RBC BlueBay AM: „Europäischer Bankensektor könnte vor Konsolidierungswelle stehen“

Die Europäische Zentralbank hat schon, die US-Notenbank wird wohl – klar, die Rede ist von Zinssenkungen. Die geldpolitischen Entwicklungen beiderseits des Atlantiks kommentiert Mark Dowding, Fixed Income CIO bei RBC BlueBay Asset Management, ebenso wie den Verkauf eines Teils der Commerzbank.
13. September 2024
Mark Dowding - Foto: © RBC BlueBay AM

Die Europäische Zentralbank hat schon, die US-Notenbank wird wohl – klar, die Rede ist von Zinssenkungen. Die geldpolitischen Entwicklungen beiderseits des Atlantiks kommentiert Mark Dowding, Fixed Income CIO bei RBC BlueBay Asset Management, ebenso wie den Verkauf eines Teils der Commerzbank.

„Der US-Arbeitsmarktbericht der vergangenen Woche zeigte einen Rückgang der Arbeitslosigkeit, nachdem sie im Vormonat sprunghaft angestiegen war. Die Zahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze ist nach wie vor robust, auch wenn frühere Revisionen diese Zahlen in einem schwächeren Licht erscheinen lassen. Die wöchentlichen Daten zu den Anträgen auf Arbeitslosenunterstützung geben keinen Anlass zur Sorge, dass sich der Arbeitsmarkt zum gegenwärtigen Zeitpunkt stärker abschwächen könnte.

Die Kernrate des US-Verbraucherpreisindex blieb unverändert bei 3,2 Prozent. Die Gesamtrate tendiert aufgrund der niedrigeren Energiepreise weiterhin nach unten.

In Anbetracht dieser Daten gehen wir nach wie vor davon aus, dass die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) die Zinsen nächste Woche um 25 Basispunkte senken wird. Wir sind der Meinung, dass das Dotplot der Fed, das die Zinserwartungen der Verantwortlichen abbildet, wahrscheinlich auf kumulative Zinssenkungen von 75 Basispunkten bis Ende 2024 schließen lässt. Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell wird höchstwahrscheinlich betonen, dass je nach eingehenden Daten die Möglichkeit einer schnelleren oder langsameren Zinssenkung besteht.

Wir denken nicht, dass die Daten viel schwächer ausfallen und daher in den nächsten Monaten größere Zinssenkungen erforderlich sein werden. Vor diesem Hintergrund kalkulieren die Märkte aus unserer Sicht eine zu starke kurzfristige Lockerung der Geldpolitik ein.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf ihrer Sitzung in dieser Woche die Zinssätze um 25 Basispunkte auf 3,5 Prozent gesenkt. Für die kommenden Quartale werden weitere Zinssenkungen erwartet, da sich die Inflationsrate in der Eurozone dem Zielwert von 2 Prozent nähert. Trotz des schwachen Wirtschaftswachstums auf dem gesamten Kontinent liegt die Arbeitslosenquote in der Eurozone mit 6,4 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit 25 Jahren, seit diese Daten erhoben werden. Die mangelnde Dynamik auf dem Arbeitsmarkt ist ein Hindernis für niedrigere Zinssätze, da sie ein Aufwärtsrisiko für die Löhne darstellt.

Der ehemalige EZB-Chef und vormalige italienische Ministerpräsident Mario Draghi identifiziert in seinem Bericht an die Europäische Kommission spezifische Herausforderungen, die die Staatengemeinschaft zur Verbesserung der schwachen strukturellen Aussichten angehen muss. Um diese anzupacken, ruft er zu aggressiven fiskalpolitischen Investitionen auf EU-Ebene auf.

Die ersten Reaktionen in den europäischen Hauptstädten fielen kühl aus. Doch selbst wenn nur ein kleinerer Teil von Draghis Vorschlägen umgesetzt wird, könnte dies immer noch zu einem erheblichen fiskalischen Stimulus führen. Dieser würde möglicherweise die Wirtschaftsaussichten für 2025 stützen und die Notwendigkeit einer aggressiveren geldpolitischen Lockerung durch die EZB verringern.

Interessant war in der vergangenen Woche auch der Verkauf eines 4,5‑prozentigen Anteils an der Commerzbank durch Deutschland an die italienische UniCredit. Damit hält die UniCredit 9 Prozent an dem Institut und hat erklärt, dass sie möglicherweise eine Übernahme der Bank in Erwägung zieht. Grenzüberschreitende Transaktionen in der EU waren bisher eher selten. Nun hat man das Gefühl, dass sich dies ändern könnte. Sollte UniCredit Erfolg haben, könnte dies der Auslöser für eine Welle von Bankenkonsolidierungen in Europa sein.

Die Sitzung der US-Notenbank wird das am meisten beachtete Ereignis der kommenden Woche sein. Danach wird es in der zweiten Monatshälfte mit Blick auf neue Wirtschaftsdaten ruhiger werden. Die US-Politik wird weiterhin für Schlagzeilen sorgen. Der Countdown zur Wahl läuft und das Rennen ist knapp. Bei der Debatte in dieser Woche schnitt die Demokratin Kamala Harris relativ gut ab. Es ist jedoch noch ein langer Weg. Obwohl die prominente Unterstützung von Taylor Swift aus Pennsylvania gut aufgenommen wurde, hätte ihre Fangemeinde – im wahlberechtigten Alter – ohnehin stark zu den Demokraten tendiert. Das Rennen selbst wird von wenigen Wählern in einer geringen Anzahl von Swing States bestimmt. Hier könnte der republikanische Kandidat Donald Trump trotz seines Rückstands in den landesweiten Umfragen einen kleinen Vorsprung haben.“

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