Enttäuschende Zahlen zu den neu geschaffenen Arbeitsplätzen in den USA haben in der vergangenen Woche zusammen mit dem infolge der japanischen Leitzinsanhebung erstarkenden Yen einen Kurssturz an den Aktienmärkten ausgelöst.
Gestern gingen die Kursverluste noch weiter, heute Morgen sieht es nach einer Gegenbewegung aus. Stehen wir in den USA wirklich vor einer Rezession? Wir halten die teils überbordenden Ängste vor einer US-Rezession für übertrieben
und gehen in unserem Basisszenario nach wie vor von einer „weichen Landung“ der Wirtschaft aus. Der Arbeitsmarktbericht für Juli mag auf ein nachlassendes Wachstumstempo hinweisen, war aber aus unserer Sicht auch durch einige Sondereffekte geprägt. Andere Indikatoren wie etwa der gestern Nachmittag veröffentlichte ISM-
Bericht für den Dienstleistungssektor im Juli zeigen hingegen sowohl in Sachen Beschäftigung als auch Auftragseingang klar positive Entwicklungen.
Im Gegensatz zum ISM-Bericht für das verarbeitende Gewerbe ist der für die Dienstleistungsbereiche im Juli gut erholt und besser als erwartet ausgefallen. Während das verarbeitende Gewerbe für die US-Wirtschaft ohnehin weniger wichtig
ist, deutet sich im bedeutenderen Dienstleistungssektor somit weiteres Wachstum an.
Den aktuellen Abverkauf sehen wir daher neben den Folgen der Auflösung internationaler Yen-finanzierter Investments eher als eine Enttäuschung der Marktteilnehmer, die auf eine möglicherweise überbordende Euphorie folgt. Dies ist im Vorfeld der ersten US-Leitzinssenkung, die wir mit 25 Basispunkten unverändert für September erwarten, nicht ungewöhnlich – was neben den geopolitischen Risiken einer der Gründe ist, warum wir mit mehr Volatilität an den Märkten gerechnet haben. Am fundamentalen Gesamtbild hat sich aus unserer Sicht nichts Materielles geändert – ein US-Arbeitsmarktbericht macht noch keinen neuen Trend.
Wir haben uns in der Anlagestrategie auf die für das zweite Halbjahr erwartete höhere Volatilität unter anderem mit einer stärkeren Diversifizierung unseres Portfolios und weiteren Absicherungsmaßnahmen vorbereitet. Unsere strategischen Investments in hochwertige Anleihen erfüllen wieder ihre traditionelle Rolle als Absicherung gegen abwärts gerichtete Wachstumsrisiken und haben sich in dieser Zeit der Marktvolatilität gut entwickelt. Ein solches Szenario wäre auch für unsere Goldposition günstig.
Kommentar von Merck-Finck-Chefstratege Robert Greil.