Aktieninvestments unseres Erachtens alternativlos.
Die jüngsten Wechselkursverwerfungen in EUR/USD machen sich in den Quartalszahlen europäischer Exporteure negativ bemerkbar. Die Reaktionen auf etwaige Enttäuschungen und negative Gewinnrevisionen sind teilweise harsch, aber teilweise auch auf die Sommerflaute zurückzuführen. Im Gegensatz dazu profitieren viele US-Unternehmen aktuell vom schwächeren Dollar – ein stabilisierender Faktor für die US- wie auch die Weltbörsen. Viele Investoren suchen in diesem Umfeld nach Verlässlichkeit bzw. versuchen sich in Momentum zu verstecken und Trend-Sektoren wie Rüstung oder europäische Infrastruktur möglichst lange zu spielen. Ungeachtet unserer vorsichtigeren Markteinschätzung blicken wir dank vielversprechender Investmentcases zuversichtlich in die Zukunft.
II: Nachzügler Nebenwerte. Ist denn schon einiges eingepreist oder locken hier sozusagen noch satte Renditen?
Lippert: Nach einer längeren Durststrecke sehen auch wir weiterhin erhebliches Nachholpotenzial bei europäischen Small und Mid Caps. Der Zug ist zwar gestartet, doch in Anbetracht der europäischen Initiativen sehen wir uns gut gewappnet und identifizieren viele Profiteure höherer Fiskalausgaben. Insbesondere vom immensen deutschen Sondervermögen sollten hiesige Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe prozentual zu ihren Umsätzen am stärksten profitieren. Sie sind auch weniger stark von den Zollkonflikten betroffen, da das lokale Wirtschaftsgeschehen für sie in der Regel relevanter ist. Der fiskalpolitische Rückenwind sollte als Katalysator auch zu anhaltenden Zuflüssen in die Kategorie sorgen – das ist, was das Segment insgesamt braucht und treibt.
II: Sie sind im Lead für den GS&P Fonds — Family Business. Was zeichnet den Fonds aus? Wie sieht es mit der Performance aus?
Lippert: Skin in the Game – das ist kurz gesagt der definierende Anlagegedanken des GS&P Fonds – Family Business. Wir sind davon überzeugt, dass Eigentümer und Vorstände, die persönliche Risiken eingehen und mit ihrem eigenen Kapital oder ihrem Ruf einstehen, nicht nur unmittelbare Verantwortung für unternehmerischen Erfolg tragen, sondern durch ihren Einsatz auch zu einer langfristigeren Ausrichtung und Solidität der Firmen beitragen. Das sollte sich über die Zeit auch in einer soliden und idealerweise besseren Kursentwicklung widerspiegeln.
Der GS&P Fonds – Family Business investiert gezielt in börsennotierte, europäische Gesellschaften mit mindestens einem starken Ankerinvestor (Anteilsbesitz > 10 %) – bevorzugt Familienunternehmen, die aktuell über 80 % des Fondsvolumens ausmachen.
Dabei ist vor allem der direkte Dialog mit Unternehmensvorständen entscheidend, um „Skin in the Game“ richtig zu beurteilen. Dazu führen wir jährlich mehr als 350 Treffen mit Unternehmensentscheidern und gewinnen so wertvolle Einblicke und ein Verständnis für die unterschiedlichsten Branchen.
2025 zahlt sich unser Fokus auf deutsche Nebenwerte aus – mit einer Performance von über 16 % per Ende Juli im Vergleich zu knapp 10 % beim STOXX Europe 600 TR.
II: Welche Anpassungen haben Sie zuletzt im Fonds vorgenommen?
Lippert: Jüngst haben wir Gewinne in gut gelaufenen Aktien wie Elmos Semiconductor und dem IPO-Erfolg Pfisterer mitgenommen – beide Werte konnten sich zuletzt in wenigen Monaten mehr als verdoppeln. Die frei gewordenen Mittel haben wir entsprechend reallokiert.
Dieses Jahr ist geprägt von starkem Momentum in einigen wenigen, vor allem thematisch aussichtsreichen Branchen, die von den großen Ausgabenankündigungen der neuen deutschen Bundesregierung profitieren. Dementsprechend hatten wir zuletzt auch mehr Exposure in Infrastruktur aufgebaut, und hier beispielsweise in Titel wie 2G Energy, Implenia, Porr oder Uzin Utz investiert. Auch das zuletzt rückläufige Interesse an Erneuerbaren Energien haben wir für selektive Aufstockungen genutzt – etwa bei Energiekontor.
II: Für diejenigen, die GS&P Kapitalanlagegesellschaft S.A. noch nicht kennen. Wofür steht Ihr Haus?
Lippert: Wir sind ein unabhängiger Asset Manager mit Sitz in Luxemburg. Aktives Portfoliomanagement, Passion für die Kapitalmärkte, eine täglich hohe Motivation und eigenes Skin in the Game prägen unsere Investmentphilosophie. Das Portfoliomanagement-Team verfügt über mehr als 70 Jahre Investmenterfahrung und betreut derzeit über € 450 Mio. in sechs spezialisierten Fondsstrategien – darunter drei Nachhaltigkeitsfonds in Kooperation mit der UmweltBank AG. Unser Fokus liegt auf börsennotierten deutschen und europäischen Small & Mid Caps – bevorzugt unternehmerisch geführte Unternehmen mit nachhaltiger Ausrichtung. Wir richten uns dabei explizit an Anleger, die bewusst benchmarkfrei und langfristig investieren möchten.




