Renditekick bei EM-Anleihen?

Die Rentenmärkte unterlagen zu Jahresbeginn einer Korrektur, ausgelöst durch den Renditeanstieg bei US-Staatsanleihen. Ausschlaggebend dafür war insbesondere das überraschende Nachwahlergebnis in Georgia, welches den Demokraten die Senatsmehrheit sicherte. Die Erwartungen noch höherer Ausgabeprogramme und staatlicher Defizite lastete kurzzeitig auf den Anleihemärkten.
4. Februar 2021
Bernhard Matthes - Foto: © BKC Asset Management

Die Rentenmärkte unterlagen zu Jahresbeginn einer Korrektur, ausgelöst durch den Renditeanstieg bei US-Staatsanleihen. Ausschlaggebend dafür war insbesondere das überraschende Nachwahlergebnis in Georgia, welches den Demokraten die Senatsmehrheit sicherte. Die Erwartungen noch höherer Ausgabeprogramme und staatlicher Defizite lastete kurzzeitig auf den Anleihemärkten.

Aus unserer Sicht werden steigende Zinsen in den langen Laufzeiten aber auch 2021 immer nur kurzlebig sein können. Die Renditen können nicht merklich ansteigen, solange die Notenbanken der großen Währungsräume mehr als das Nettoangebot ankaufen und damit im Prinzip monetäre Staatsfinanzierung betreiben. Darüber hinaus haben sie den Spielraum, jederzeit mit noch aggressiveren Maßnahmen, wie beispielsweise der Zinskurvenkontrolle, dafür zu sorgen, dass zu scharfe Renditeanstiege ausgebremst werden. Spätestens wenn steigende Realzinsen beginnen sollten, den Aktienmärkten weh zu tun, gehen wir davon aus, dass die Notenbanken mit noch weitreichenderen Ankäufen eingreifen würden.

Im Segment der in Euro notierten Unternehmensanleihen kompensieren die derzeit erzielbaren Risikoaufschläge bei Investment Grade Bonds nicht mehr adäquat für die Risiken. Auch im historischen Vergleich sind Corporate Bonds alles andere als attraktiv: In Folge der Corona-Krise bestanden zwischen März und Mai 2020 durchaus lukrative taktische Gelegenheiten, die wir auch umfänglich genutzt hatten. Inzwischen sind die Preise bedingt durch die Ankaufprogramme der EZB nicht mehr auf einem Niveau, das den Aufbau weiterer Positionen rechtfertigen würde.

Für Hartwährungsanleihen aus den Schwellenländern gilt analog, dass sich die Risikoaufschläge und mithin Renditen bereits stark einengen konnten und somit keine zwingenden Opportunitäten mehr bieten. Im Lokalwährungsbereich hat die Rallye vieler Valuten, begleitet von weiteren Zinsrückgängen, ebenfalls einen Teil der nötigen Aufholbewegung gegenüber anderen Risiko-Assets geschlossen. Dennoch verbleiben in diesem Segment selektiv Chancen. Insbesondere rohstoffbasierte Währungen könnten im Jahr 2021 von festeren Preisen bei Industriemetallen, Edelmetallen und Energie profitieren.

Ein möglicher globaler „Reflation-Trade“, getragen vom schwächeren US-Dollar, dem globalen Wachstumsaufschwung und steigenden Investitionen (auch in Folge des starken chinesischen Kreditimpulses) würde durchaus freundliche Rahmenbedingungen für Emerging Markets Lokalwährungsmärkte bedeuten. Nach jahrelanger Underperformance könnten ausgewählte Lokalmärkte ein gut diversifiziertes Rentenportfolio daher mit zu Euro-Zinsrisiken gering korrelierten Ertragsmöglichkeiten ergänzen.

Einige Währungen sind in der Corona-Krise über Gebühr abverkauft worden, teils stärker als zu Zeiten der großen Schwellenländerkrisen in den 1980er und ‑90er Jahren n. Sie haben in einigen Fällen vermutlich sogar den fundamental gerechtfertigten Bewertungskorridor verlassen. Trotz verbleibender Risiken aus schweren Covid-Einschnitten (etwa in Mexiko oder Brasilien) und vielfach deutlich höherer Schuldenstände (wie in Südafrika) könnte 2021 gerade für die zyklischeren Märkte Rückenwind bestehen. Wir erachten es für möglich, dass die langanhaltende Outperformance der eher defensiven, stärker Dollar-korrelierten asiatischen Lokalwährungsmärkte (z.B. koreanischer Won oder Thailändischer Bhat) ihrem Ende entgegen gehen könnte, während zyklischere „Hoch-Beta“ Währungen positiv überraschen könnten. Von einem solchen Trendwechsel würden besonders lateinamerikanische Märkte profitieren, mit ihrer üblichen Stärke im „Risk-on“ Umfeld und ihrer starken Euro-Korrelation, aber auch osteuropäisch Währungen. In unserem Mischfonds BKC Treuhand Portfolio gehören aktuell die Tschechische Krone, der Polnische Zloty und der Mexikanische Peso zu den aktiv höher gewichteten Lokalwährungsbeimischungen.”

Kommentar von Bernhard Matthes, CFA, Bereichsleiter BKC Asset Management und Portfoliomanager des BKC Treuhand Portfolios

Bernhard Matthes — Foto: © BKC Asset Management

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