Schwellenländeraktien sind attraktiver denn je

Schwellenländer bleiben der wichtigste Motor des globalen Wirtschaftswachstums. Dennoch sind viele Anleger bei Aktien aus den Emerging Markets nach wie vor zurückhaltend. Dabei dürften diese Werte gerade jetzt weiteren Rückenwind erhalten.
23. Juni 2021
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Schwellenländer bleiben der wichtigste Motor des globalen Wirtschaftswachstums. Dennoch sind viele Anleger bei Aktien aus den Emerging Markets nach wie vor zurückhaltend. Dabei dürften diese Werte gerade jetzt weiteren Rückenwind erhalten.

Die Marktstruktur entwickelt sich weiter

Viele Anleger unterschätzen, wie deutlich sich die Schwellenländermärkte in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt haben. Das Aktienuniversum wird nicht mehr wie zu Zeiten des „BRIC-Wunders“ (BRIC als Akronym für Brasilien, Russland, Indien und China) von Energie‑, Rohstoff- und verarbeitenden Exportunternehmen dominiert. Vielmehr findet sich in Schwellenländern eine wachsende Zahl erstklassiger, innovativer Unternehmen etwa aus den Bereichen IT und Gesundheit. Diese profitieren von strukturellen Trends wie steigenden Konsumausgaben im Inland, dem Aufkommen der Plattformökonomie und der veränderten Nachfrage im Gesundheitssektor. Als unser Team für Emerging Markets-Aktien 2008 entstand, waren noch zwei Drittel des Anlageuniversums durch zyklisches Wachstum und ein Drittel durch strukturelles Wachstum definiert. Seitdem hat sich das Verhältnis fast umgekehrt.

Auch reagieren Schwellenländer nicht mehr so stark auf globale Konjunktur- und Marktsignale wie seinerzeit 2013 beim „Taper Tantrum“. Damals gerieten die sogenannten „Fragile Five“ Indien, Indonesien, Südafrika, die Türkei und Brasilien nach der Ankündigung der US-Notenbank Fed, ihre Anleihenkäufe zu reduzieren, in schwere Turbulenzen. Denn sie wiesen erhebliche Leistungsbilanzdefizite auf, was aufgrund der Abhängigkeit von ausländischen Kreditgebern bei steigenden Zinsen zu Finanzierungsengpässen führte. Inzwischen haben die meisten Emerging Markets einen Leistungsbilanzüberschuss. Berücksichtigt man darüber hinaus die Vertiefung der lokalen Schuldenmärkte und die ausländischen Direktinvestitionsströme, so hat sich die Anfälligkeit der Schwellenländer im Vergleich zu früher drastisch verringert.

Der langfristige Trend ist intakt

Schwellenländer profitieren per saldo von den coronabedingten Zinssenkungen und Liquiditätsspritzen überall auf der Welt. Außerdem haben sie dank ihres höheren Realzinsniveaus noch mehr Spielraum für weitere geldpolitische Impulse als die Industrieländer. Vor dem Hintergrund des günstigen gesamtwirtschaftlichen Umfelds und in der Erwartung einer breiten Verfügbarkeit von Corona-Impfstoffen im laufenden Jahr dürfte sich der langfristige Haupttrend, der die Schwellenländer antreibt, noch stärker manifestieren als bisher: der Übergang vom exportgetragenen Wachstum zu einem, das von einer lebhaften Binnennachfrage getragenen wird. Wesentlicher Treiber dieses Trends ist die wachsende Mittelschicht. Diese dürfte einer Studie des Brookings Institute zufolge in China bis 2027 auf 1,2 Milliarden Menschen anwachsen – das ist ein Viertel der Mittelschicht weltweit. Diese anhaltende Verschiebung kurbelt die Binnennachfrage nach Waren und Dienstleistungen an, die zu einem beträchtlichen Teil von schnell wachsenden, heimischen Unternehmen gestillt werden dürfte.

In Anbetracht dieser Entwicklung sind aus Anlegersicht vor allem Unternehmen mit Fokus auf der inländischen Nachfrage interessant. Wir sehen beträchtliche Chancen in den Sektoren Nicht-Basiskonsumgüter, IT und Kommunikationsdienste. Diese Bereiche bieten weltweit spannende Wachstumsperspektiven. Denn die entsprechenden Unternehmen entwickeln Produkte und Dienstleistungen, die veränderten Kundenbedürfnissen gerecht werden oder diese gar neu definieren.

Gerade auch der chinesische Markt ist aussichtsreich. Zwar haben anhaltende Spannungen zwischen den USA und China einige Bereiche der chinesischen Wirtschaft getroffen, insbesondere im Technologiesektor. Aber hier gilt: Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere. So zeichnen sich insbesondere im Gesundheitssektor, der während der Pandemie weiter an Dynamik gewonnen hat, neue Chancen. Strukturelles Wachstum dürfte in diesem Bereich programmiert sein. Denn die Gesundheitsausgaben in China liegen mit rund 5 % des Bruttoinlandsprodukts deutlich niedriger als beispielsweise in den USA, wo sie 17 % betragen. Das zeigt, wohin sich der Sektor entwickeln könnte.

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