“Rendite mit Wurzeln“

Mit dem zunehmenden Druck, die Emissionen in Portfolios zu senken und gleichzeitig verlässliche langfristige Erträge zu erzielen, werden Waldinvestments zunehmend als vielseitige Anlageklasse wahrgenommen – mit ökologischen wie finanziellen Vorteilen. Von CO₂-Bindung bis langfristiger Rendite beleuchtet das Gespräch mit Roger Naylor, Evli das Potential moderner Forstinvestments im Kontext der nachhaltigen Kapitalanlage.
27. Juni 2025
Roger Naylor - Foto: © Evli

Mit dem zunehmenden Druck, die Emissionen in Portfolios zu senken und gleichzeitig verlässliche langfristige Erträge zu erzielen, werden Waldinvestments zunehmend als vielseitige Anlageklasse wahrgenommen – mit ökologischen wie finanziellen Vorteilen. Von CO-Bindung bis langfristiger Rendite beleuchtet das Gespräch mit Roger Naylor, Evli das Potential moderner Forstinvestments im Kontext der nachhaltigen Kapitalanlage.

II: Herr Naylor, was sind aus Ihrer Sicht die zentralen Merkmale, die Waldinvestments zu einer eigenständigen und attraktiven Anlageklasse machen?

Roger Naylor: Waldinvestments beruhen auf realen Vermögenswerten und biologischem Wachstum. Sie ermöglichen  langfristig stabile Cashflows, Inflationsschutz und haben einegeringe Korrelation zu traditionellen Anlageklassen. Der Großteil der Erträge stammt aus dem Wachstum der Bäume selbst – unabhängig von Finanzmärkten. Das macht Wälder besonders widerstandsfähig in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.

II: Evli verfolgt einen global diversifizierten Fund-of-Funds-Ansatz. Welche Vorteile bietet dieses Modell gegenüber dem direkten Erwerb von Waldflächen?

Naylor: Einzelinvestoren haben häufig keinen Zugang zu attraktiven Forstfonds oder Waldflächen weltweit. Viele institutionelle Fonds verlangen Mindestbeteiligungen von 10 Millionen US-Dollar. Unser Modell ermöglicht eine Diversifikation über Regionen und Baumarten hinweg und sichert gleichzeitig den Zugang zu erstklassigen Managern. Das reduziert Klumpenrisiken und optimiert die Risikostreuung.

II: Technologie spielt eine zunehmend wichtige Rolle in der modernen Waldbewirtschaftung. Wie nutzen Ihre Partnerfonds diese Instrumente?

Naylor: Satelliten- und Drohnenbilder werden bereits umfassend genutzt, um das Wachstum von Bäumen zu modellieren und die Waldgesundheit zu überwachen. Da diese Technologien immer größere Datenmengen erzeugen, erwarten wir einen zunehmenden Einsatz von KI zur Verwaltung und Analyse dieser Informationen. Verbesserte Erkenntnisse ermöglichen es den Forstmanagern, den Holzeinschlag zu optimieren und Flächen mit hohem CO₂-Wert gezielter zu bewirtschaften. Das steigert langfristig den Vermögenswert und verbessert die Transparenz in bezug auf ESG-Kriterien.

II: Wie bewerten Sie genetisch verbesserte Baumarten? Wie schätzen Sie solche Züchtungen im Spannungsfeld zwischen Ertrag und Ökologie ein?

Naylor: In den USA hat selektive Züchtung die Produktivität bestimmter Baumarten um bis zu 20–30 % gesteigert. Solche Maßnahmen sind sinnvoll, sofern sie in zertifizierte, nachhaltige Forstwirtschaft eingebettet sind – beispielsweise nach FSC- oder PEFC-Standards. Der Erhalt der Biodiversität und gesunder Böden ist entscheidend für die langfristige Tragfähigkeit jeder Forstinvestition.

II: Immer mehr institutionelle Investoren suchen nach Anlagen mit CO-Bindung. Wie tragen Ihre Investments zur Erreichung von Net-Zero-Zielen bei?

Naylor: Ein wesentlicher Teil unserer Klimawirkung resultiert aus der Bindung von CO₂ in der wachsenden Biomasse. Hinzu kommt der Substitutionseffekt – also der Ersatz von Beton und Stahl durch Holz. Unser Fonds erfasst diese Effekte systematisch; die Performance-Gebühr ist direkt an ein Mindestziel für CO₂-Bindung geknüpft.

II: Der Evli Impact Forest Fund II verknüpft seine Performance-Gebühr mit einem CO-Ziel? Wie stellen Sie sicher, dass diese Wirkung messbar ist?

Naylor: Wir verlangen von allen Zielfonds die Anwendung einer Methodik, die sich an international anerkannten Leitlinien wie denen des Weltklimarats (IPCC) orientiert. Diese liefern Verfahren zur Quantifizierung von Kohlenstoffvorräten und ‑flüssen in Wäldern. Die CO₂-Daten basieren auf Forstinventuren, die häufig durch Satellitentechnik unterstützt werden. Mithilfe von Umrechnungsfaktoren werden Holzmengen in CO₂-Äquivalente überführt. Vor einer Investition lassen wir die CO₂-Bilanzierungsansätze eines Managers von einem externen Gutachter bewerten. So stellen wir Transparenz gegenüber unseren Investoren sicher.

II: Mit CO-Zertifikate, Biodiversitätsgutschriften und Solar-Pacht entstehen neue Einnahmequellen. Wie wichtig sind diese Faktoren bei Ihrer Fondsauswahl?

Naylor: Je nach Region lassen sich aus diesen Einnahmequellen zwei bis drei Prozentpunkte für die Gesamtrendite erwirtschaften. Wir achten gezielt auf Manager, die an CO₂-Märkten teilnehmen, Ökokonto-Lösungen anbieten oder Erneuerbare-Energien-Projekte integrieren. Das Potenzial ist groß – wird aber noch oft unterschätzt.

II: Welchen zentralen Rat geben Sie institutionellen Anlegern, die erstmals in Wald investieren möchten?

Naylor: Geduld. Wald ist kein kurzfristiges Produkt, sondern eine langfristige Strategie mit nachhaltigem Wert. Es braucht eine gezielte Auswahl, gutes Risikomanagement und erfahrene Partner. Wer das mitbringt, wird doppelt belohnt – finanziell und klimapolitisch.

II: Zum Abschluss: Wie bewerten Sie Waldinvestments im Vergleich zu klassischen Immobilienanlagen in institutionellen Portfolios?

Naylor: Beide Anlageformen überzeugen als reale Vermögenswerte mit langfristigen Cashflows. Doch Wälder bieten einige Alleinstellungsmerkmale – etwa ein biologisches Wachstum, das unabhängig von den Märkten stattfindet, eine natürlich integrierte CO₂-Bindung und sehr geringe Drawdowns, da sie nicht börsentäglich bewertet werden. Immobilien sind oft liquider, aber Wälder bieten eine einzigartige ESG- und Net-Zero-Wirksamkeit.

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